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Kunstprojekt Stolpersteine für Oschersleben

In Oschersleben sollen "Stolpersteine" verlegt werden. Damit wird an durch Nazis ermordete oder vertriebene Juden erinnert werden.

Von Sebastian Pötzsch 10.01.2017, 00:01

Oschersleben l Bei den „Stolpersteinen“ handelt es sich um vom Berliner Künstler Gunter Demnig entworfene kleine Gedenktafeln aus Messing. Diese sind etwa so groß wie Naturpflastersteine und werden meist in Gehwege vor ehemaligen Wohnungen und Geschäften jüdischer Einwohner eingelassen.

Geht es nach den Mitgliedern des Vereins „Emmeringer Kirche und Kunst“, den Initiatoren für die Oschersleber Stolpersteine, könnten die ersten Täfelchen schon in den kommenden Wochen verlegt werden. „Wir hatten bereits vor Weihnachten ein Gespräch mit Bürgermeister Benjamin Kanngießer und denken, dass uns die Stadt bei unserem Vorhaben unterstützen wird“, sagte Vereinsvorsitzender Lutz Bittner gegenüber der Volksstimme. So seien die Initiatoren gebeten worden, entsprechende Vorschläge einzureichen, die dann an die Arbeitsgruppe „Stadtentwicklungskonzept“ weitergeleitet würden.

„Wir wollen etwa zehn Stolpersteine pro Jahr verlegen“, sagte Bittner. An ihrer Seite wissen die Initiatoren Günther Blume. Der Verfasser der jüngsten Oschersleber Chronik werde Namen und Standorte von Wohnungen und Geschäften ehemaliger jüdischer Einwohner ermitteln und belegen. Außerdem hätten sich schon zahlreiche Oschersleber bereit erklärt, als Paten aufzutreten und somit einzelne „Stolpersteine“ zu sponsern. Dazu zählten etwa die Fraktion der SPD im Stadtrat, die Unternehmen Lange-Druck und Dr.-Ziethen-Verlag sowie Privatpersonen. „Ich gehe davon aus, dass wir keine Probleme haben werden, die Stolpersteine zu finanzieren“, schätzte der Emmeringer ein. Die Bereitschaft von Bürgern, sich mit Spenden an der Finanzierung eines Projektes zu beteiligen, würde von den Vereinsmitgliedern gern entgegengenommen.

„Damit wollen wir nicht nur an jene jüdische Bürger erinnern, die durch die Nazis enteignet, verschleppt und umgebracht wurden, sondern auch an jene, die ihre Heimat aufgeben mussten, um den Nazi-Häschern rechtzeitig zu entkommen“, erklärte Lutz Bittner weiter und fügte hinzu: „Wir wollen Opfer des Faschismus und Bürger für ihre Leistungen ehren.“

Hürden könnten die für die Verlegung der Stolpersteine notwendigen Einverständniserklärungen der jeweils betroffenen Grundstückseigentümer sein. „Für die Fußwege im Eigentum der Stadt gibt es bereits die Zusage durch den Bürgermeister“, sagte der Vereinsvorsitzende. Bei anderen wie der Bewos, der WG „Neues Leben“ oder Privatpersonen sollten die Genehmigungen jedoch kein Problem sein, so die Hoffnung Bittners.

Der erste „Stolperstein“ soll am Standort der ehemaligen jüdischen Synagoge am Lehnertsgraben in der Halberstädter Straße verlegt werden. Der einstige Sakralbau der jüdischen Gemeinde Oscherslebens ist heute ein Wohngebäude in Privathand. Ein Pate für das Täfelchen ist laut Lutz Bittner bereits gefunden.