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Protest Hordorfer sind gegen weitere Windräder

In Hordorf stehen die Zeichen auf Sturm. Die Einwohner sind aufgebracht, weil am Dorfrand weitere Windräder errichtet werden sollen.

Von Yvonne Heyer 23.02.2017, 00:01

Hordorf l Nehmen wir das Schlusswort, gehalten von der zweitältesten Bürgerin Hordorfs, vorweg: „Ich habe nur einen Wunsch, nämlich den, dass man mich in der Nacht schlafen lässt. Ich habe Angst davor, dass mich die Windräder nicht schlafen lassen, wenn sie noch näher an den Ort heranrücken“, sagte die 93-jährige Marlotte Barne am Ende der mehr als zweieinhalb Stunden dauernden Bürgerversammlung in Hordorf.

Während der Versammlung machten die Bürger klipp und klar deutlich: Wir wollen vor unseren Haustüren keine weiteren Windräder haben! Die 33 Windmühlen, die aktuell vor den Toren des Dorfes stehen, gehören zum Windpark Schwanebeck, wurden vor Jahren vom Harzkreis genehmigt.

„Schuld“, dass das Thema Windpark nun nach Hordorf gelangt ist, ist die Tatsache, dass der Regionale Entwicklungsplan der Planungsgemeinschaft Magdeburg überarbeitet wurde. Und in diesem Planungsentwurf wurde ein Windparkeignungsgebiet bei Hordorf ausgewiesen. Eckart Große, Leiter der Regionalen Planungsgemeinschaft Magdeburg, der neben der Landeshauptstadt auch die Landkreise Börde, Jerichower Land und Salzlandkreis angehören, war mit seinem Kollegen Marcus Bohnstedt vom Ortschaftsrat und der Stadtverwaltung Oschersleben eingeladen worden, um den Bürgern zu erklären, welche Aufgaben die Planungsgemeinschaft hat und wie die Windparkeignungsgebiete in den Regionalplan „gelangen“.

 „Wir sagen, wo gebaut werden darf. Der Außenbereich der Orte ist als privilegiert für Windenergie ausgewiesen. Der Landesentwicklungsplan hat die Windenergie der Regionalplanung zugewiesen. Wenn wir nicht planen, kann jeder Windräder errichten, wo er will“, machte Eckart Große den aufgebrachten Hordorfern deutlich. Andererseits legen die Regionalplaner nur fest, wo Gebiete für Windräder entstehen könnten, ob die Windräder tatsächlich gebaut werden dürfen, ist hingegen wieder Sache der Landkreise und der Immissionsschutzbehörden.

Die Regionalversammlung, bestehend aus Bürgermeistern, gewählten Mitgliedern, Landräten und dem Oberbürgermeister Magdeburgs hat den Entwurf des Regionalen Entwicklungsplanes beschlossen. Danach wurde dieser öffentlich ausgelegt. Ein Vierteljahr war Zeit, Bedenken zu äußern, Hinweise zu geben. Wie Eckart Große in diesem Zusammenhang berichtet, seien 4400 Meinungen eingegangen.

In der Stadt Oschersleben lag der Planungsentwurf vom 11. Juli bis zum 11. Oktober 2016 aus. Von Hordorfern – und nicht nur von ihnen, auch Oschersleber und Krottorfer, rund 200 Leute insgesamt, waren zur Einwohnerversammlung gekommen – wurde kritisiert, dass die öffentliche Auslegung seitens der Stadt und auch des Ortschaftsrates nicht genug publik gemacht worden sei. Nur über Umwege hätten die Bürger vom Planungsentwurf und damit vom Windparkeignungsgebiet erfahren.

Während der Einwohnerversammlung wurde nun nach etlichen Gerüchten und Mutmaßungen die „Katze aus dem Sack gelassen“ und die Zahl der möglicherweise zu errichtenden Windkraftanlagen konkret genannt. 12 oder 13 Windmühlen sollen es werden, zwischen 200 bis 240 Meter hoch, mit einem Rotordurchmesser von 140 Metern, einer Turmhöhe von 160 Metern und in einem Abstand von einem Kilometer von der letzten Bebauung in Hordorf. „Kleinere Anlagen rechnen sich heute nicht mehr“, machten die Investoren von CPC Germania, Jörg Janetzky und Sebastian Schell sowie Hans-Jörg Cuno und Heiner Danzmann von der HD-Verwaltungsgesellschaft Bornstedt, die Betreiber des Gröninger Windparks, deutlich. An sie als mögliche Investoren richteten die Hordorfer die Bitte, auf einige Windkraftanlagen zu verzichten und damit den Abstand zum Dorf zu vergrößern.

Schon jetzt würden die Bürger unter den bereits vorhandenen 33 Windkraftanlagen leiden, obwohl diese weiter entfernt stehen. Als störend werde die Geräuschkulisse, die durch die sich drehenden Rotoren entsteht, empfunden. Auch der Schattenschlag sei eine Störung. Und gerade dieser Schattenschlag würde zunehmen, da die Windkraftanlagen am westlichen Ortsrand, und damit dort, wo die Sonne untergeht, errichtet werden sollen.

Inzwischen hat sich eine Bürgerinitiative „Gegenwind Hordorf“ gegründet. Diese hat nicht nur 330 Unterschriften gesammelt, sondern auch einen offenen Brief mit Gedanken zur Entwicklung des Landes geschrieben. Die Hordorfer sehen vor allem ihre Lebensqualität schwinden und damit die Zukunft ihres Dorfes. Wer würde sich schon in einem Ort ansiedeln, in dem die mit 230 Metern größten Windräder, die je für das Festland entworfen und 2016 erstmals errichtet worden sind, stehen – mit einem Abstand von nur einem Kilometer. Lärmbelästigung und Schattenwurf werden genauso kritisch gesehen wie der Punkt, dass knapp 60 Windräder das Landschaftsbild verschandeln. „Ein Kilometer Abstand zu bewohnten Ortschaften ist sogar nach Landesrecht zulässig... In anderen Bundesländern existiert beispielsweise die 10-H-Regel. Das bedeutet, der Mindestabstand zu Ortschaften beträgt mindestens 10 Mal die Höhe der Windräder“, heißt es in dem offenen Brief.

Auch aus den Reihen der Investoren wurde der Vorschlag unterbreitet, ein Gremium mit drei, vier Leuten zu bilden. Gemeinsam solle versucht werden, eine erträgliche Lösung für die Hordorfer zu finden.