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Feuerwehr Beschluss zieht Millionen nach sich

In Oschersleben müssen notwendige Investitionen für die Feuerwehren getätigt werden, die nicht billig sind.

Von Yvonne Heyer 28.12.2016, 00:01

Oschersleben l Einstimmig hat der Oschersleber Stadtrat am 23. Juni die überarbeitete Risikoanalyse und den Brandschutzbedarfsplan für die nächsten Jahre beschlossen. Daran erinnert Gerd Ludwig, Leiter des Fachbereiches Ordnung und Sicherheit der Stadt Oschersleben, ausdrücklich mit den Worten: „Die Feuerwehren sind eine Pflichtaufgabe der Stadt.“ Die Umsetzung des gefassten Beschlusses habe vor allem finanzielle Konsequenzen. Da seien die 13 Millionen auf der hohen Kante eine gute Basis.

Sorgen und Nöte hinsichtlich der Feuerwehren gäbe es reichlich. „Die letzte Überprüfung des Feuerwehrgerätehauses in Oschersleben durch die Feuerwehrunfallkasse (FUK)Magdeburg/Mitte war ernüchternd und erinnert an Auflagen, die es schon länger gibt. Die Enge des Hauses birgt für die Kameraden die Gefahr, dass sie sich einquetschen. Unfallgefahr besteht darüber hinaus durch den gegenläufigen Verkehr. Für Oschersleben müsste also ein Neubau geplant werden, ausbauen oder sanieren bringe hier nichts. Zudem haben die Kameraden, die rund 100 Mal im Jahr ausrücken und allesamt ehrenamtlich ihren Dienst versehen, im gewissen Sinne auch ein Recht darauf, in würdigen Verhältnissen ihren Dienst zu versehen. Wir sind moralisch verpflichtet, Technik und Ausstattung entsprechend des Standards und der gesetzlichen Normen vorzuhalten“, macht Gerd Ludwig deutlich. Er spricht von einem großen Brocken, wenn er an den Neubau eines neuen Gerätehauses in Oschersleben denkt. Rund 3,5 Millionen müssten mittelfristig eingeplant werden. Die FUK habe einen Neubau empfohlen. Dieser würde möglicherweise seinen Platz im Gewerbegebiet bekommen. „Bei Neubauten gilt es, strenge Vorschriften einzuhalten“, so Ludwig.

Lange haben die Kameraden in Altbrandsleben um ein neues Gerätehaus gekämpft und haben trotz der widrigen Bedingungen an ihrem alten Domizil der Feuerwehr die Treue gehalten. Im neuen Jahr wird der neue Bau beginnen. Insgesamt 600 000 Euro werden investiert. Für 2017 steht zudem der zweite Bauabschnitt und damit die Fertigstellung des Gerätehauses in Schermcke an. „In die ehemalige Fahrzeughalle werden der Sanitärtrakt, getrennt nach Männlein und Weiblein, und ein Schulungsraum eingebaut. Die Fertigstellung haben wird jahrelang vor uns hergeschoben. Für 2017 sind 163 000 Euro eingeplant“, weiß der Ordnungs- und Sicherheitschef zu berichten. Weitere Bauarbeiten für die Verbesserung der Gerätehäuser stehen in Beckendorf, Neindorf und Hornhausen an. Das sind noch einmal knapp 50 000 Euro.

Ganz oben auf der „persönlichen“ Prioritätenliste von Gerd Ludwig steht ein Neubau für Groß Germersleben und Klein Oschersleben. Die Wehren sollen künftig unter einem Dach agieren, doch über das Wo konnte noch immer keine Einigung erzielt werden. Über einen Erweiterungsbau müsse auch in Hordorf nachgedacht werden. Das derzeitige Gerätehaus ist zu klein, zu eng.

Nicht nur die Stadt Oschersleben steckt in dem Dilemma, dass mehr als 25 Jahre nach der Wende die damals neu angeschafften Fahrzeuge für die Wehren inzwischen in die Jahre gekommen sind und ersetzt werden müssen. „Unsere Fahrzeugplanung ist auf 25 Jahre festgelegt, einige Fahrzeuge bringen es aber auch auf 30 Jahre“, stellt Gerd Ludwig fest.

Die langfristige Fahrzeugplanung der Risiko- und Brandschutzbedarfsanalyse reicht bis in das Jahr 2027. Sie umfasst rund 3,5 Millionen Euro. Etliche Mehrwegtransportfahrzeuge seien angeschafft und weitere eingeplant worden. „Diese Fahrzeug sind sehr wichtig. Sie bringen die Kameraden zum Einsatzort, wenn Einsatzkräfte, (wie eine Gruppe mit neun Mann) nachgezogen werden müssen“, erklärt Gerd Ludwig.

Über etliche Jahre sei die Ersatzbeschaffung für die Oschersleber Drehleiter immer wieder verschoben worden. Nun wurde sie im Investitions- und Haushaltsplan der Stadt für das Jahr 2018 festgehalten.

„Das Einsatzgeschehen der Feuerwehren hat sich sehr verändert. Das spiegelt sich in den neuen Fahrzeugen wieder. Diese werden nicht nur immer teurer und spezieller, sondern auch immer größer. Kleinere Autos werden gar nicht mehr hergestellt, was auch Konsequenzen hinsichtlich der Führerscheine hat. Es werden mehr Lkw-Führerscheine gebraucht. Um das Fahren mit den Einsatzfahrzeugen sicherer zu machen, müsste es häufiger Trainingsmöglichkeiten geben“, meint Gerd Ludwig. Schulungen für Maschinisten und Gerätewarte oder Rechtsschulungen werden regelmäßig angeboten und von den Kameraden gut angenommen.

Kritische Worte schickt Oscherslebens Fachbereichsleiter Ordnung und Sicherheit in Richtung Land. Nach mehr als 25 Jahren sei die Förderrichtlinie des Landes, mit der sich Sachsen-Anhalt an der Ersatzbeschaffung von Fahrzeugen oder am Umbau von Gerätehäusern beteiligt hat, ausgelaufen und nicht wieder neu aufgelegt worden. „Das ist unbefriedigend, zumal es vielen Kommunen finanziell nicht so gut geht und sie sich dennoch der Pflichtaufgabe Feuerwehr stellen müssen. In der Politik unseres Landes muss der Brandschutz wieder eine stärkere Berücksichtigung finden“, macht Gerd Ludwig deutlich. Er finde auch deshalb so deutliche Worte, weil es noch viele andere Kosten gibt, die die Kommunen hinsichtlich des Brandschutzes und der Feuerwehr stemmen müssen. „Was ist mit den Kosten für Lehrgänge in Heyrothsberge? Oder die Sicherung der Löschwasserversorgung? Hier sind wir ebenso in die Pflicht genommen und müssen investieren“, macht Gerd Ludwig deutlich.