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Theateraufführung Ein Hoch auf „Einer wie Batman“

Mit etwa 20 Schülern aus Oschersleben hat Annette Kuss vom Theater Magdeburg das Theaterstück „Einer wie Batman“ inszeniert.

Von Susann Gebbert 25.05.2017, 07:00

Oschersleben l Die Aula war voll am Montagabend. Die Luft stickig. Einige Besucher wedelten mit dem Programmheft Luft auf, um sich die Stirn zu kühlen. Auf dem Heft stand: „Einer wie Batman“. So heißt das Theaterstück, das 13 Schüler zu Beginn der Woche aufgeführt haben.

Das Jugendprojekt entstand zum 500. Reformationsjubiläum. Das Theater Magdeburg, das Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA) und die Puschkin-Sekundarschule haben sich zusammengeschlossen, um ein Bühnenstück auf die Bretter des Theaters und des Kunststoffbodens der Aula zu bringen.

Etwa ein halbes Jahr lang haben die Puschkinschüler unter der Regie der Theaterpädagogin Annette Kuss auf den 20. Mai hingearbeitet und damit auf den Sonnabend, an dem die Premiere im Magdeburger Schauspielhaus stattfand. 13 Schüler bildeten die Schauspiel- und fünf die Requisitengruppe.

Macht, Liebe, Mobbing, Fehler, Angst, Liebe, Freiheit und Zusammenhalt waren die Themen des Stücks, das die Jugendlichen am Montag zum letzten Mal aufführten. Sie spielten Geschichten aus ihrem Leben. Sie erzählten vom Schulalltag, von Brutalität und Liebe in Familien, vom ersten Verliebtsein und Zukunftsängsten. Zum Beispiel als nach einer Party niemand beim Aufräumen helfen will, ein Junge wegen eines rosafarbenen Pullis gemobbt wird oder die dreizehn Jugendlichen von Fehlern erzählen, die sie begangen haben. Der eine bereut, mit Drogen und Alkohol Probleme gelöst zu haben, ein anderer eine Bestellung im Internet.

Die Schüler und die Theaterpädagogin haben Themen der Reformation in die aktuelle Zeit und in die Lebenswelt der Jugendlichen übersetzt. Sie haben Antworten auf die Fragen gefunden, wer Martin Luther war und was er mit ihnen zu tun hat, an was sie heute eigentlich glauben und worauf sie hoffen. So zitieren die Jugendlichen in einer Szene auch etliche Worte des Reformators: „Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz.“ In den anderen Szenen ging es nur indirekt um Luther. Den Titel hat das Stück von einem Schüler, der Martin Luther mit Batman assoziierte. Klar, beide Männer eint die dunkle Kluft.

Neun bemalte Tische und eine Mauer mit Graffitis bilden das Bühnenbild des gut einstündigen Stücks. In den Umbaupausen klang moderne Musik aus den Lautsprechern. Auch die Jugendlichen sangen am Ende des Stücks das Lied „Wir sind groß“ von Mark Foster. „Wir können das Buch selber schreiben; es gibt genug freie Seiten“, sangen sie.

Auch wenn in der Aula der Boden unter den Füßen quietschte, es taghell war und die Luft verbraucht, das Ensemble nahm seine Besucher mit ins Theater. Die Jugendlichen spielten hingebungsvoll ihre Rollen, ja vielleicht sogar sich selbst. Darum passte es auch irgendwie zum Stück, wenn ein Darsteller mal nicht ganz so deutlich, nicht ganz so laut zum Publikum sprach. Die Besucher verließen die Aula mit einem beschwingten Gefühl. Die roten Wangen und jugendlichen Themen wirkten ansteckend und verjüngend. Zumindest für diesen Abend.

Kurz bevor sich die Aula geleert hat und der Applaus nach dem Stück verstummt war, erklang noch ein letztes Lied: „Ein Hoch auf uns; auf dieses Leben; auf den Moment, der immer bleibt; ein Hoch auf uns.“ Ein Hoch auf das Stück.