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Bürger verärgert Hadmersleber Bürgerbüro ist schon zu

Das Bürgerbüro in Hadmersleben ist früher geschlossen worden als angekündigt. Das sorgt für Ärger im Ortsteil

Von Sebastian Pötzsch 06.10.2015, 01:01

Hadmersleben l „Das Bürgerbüro bleibt aus technischen Gründen geschlossen. Bitte nutzen sie das Einwohnermeldeamt in Oschersleben“, ist auf einem Aushang in einem Schaukasten vor dem Gebäude der ehemaligen Heinrich-Heine-Schule in Hadmersleben zu lesen. Hier ist das Bürgerbüro untergebracht.

Jürgen Töpperwien kann darüber nur den Kopf schütteln. „Einige Entscheidungen, die im Oschersleber Rathaus getroffen werden, sind mehr als fraglich“, sagt der Hadmersleber und fügt hinzu: „Wer eine soziale Einrichtung wie die Bürgerhilfe aus Lohnkostengründen ersatzlos schließt, ist von Bürgernähe weit entfernt.“ Für die Ankündigung der Stadtverwaltung, das Bürgerbüro ab dem 16. Oktober in dem Oschersleber Stadtteil dicht zu machen, habe er schon kein Verständnis gehabt. Doch dass die Bürotüren schon jetzt verschlossen bleiben, empfindet Töpperwien als Farce. „Das Fatale an der Sache ist, dass man die Einwohner von Hadmersleben offenbar für dumm verkaufen will“, schimpft er. Mit etwas gutem Willen hätte die Stadtverwaltung passende Ausweichmöglichkeiten finden können.

Eine Rentnerin steht am Montag kurz vor Mittag ebenfalls ratlos vor dem Aushang. „Das können die doch mit uns alten Leuten nicht machen. Die Klärung eines Anliegens wird ja dann zur Tagesaufgabe“, sagt die Frau, deren Namen auf eigenen Wunsch nicht veröffentlicht werden soll. Ein weiterer Hadmersleber, der seinen Namen nicht nennen will, meint, die Entscheidung sei unklug von der Stadtverwaltung. „Viele hier denken doch eh schon, dass Hadmersleben am Tropf von Oschersleben hängt und das meiste Geld in die Kernstadt fließt. Wir sind von der Entwicklung abgeschnitten“, sagt der Mann. Diese Bedenken teilt auch Jürgen Töpperwien und wird sarkastisch: „Das mit der Schließung eingesparte Geld kann man ja dann in Oschersleben verschleudern, zum Beispiel für Bäderlandschaften,Tunnelbau, Kunstrasenplatz und einiges mehr.“

Gerd Ludwig bittet dagegen die Einwohner um Verständnis. „Zu unserem großen Bedauern müssen wir das Bürgerbüro schließen. Einerseits aus technischen Gründen. Andererseits ist die Kollegin bis auf Weiteres erkrankt“, sagt der Oschersleber Ordnungamtsleiter und ergänzt: „Eine Vertretung ist nicht möglich. Wir können nicht verantworten, dass während dieser Zeit ein Arbeitsplatz in Oschersleben leer bleibt. Das Pensum ist hier nämlich um ein Vielfaches höher als in Hadmersleben.“

Außerdem habe es jüngst eine Begehung mit den Regionalbereichsbeamten der Polizei gegeben, die den Räumlichkeiten des Bürgerbüros ein erhöhtes Sicherheitsrisiko attestierten. „Die Sicherheitsbedenken gelten nicht nur den baulichen Gegebenheiten. Die Kollegin sitzt ganz alleine in dem alten Schulgebäude in Hadmersleben und hantiert mit Geld, Siegeln, Urkunden und Dokumenten. Das Risiko, überfallen zu werden, ist einfach zu hoch“, begründet Ludwig die Entscheidung, die Bürgermeister Benjamin Kanngießer (parteilos) persönlich getroffen haben soll. Der Ordnungsamtschef erinnerte in diesem Zusammenhang an den Überfall auf das Straßenverkehrsamt vor mehreren Jahren, als hinter vorgehaltener Pistole Siegel und Dokumente geraubt worden waren.