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Natur Neun Rekordbäume im Harbker Schlosspark

Neun Rekordbäume stehen im Harbker Schlosspark. Sie sind die dicksten ihrer Art im Land.

Von Ronny Schoof 29.12.2016, 00:01

Harbke l Nachdem es im Sommer alles recht zügig gehen musste bei der Stippvisite der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft (DDG) im Harbker Schlosspark und auf die Schnelle erst mal nur die an exponierter Stelle gewachsene Zirbelkiefer vermessungstechnisch als Rekordbaum bestätigt wurde, wollte es Parkgärtner Rudi Michalke im Nachgang doch etwas genauer wissen. Wieviele und welche Bäume im altehrwürdigen Schlosspark zählen zu den „Champion Trees“, weisen also einen Stammumfang auf, der größer ist als bei allen anderen Artenvertretern im jeweiligen Bundesland?

Antworten liefert eine entsprechende Liste der DDG, in der mittlerweile mehr als 6000 Rekordbäume erfasst sind. Rudi Michalke hat sich für die Volksstimme durchgewühlt und ist auf insgesamt neun Harbker Bäume gestoßen, die in Sachsen-Anhalt derzeit als „dickste Dinger“ gelten. Einer aus der Reihe ist gar Bundeschampion.

Vergleichsweise schmal – knapp 1,30 Meter rundum –, doch auf ihre Weise eben doch relativ breit und letztlich beleibter als alle anderen Artgenossen hierzulande steht die „Filicifolia“ am Wegesrand – ein eher unscheinbarer Baum mit der Kennnummer 20. Besonderes Merkmal: die Blätter – schmal, spitz und feingliedrig, kein Eichengrün im klassischen Sinn. „Das ist eine Geschlitztblättrige Stieleiche“, erklärt Rudi Michalke, studierter Landschaftsgärtner, der sich mit dem Park und seinen Besonderheiten bestens auskennt. „Und laut DDG-Liste handelt es sich hierbei um die stärkste in ganz Deutschland.“

Acht weitere Bäume in „seinem“ Park hat Michalke mittels der Liste aufgespürt, die aktuell als Nummer eins im Bundesland Sachsen-Anhalt aufgeführt sind. Auslöser der Recherche war vor fünf Monaten die Bestätigung durch die DDG, dass die Harbker Zirbe ein so genannter „Champion Tree“, also ein Rekordbaum ist. Gemessen wird dabei der Stamm-umfang auf etwa Brusthöhe.

Ganz in der Nähe der Zirbe befindet sich ein weiterer Nadelbaum auf Rekordniveau – eine Engelmannfichte, zu der Michalke auch noch eine nette Episode auf Lager hat: „Vor einiger Zeit habe ich aus dem Stamm ein Porzellanschild entfernt, das in den 1950er oder 1960er Jahren angeschraubt worden ist und mittlerweile fast komplett eingewachsen war. Mit den Schildern wurden damals schon besondere Bäume im Park gekennzeichnet, und dieses hier ist wahrscheinlich das letzte, das noch einigermaßen heil geblieben ist. Ich kann mich erinnern, dass wir als Kinder gern mit Schlatschen drauf geschossen haben. Diese Plakette wollte ich nun also noch retten. Vielleicht hat das Börde-Museum dafür Verwendung, ansonsten finden wir in der Gemeinde dafür einen Platz.“

Das Schild hat allerdings einen kleinen Makel. Es wies den schnell hochgeschossenen Baum als Nordamerikanische Stechfichte aus. „Kann man leicht verwechseln, aber es ist tatsächlich – so haben es die DDG-Experten bestätigt – eine Engelmannfichte, die ebenfalls aus Nordamerika stammt“, so Rudi Michalke. Die Stärke von 1,12 Metern sei auch deshalb bemerkenswert, „weil der Brusthöhenumfang bei diesen Bäumen üblicherweise weniger als einen Meter beträgt“, weiß der Fachmann und fügt an: „Ringsum müssen wir demnächst etwas ausästen, weil die Engelmannfichte sichtlich zu wenig Licht bekommt. Das war auch ein Hinweis der DDG im Sommer.“

Auf fast vier Meter Umfang kommt die uralte Baumhasel nahe dem Parkeingang an der Levinskirche. Sie hat an der Südseite der Schlossruine freies Wachstumsfeld – und das schon seit gut 250 Jahren, betont Michalke: „Sie ist vermutlich bereits um 1760, als man den Schlosspark angelegt hat, gepflanzt worden.“

Die Liste der von der DDG erfassten Rekordbäume im Internet auf: www.ddg-web.de