Wohnungsbau Bewos zieht Bilanz

Die Tage des Bewos-Aufsichtsrates in Oschersleben sind gezählt. Mit dem Jahresausklang endet auch die Legislaturperiode des Teams.

Von Sebastian Pötzsch 30.11.2016, 00:01

Oschersleben l „Wir haben kaum Leerstand an Wohnraum“, beginnt Dieter Klenke seine Ausführungen während eines Volksstimme-Gesprächs. So habe die Bewos aktuell rund 1700 Einheiten in ihrem Bestand. Die Miete liege zwischen 4 und 6,50 Euro pro Quadratmeter. Dabei habe sich die Gesellschaft den Anfordernissen des demographischen Wandels angepasst und dementsprechend Wohnungen für Ältere zur Verfügung gestellt. Der Bewos-Aufsichtsratschef verwies darauf, dass die Verweildauer älterer Menschen in ihren Wohnungen künftig ansteigen werde. „Darauf haben wir als Gesellschaft zu reagieren“, sagte Klenke.

Er verwies in diesem Zusammenhang auf bereits umgesetzte Vorhaben wie das Projekt in der Einsteinstraße in Oschersleben, dessen Vermarktung sehr gut geklappt habe. Anfang des Jahres 2014 begannen die Wohnungsgenossenschaft „Neues Leben“ (WG) und die kommunale Wohnungsgesellschaft an dem Neubaublock mit den Umbauarbeiten. Während die WG mit ihrer Hälfte des einstigen Plattenbaus schon nach gut einem Jahr fertig war, stellte die Bewos das gesamte Innenleben ihrer Eingänge komplett auf den Kopf. Alle neu entstandenen 37 Wohneinheiten wurden barrierefrei gestaltet, 10 davon an das Deutsche Rote Kreuz (DRK) weitervermietet. Rund 2,8 Millionen Euro hatte das Großprojekt am Ende gekostet, 340 000 Euro waren als Fördermittel geflossen.

„Mittlerweile sind sechs Prozent unserer Wohnungen für ältere Menschen geeignet. Da liegen wir voll im Trend“, erklärte Bewos-Geschäftsführer Thomas Harborth. Künftig soll der Anteil sogar noch steigen. Das Durchschnittsalter seiner Mieter gab er mit 57 Jahren an, 9 Jahre mehr als der Landesdurchschnitt. Sechs Prozent der Bewos-Wohnungen seien barrierefrei, deutschlandweit liege der Schnitt weit darunter. Weil sich das Modell Einsteinstraße bewährt habe, stellte er für 2017 den Start eines weiteren ähnlichen Projektes in Aussicht.

„Der Blick von außen, also von jemanden, der nicht aus Oschersleben kommt, zeigt die ausgesprochen positive städtebauliche Entwicklung in der Stadt“, ergänzte Aufsichtsratsmitglied Karl-Heinz Daehre, einstiger Bauminister Sachsen-Anhalts. Einen großen Anteil daran habe die Bewos. „Unser Leerstand von gerade einmal acht Prozent ist vergleichsweise gering“, betonte der Ex-Minister und fügte hinzu: „Wenn alle einen so geringen Leerstand hätten, wäre dem demographischen Wandel schon begegnet worden.“

Überhaupt habe sich die Bewos bei der Umsetzung ihrer Projekte an modernste Standards gehalten. So auch bei der Burg, die Daehre mit der Übernahme und Entwicklung durch die Bewos als städtebaulich wichtig bezeichnete. In diesem Zusammenhang und hinsichtlich des historischen Bahnhofs lobte er „die Standfestigkeit der Geschäftsführung“. „Die Gesellschaft steht auf gesunden Füßen“, betonte der ehemalige Bauminister. Und: Als kommunales Tochterunternehmen springe die Gesellschaft sozusagen für die Stadt ein, um Fördermittel zu generieren. Er erinnerte daran, dass von 100 Prozent Projektkosten ein Drittel aus Eigenkapital zu leisten ist. „Wir haben uns gut aufgestellt“, sagte Harborth dazu. Außerdem sei die Bewos bei Fördergebern anerkannt. „Wir haben einen guten Ruf“, ist der Geschäftsführer überzeugt.

Auch zum Verhältnis zur Wohnungsgenossenschaft „Neues Leben“ äußerte sich Karl-Heinz Daehre. Zwar stünden beide Unternehmen im Wettbewerb, „aber in gesunder Konkurrenz für die Stadtentwicklung“, sagte er. Er betonte, dass von der Oschersleber Wohnungsbranche Unternehmen aus der gesamten Region profitierten. So würden beispielsweise Maler- und Installateurfirmen aus der näheren Umgebung bei der Vergabe von Aufträgen berücksichtigt.

Im weiteren Gesprächsverlauf erinnerten die Aufsichtsratsmitglieder an die Übernahme städtischer Immobilien in den Ortschaften. Hier sei der Leerstand von ehemals 50 Prozent reduziert worden. Außerdem sei die Bewos für die Entstehung ganzer Quartiere verantwortlich. Neben der Burg und der Vorburg wurden unter anderem das Areal zwischen Bismarckstraße und Seilerweg (ehemals Oddesse) genannt. „Mit der Vergabe des letzten Grundstücks an Grit Köllmer ist die Burg übrigens fertigentwickelt“, fügte Harborth hinzu.

Karl-Heinz Daehre hob die Teamarbeit im Bewos-Aufsichtsrat hervor, die nur ein Bestandteil des Wirkens innerhalb der Gesellschaft gewesen sei. „Man will ja künftig einen anderen Weg einschlagen, der politisch motiviert ist. Das sehe ich sehr kritisch“, warnte unterdessen Dieter Klenke. Einst sei der Aufsichtsrat nach Fachkompetenzen besetzt worden. Neben dem ehemaligen Bauminister sowie dem einstigen Bürgermeister besetzen noch bis Jahresende Gabriele Osterburg von der Kreissparkasse, die ehemalige Stadträtin Ingrid Hoffmann sowie die Fachbereichsleiterin „Bau“ bei der Kreisverwaltung, Isolde Prost, die Stühle im Aufsichtstrat. „Bei dem Konstrukt ‚Gesellschafterversammlung, Aufsichtsrat, Geschäftsführung‘ habe sich der Gesetzgeber etwas gedacht und damit Organe zur gegenseitigen Kontrolle geschaffen“, betonte Karl-Heinz Daehre und mahnte Besonnenheit bei der Besetzung des neuen Aufsichtsrates an.

Am Ende des Gespräches dankte Sachsen-Anhalts Ex-Bauminister Bewos-Geschäftsführer Thomas Harborth. Unter dessen Leitung sei neuer Schwung in die Gesellschaft hereingelangt.