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Marktkirche Geburt Jesu 2016 auf einer Baustelle

Oscherslebens Marktkirche ist noch eine Baustelle. Dennoch werden die Christen am heutigen Heiligen Abend dort den Gottesdienst feiern.

Von Yvonne Heyer 24.12.2016, 00:01

Oschersleben l Geschäftiges Treiben herrscht in St. Nicolai. Dafür sorgen momentan nicht die Bauarbeiter, sie haben das „Feld“ wieder geräumt. Fleißige Helfer wie der Gemeindekirchenratsvorsitzende Rainer Brückner, Arnulf von Knorre, Birga Letz und Annegret Pötsch sind beschäftigt, die Kirche für den heutigen Festgottesdienst herzurichten.

Seit Monaten ist die Oschersleber Marktkirche eine Baustelle. „Jesus ist in einem Stall geboren, zu uns kommt er heute eben auf die Baustelle“, sieht es Rainer Brückner ganz gelassen. Von einem Konzert mit dem Oschersleber Blasorchester am 1. Advent stehen noch die Stühle in der Kirche. Jetzt sorgen Rainer Brückner und Arnulf von Knorre dafür, dass die Heizung in Gang kommt, damit heute Abend zumindest etwas Wärme im Gotteshaus herrscht.

Birga Letz und Annegret Pötsch schmücken mit den Kindern Lea und Maja Hermes sowie Anna Letz die riesige Tanne, die ihren Platz neben der Kanzel eingenommen hat. Der prächtige Weihnachtsbaum stammt aus einem Oschersleber Kleingarten. Um auch die letzten Zweige mit Strohsternen behängen zu können, klettert Birga Letz die herbei geholte Leiter hoch hinauf.

An Musik wird es am heutigen Abend in der Marktkirche ebenso nicht fehlen. Ein Harmonium ist bereit gestellt, wird das Singen der Gemeinde und des Kirchenchores begleiten.

Und während die Oschersleber Nicolai-Kirche für den Gottesdienst hergerichtet wird, proben die Akteure des Krippenspiels, Clemens Hannen, Lennart und Aaron Birth gemeinsam mit Pfarrer Johannes Heinrich. „Als Krippenspiel möchte ich es nicht bezeichnen, sondern als kurzen Sketsch“, meint der Pfarrer. „Ich bin noch dabei, die Kinder- und Jugendarbeit in unserer Gemeinde aufzubauen. Da muss in diesem Jahr dieses kleine Anspiel reichen.“ Den Text hat er selbst geschrieben, es unserer Zeit angepasst. So ist von Twitter die Rede. Doch die Worte: „Gott liebt halt Menschen, ob mit oder ohne Geschenk...“ werden immer aktuell sein.

Die Zeugnisausgabe für die Oschersleber Abiturienten im Juni dieses Jahres war die letzte Veranstaltung in der St. Nicolai-Kirche vor Beginn der von langer Hand geplanten Bauarbeiten. Wichtigstes Ziel des Bauprojektes: Den Schwamm für immer aus der Kirche verbannen. Dafür wurden seit August insgesamt 750 Quadratmeter des einstigen Holzfußbodens komplett herausgerissen. Der Fußboden des Gotteshauses wurde neu aufgebaut, Minibagger schaufelten eine dicke Schotterschicht in die Kirche. In die verschiedenen Schichten des neuen Fußbodens sind Lehrrohre für unterschiedliche Medien eingebaut. Unter anderem sind dort die Kabel für die neue Sitzheizung eingelegt. Über den Förderverein von St. Nicolai können die Anfänge der Sitzheizung bezahlt werden.

Um den Schwamm endgültig aus der Kirche zu verbannen, wird es definitiv keinen Holzfußboden mehr im Gotteshaus geben. Die Kirche wird komplett mit Sandstein ausgelegt. Selbst die Holzstützen der Empore bekommen einen Sandsteinsockel. „Wir sind gerade in der Bemusterung des neuen Fußbodens“, berichtet Rainer Brückner. Der Denkmalschutz ist involviert und wisse auch, welche Vorstellungen die Oschersleber Kirchengemeinde hat. Rainer Brückner musste feststellen, dass Sandstein sehr teuer geworden ist. Noch sei nicht klar, ob diese Arbeiten europaweit ausgeschrieben werden müssen. Ohne Holzfußboden werde sich auch die Akustik in der Kirche verändern.

Aber nicht nur der Fußboden von St. Nicolai wurde entfernt. An markanten Stellen, dort wo der Schwamm festgestellt worden war, musste der Putz von den Wänden geschlagen werden. Das Mauerwerk wurde anschließend „geimpft“ und neu verputzt. Mehr als 200 000 Euro sind für die Schwammsanierung der Oschersleber Marktkirche veranschlagt. Die Kosten werden durch Fördermittel von Bund und Land Sachen-Anhalt komplett getragen.