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Stadtentwicklung Oschersleber Zukunft auf 5 Tafeln

Gut zwei Dutzend Oschersleber haben über die Zukunft ihrer Stadt diskutiert. Ihre Ideen fließen in das Stadtentwicklungskonzept ein.

Von René Döring 21.07.2017, 01:01

Oschersleben l Vorn stehen fünf große, nach unten hin immer enger und kleiner beschriebene Tafeln. Beschrieben quasi mit der Zukunft der Stadt Oschersleben und ihrer Ortsteile. Zu lesen ist hier also, wie die Bodestadt 2030 aussehen und was sie dann ihren Bewohnern und Besuchern so alles bieten wird.

Ganz oben ist von attraktiven Wohn-, Bildungs und Freizeitangeboten genauso zu lesen, wie von einem selbstbewussten und eng vernetztem Gemeinwesen, einem kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum des südlichen Bördekreises sowie von einer komplexen und lebendigen Innenstadt. Weiter unten werden die Aussagen konkreter. Hier steht beispielsweise geschrieben, dass die stillgelegte Bahntrasse, auf der einst Züge Richtung Gunsleben gefahren sind, ein breiter Grünstreifen für Sport, Spiel und andere Freizeitbeschäftigungen geworden ist, dass die Kitas in Hordorf, Klein Oschersleben und Hadmersleben saniert sind, dass es einen Radrundfahrtweg gibt, der Oschersleben mit allen 19 Ortsteilen und Siedlungen verbindet, oder auch, dass das gesamte Oschersleber Rathaus im Internet besucht werden kann, also die Dienstleistungen der Stadtverwaltung digital abzurufen und in Anspruch zu nehmen sind.

Insgesamt gibt es 204 konkrete, bis zum Jahr 2030 angestrebte Ziele, die auf den besagten Oschersleber Zukunftstafeln aufgeführt sind. Sowie aus Platzmangel auch in weiteren Unterlagen. Oder richtigerweise gab. Denn seit dieser neuerlichen Beratung im Rathaus gibt es gar 208 Ziele.

Sind doch die Oschersleber Bürger zu dieser Werkstatt-Veranstaltung eingeladen worden, um die bisherige Arbeit an einem Entwicklungskonzept der Stadt Oschersleben zu begutachten und zu beurteilen sowie gegebenenfalls Änderungen und Ergänzungen vor-zuschlagen. Was dann auch einige der Teilnehmer mit sehr viel Engagement getan haben.

Seit einem Jahr also wird in Oschersleben an diesem mit „Isek“ abgekürzten „Integrierten Stadtentwicklungskonzept“ gearbeitet. Unter Regie des Berliner Stadt- und Landschaftsplaners Stephan Westermann. Der im September vergangenen Jahres zunächst zu einer ersten öffentlichen Diskussion eingeladen hatte. Gut 40 Einwohner waren gekommen, um gemeinsam mit dem Planer sowie Mitgliedern des Stadtrates und der Verwaltung den Stand der Dinge, also die Stärken und Schwächen der Stadt Oschersleben zusammenzutragen. Das sowohl mit Blick auf die Gegenwart als auch schon in die Zukunft.

Was da zusammengetragen worden ist war die Grundlage für die Arbeit einer Lenkungsgruppe, die sich seither fünfmal getroffen hat, um jeweils ein bestimmtes Thema zu beleuchten und die Entwicklungsziele zu formulieren. Dazu sind jeweils 50 Vertreter aus alles Bereichen des gesellschaftlichen Lebens der Stadt Oschersleben, also unter anderem aus dem Stadtrat, den Ortsteilen, der Stadtverwaltung, der Wirtschaft, der Vereine und Verbände, wie auch aus den Wohnungsunternehmen eingeladen worden.

„Das war und ist hier eine sehr konstruktive Arbeit, die mir nicht zuletzt deshalb große Freude bereitet, weil die Mitstreiter immer mehr Lust an diesem Thema bekommen haben“, wie Stephan Westermann sagt. Der deutschlandweit schon etliche solcher Entwicklungskonzepte erarbeitet und in Oschersleben aus seiner Sicht „sehr gute Bedingungen und sehr gute Partner“ vorgefunden hat.

Und der überdies mit Blick auf das Konzept, das am Ende das Ergebnis sein soll, von einer Pflicht und von einer Kür spricht. „Die Pflicht ist, dass in Zukunft jede Kommune, die für bestimmte Projekte Fördermittel bekommen möchte, solch ein Stadtentwicklungskonzept haben muss.“ Ohne solch einem Konzept sei künftig jede Antragstellung aussichtslos.

Und die Kür sei, dass sich im Zuge der Erarbeitung solch eines Konzeptes beispielsweise der Stadtrat oder auch die Verwaltung mit all den Zukunftsfragen ihrer Kommune sehr intensiv beschäftigen würde. Was ansonsten nicht unbedingt selbstverständlich sei.

Wobei auch solch ein „Integriertes Entwicklungskonzept“ zwar für die Beantragung von Fördermitteln erforderlich, aber ansonsten nicht bindend sei und nicht vollständig umgesetzt werden müsse. „Niemand kann einklagen, dass die in diesem Konzept aufgenommenen Projekte auch realisiert werden“, sagt Westermann, der jedoch davon ausgeht, dass Oschersleben dieses Zukunftspapier als Grundlage der Arbeit nimmt, wie es auch viele andere Kommunen getan haben.

Wobei der Stadtrat dieses Konzept erst noch ganz offiziell bestätigen muss, das im August in einer sechsten Beratung der Lenkungsgruppe und dann im September in einer abschließenden Redaktionssitzung die letzten Korrekturen bekommen wird. „Ich gehe davon aus, dass dann in der folgenden Ratssitzung das Entwicklungskonzept beschlossen und Grundlage für die künftige Arbeit wird“, so Westermann.