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Stiftungsjubiläum Riesensause zum 150. Geburtstag

In Oschersleben ist das Jubiläum der Matthias-Claudius-Haus-Stiftung mit einem Festakt gefeiert worden.

Von Sebastian Pötzsch 16.04.2016, 01:01

Oschersleben l „Früher war es hier nicht immer leicht, es hat viel Ärger gegeben“, erzählte Gerd „Gerdchen“ Herfurth. Gemeinsam mit weiteren „Oldies“ des Claudius-Hauses stand er nach dem Festakt am Freitag auf der Bühne und meisterte eine Talkrunde mit Bravour. Gerdchen ist Bewohner der ersten Stunde und kam nach Stationen in Uchtspringe und Haldensleben im Jahr 1959 nach Oschersleben. „Damals hatte ich noch eine Glatze und musste eine Mütze aufsetzen“, wusste der 63-Jährige zu berichten. Eines Tages habe er Besuch bekommen von seinen Eltern. „Weil meine Mutter damals weinte, war auch ich traurig“, sagte Gerdchen. Doch heute gehe es ihm gut, er sei hier in Oschersleben großgeworden.

Von guten wie schlechten Zeiten wusste zuvor auch Michael Lange zu berichten. In seiner Festrede erinnerte der Stiftungsgeschäftsführer an die Einweihung eines ersten evangelischen Waisenhauses am 15. April 1866 unter dem Vorsitz des königlichen Landrates in der Stadt Oschersleben. Hintergrund für diese Initiative sei einerseits die Not und das Elend gewesen, dem elternlose Kinder ausgesetzt waren. Andererseits sollte Arbeiterfrauen bereits damals die Möglichkeit gegeben werden, ihre Kinder während der Arbeitszeit betreuen zu lassen.

Im Laufe der nächsten Jahrzehnte entwickelte sich daraus die Matthias-Claudius-Haus-Stiftung, so, wie es sie heute gibt. Lange hob im weiteren Verlauf die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg hervor. Nach dem Kriegsende habe der damalige Bürgermeister trotz Mangel und Not Bauleistungen für den Wiederaufbau zur Verfügung gestellt.

Die Übernahme von Grundstücken der NVA und der Staatssicherheit durch die Stiftung bezeichnete Lange als einen Akt wie „Schwerter zu Pflugscharen“. Außerdem hob er den guten Ruf und den guten Namen hervor, den sich die Stiftung mittlerweile erarbeitet habe. „Wir sind Beides, nämlich eine kirchliche, diakonische Sozialeinrichtung und ein Wirtschaftsunternehmen“, hob der Geschäftsführer hervor und wagte ein Blick in die Zukunft: „Wir haben viele Gebäude und viele Menschen. Um das in guter Weise zusammenzubekommen, müssen wir hohe Standards schaffen. Wir müssen alte Häuser durch neue ersetzen, um Menschen mit Behinderungen die gleichen oder sogar bessere Chancen bieten zu können.“

Anschließend gratulierten Sozialstaatssekretärin Anja Naumann, Landesbischöfin Ilse Junkermann sowie der Vorsitzende des Diakonischen Werkes Mitteldeutschland, Eberhard Grüneberg. Letzterer trug Auszüge aus der Stiftungschronik vor, die vor allem vom Mangel in den 1950er- und 1960er Jahren zeugten. Als letzte Rednerin erinnerte Eva Brandt an bekannte Bewohner der ersten Stunde und überreichte Michael Lange eine Stiftungssatzung aus dem Jahre 1942. „Die stammt von meinem Vater. Als städtischer Angestellter war er für die Kontrolle der Bücher der Einrichtung zuständig“, erklärte sie dem Geschäftsführer.

Parallel zum eher stillen Festakt ging es in einem anderen Saal lautstark zu. Während heißer Rhythmen tanzten und feierten hier Bewohner und Mitarbeiter den Geburtstag ihrer Einrichtung. Für Stimmung sorgte das Helene-Fische-Double Vivian. Bis in die Nachmittagsstunden war die Tanzfläche der Matthias-Claudius-Haus-Stiftung voll belegt.