Sommerabenteuer Leser erobern Klinik-OP

Die Helios-Bördeklinik in Neindorf aus Sicht eines Arztes erleben - dazu hatten Zeitungsleser Gelegenheit.

Von Sebastian Pötzsch 30.06.2016, 01:01

Neindorf l „Bevor es losgeht, möchte ich ihnen kurz unser Schloss und die Kirche vorstellen. Wir sind wohl das einzige Krankenhaus in Deutschland, das auch im Besitz solch alter Bauten ist.“ Mit diesen Worten begrüßt Klinik-Geschäftsführer Michael Lange die Teilnehmer des Sommerabenteuers. Danach führt er die Gruppe durch mehrere Flure bis hin zur Abteilung für Endoskopie und High-End-Sonographie. „Wir haben hier tatsächlich die modernsten Ultraschall-Geräte, die derzeit auf dem Markt erhältlich sind. Deswegen sagen wir High-End-Sonographie“, betont Spezialist Dr. Peter Rauh. Der Unterschied zu anderen Ultraschall-Geräten sei beispielsweise die sehr hohe Bildwiedergabequalität sowie die Ausstattung mit mehreren Ultraschallköpfen. Nicht nur zur Diagnostik würden die hochmodernen Geräte eingesetzt, sondern auch für Eingriffe wie beispielsweise eine Leberpunktion. „Das muss nun nicht mehr blind gemacht werden. Mit dem Ultraschall kann genau geschaut werden, wo die Nadel für die Probenentnahme angesetzt werden muss“, erklärt der Facharzt weiter und führt gleich selbst das bildgebende Verfahren an seiner Halsschlagader vor. Am Monitor können die Teilnehmer sehen, in welcher Richtung das Blut fließt.

„Wenn Sie die doch recht große Nadel durch den Brustkorb bis zur Leber einführen, wird das dann mit Betäubung gemacht?“, fragt Leser Ernst-Otto Riemann aus Irxleben. „Tatsächlich nehmen wir am Patienten eine lokale Betäubung vor, die möglichst tief unter die Bauchdecke führt. Die Patienten sind jedes Mal überrascht, wie wenig sie vom Eingriff merken“, beruhigt der Arzt und stellt den Zuhörern anschließend ein Kontrastmittel vor, dass einzelne Organe besser erkennen lässt. Dabei wird ein Pulver mit einer Flüssigkeit vermischt. Es entsteht eine milchige Suspension mit kleinsten Gasbläschen. Diese bilden Reflexionen, nachdem die Flüssigkeit dem Patienten in eine bestimmte Körperregion gespritzt worden ist. „So können mittlerweile kleinste Tumore sichtbar gemacht werden“, erzählt Peter Rauh.

Anschließend führt der Klinik-Geschäftsführer die Gruppe zur Endoskopie. „Bei uns werden Magen- und Darmspiegelungen durchgeführt“, sagt Dr. Sven Kolfenbach vom Zentrum für Innere Medizin an der Bördeklinik. Auch hier seien alle Geräte von der neuesten Generation, die Schläuche viel flexibler und die bildgebenden Verfahren viel hochaufgelöster als noch vor Jahren. Außerdem würden derartige Untersuchungen in Neindorf ausschließlich während einer mit Medikamenten ausgelösten Kurzschlafphase durchgeführt. „Das machen wir immer so, weil es angenehmer für den Patienten und auch für den Arzt ist“, unterstreicht Kolfenbach.

Doch nicht nur Untersuchungen könnten mit dem endoskopischen Verfahren durchgeführt, sondern beispielsweise auch Darmpolypen entfernt werden. Dafür kann über den Schlauch eine Schlinge in den Darm geführt, mittels eines hochfrequenten Stroms der Polyp dann abgeschnitten und geborgen werden. „Das ist ein sehr elegantes Verfahren. Nur noch die Darmvorbereitung, also das Entleeren des Organs, kann für den Patienten noch belastend sein“, versichert der Mediziner.

Nach der Endoskopie steht die Urologie auf dem Plan. Wieder führt Michael Lange die Besucher über die Flure und erzählt, dass die Urologie im Hause erst im April eröffnet habe. „Gebaut wurde sie von Januar bis März. Insgesamt hat Helios 1,5 Millionen Euro investiert“, erzählt der Klinikgeschäftsführer. Rund 1,2 Millionen Euro hätten allein die neuen Geräte gekostet. „Mit diesen können wir beispielsweise Nierensteine entfernen“, erzählt Oberarzt Matthias Ulrich und zeigt auf ein hellgraues Großgerät mit angeschlossener Patientenliege. „Mit der sogenannten ESWL, der extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie, können die schmerzauslösenden Steine regelrecht zerbröselt werden. Dafür ist keine Narkose notwendig“, beschreibt der junge Arzt.

Dann dreht er sich um und führt ein Uroskop vor, „ein Premium-Gerät“, wie er betont. „Damit können wir größere Steine und Tumore entfernen“, sagt Matthias Ulrich. Ähnlich wie bei der Endoskopie werde dem Patienten ein hochflexibler Schlauch mit einer sensiblen, hochauflösenden Kamera eingeführt – allerdings über die Harnröhre. Tatsächlich lässt sich der Kopf mit Kamera in nahezu alle Richtungen bewegen, „selbst um enge Kurven kann ich damit gelangen“, führt der Mediziner vor. Beim Tumor oder Nierenstein angekommen, könnten diese dann mit einer Zange oder einem Körbchen entfernt werden. Auch zur Behandlung der Prostata sei die Methode geeignet.

Dann geht es in Richtung Zentrale Notaufnahme. Zahlreiche Patienten warten darauf, von Dr. Heike Bien und ihren Kollegen versorgt zu werden. „Heute ist Spezialsprechstunde Chirurgie. Da können sie mal sehen, was unser Personal an solchen Tagen wie diesem so leistet“, sagt die Ärztliche Direktorin und Chefärztin der Klinik für Chirurgie und Orthopädie an der Bördeklinik. Und obwohl es voll ist, gewährt sie den Volksstimme-Lesern einen Blick in die Behandlungsräume. Hier ist Wundschwester Angelika Brieger gerade dabei, einer Patientin einen Verband anzulegen. Im Nebenraum wird einem weiteren Patienten gerade eine Schnittwunde am Fuß versorgt. „Mit der Kreislaufüberwachung sind wir hier für echte Notfälle gewappnet. Die Nähe zum Herzkatheterlabor sorgt für kurze Wege“, erklärt Heike Bien.

Das Herzkatheterlabor ist die letzte Station des Tages. Hier gibt es ein Wiedersehen mit den Medizinern Sven Kolfenbach und Peter Rauh. Auch Oberarzt Emad Akel ist dieses Mal dabei. „Wir sind hier in der heiligen Halle der Kardiologie“, sagt Kolfenbach. Erst seit Oktober 2015 sei das Labor in Betrieb. Hier könnten akute Herzinfarkte behandelt werden. Ultraschall stehe auch zur Verfügung. Mit dem Verfahren könne der Eingriff genau dort gemacht werden, wo er nötig ist. An einem Monitor zeigt Emad Akel, an welcher Stelle eines Herzkranzgefäßes sich eine Engstelle befindet, der Blutfluss dort unterbrochen ist. Mit dem Katheter wird ein sogenannter Stent, ein kleines Röhrchen aus Drahtgeflecht, immer weiter durch das Blutgefäß geschoben und genau an der betreffenden Stelle aufgespannt. Nun kann das Blut wieder ungehindert fließen. „Die Patienten sind dabei wach. Das ist viel schonender, als unter Narkose den Brustkorb zu öffnen“, erklärt Kolfenbach.

„Was ist eigentlich, wenn hinter dem gesetzten Stent wieder eine Engstelle auftritt“, fragt Leser Ernst-Otto Riemann. Kolfenbach: „Dann wird hinter dem Stent ein neuer gesetzt, also durch den alten Stent hindurch. Das ist überhaupt kein Problem.“

Nach weiteren Fragen und Antworten ist das Sommerabenteuer in der Bördeklinik in Neindorf vorbei. „Das war heute superinteressant. Vor allem die moderne Technik hat es mit angetan“, sagt die sichtlich zufriedene Volksstimme-Leserin Saskia Meye. Monika Oerlecke kennt die Klinik noch aus DDR-Zeiten. „Was sich hier verändert hat, ist einfach enorm“, resümiert die Harbkerin. Auch die hochmoderne Technik habe sie interessiert und sei bemerkenswert. So äußert sich auch Leserin Christa Reinecke. „Doch besonders angetan bin ich von den Ärzten. Die haben das alles sehr anschaulich erklärt.“

Der Klinik-Betreiber Helios hat in den vergangenen rund zwei Jahren einen zweistelligen Millionenbetrag in Neindorf investiert. Allein 7,4 Millionen Euro kostete das neu errichtete Bettenhaus mit insgesamt 36 Ein- und Zweibettzimmern.

Die nächste Station des Volksstimme-Sommerabenteuers wird am Mittwoch, 6. Juli, das Endlager für radioaktive Abfälle in Morsleben sein. Die Anmeldungen dafür sind bereits abgeschlossen.