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Jubiläum Oldies bewahren Tradition seit 20 Jahren

Seit 50 Jahren gibt es organisierte Blasmusik am Aland. Die Seehäuser Oldies setzen die Tradition fort.

Von Ralf Franke 02.09.2015, 20:00

Seehausen l Auch wenn es in der Altmark strukturelle Defizite gibt, die kulturelle Vielfalt ist enorm. Das ist der Initiative vieler, meist ehrenamtlicher Menschen zu verdanken, die Veranstaltungen organisieren oder zu Stift und Feder, Stimmbändern sowie Musikinstrumenten greifen. Es gib zwar ältere Initiativen, aber die organisierte Blasmusik in Seehausen hat Anfang dieses Monats immerhin ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel. Vor 50 Jahren gründete sich das Jugendblasorchester am Aland. Das Ensemble, das später Pionier- und FDJ-Blasorchester hieß, gibt es seit Mitte der 1990er Jahre nicht mehr, aber die Oldieblaskapelle Seehausen sieht sich als Erbe der Geschichte und sozusagen als praktizierender Wahrer der Tradition. Und das auch mittlerweile seit 20 Jahren.

Die Geschichte, so Michael Wiesenberg, Vereinsvorsitzender der Oldieblaskapelle, nahm 1964 Fahrt auf, als mit Peter Köhler ein junger und engagierter Musiklehrer in der Alandstadt seinen Dienst antrat, die damalige Kreisverwaltung Seehausen die Bildung eines Orchesters anregte und die entsprechenden Finanzen für Instrumente zur Verfügung standen. Den Einzelunterricht übernahmen damals die Theatermusiker aus Stendal – alles kostenlos für die Kinder beziehungsweise die Eltern. Auch Instrumente standen bei Bedarf kostenlos zur Verfügung.

An den ersten Auftritt der jungen Bläser erinnerten die Oldies am Sonnabend zum Schulanfang. Denn der war vor 50 Jahren Anlass für das erste Spiel in der Öffentlichkeit.

In seinen Hochzeiten zählte das Ensemble bis zu 40 Nachwuchsmusiker. Für den 1979 in die Oberstufe beförderten Klangkörper wurden sogar zwei eigene Stücke komponiert. Die Übungslager waren legendär, das Orchester für seine Auftritte bei gesellschaftlichen Höhepunkten weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannt.

Obwohl Ausbildung und Studium ständig ihren Tribut forderten, gab es keinen Nachwuchsmangel. Die Oldies, die zum Großteil selbst im Jugendblasorchester ihre ersten musikalischen Gehversuche machten, erinnern sich vielmehr daran, dass es eine Auszeichnung war, in der Truppe zu spielen, dass Köhler aber auch einen guten Draht zu den Kindern hatte und potenzielle Kandidaten schnell erkannte beziehungsweise für die Musik begeisterte.

Nach der Wende gab es wie so oft einen Einbruch, der Nachwuchs blieb sicher auch aus Kostengründen aus. Eine Tatsache, die viele Ehemalige nicht so einfach hinnehmen wollten, Kontakte erneuerten, die Oldieblaskapelle und später den obligatorischen Verein aus der Taufe hoben. Eine Zeit lang gab es die alten und jungen Bläser noch parallel. Die Oldies konnten sich bis zur Neubeschaffung sogar Instrumente leihen und starteten ihre Übungsabende in der damaligen Pittchenbar. Peter Köhler arrangierte passend für die aktuelle Besetzung sogar die ersten Stücke.

Peter Köhler hat sich längst zur Ruhe gesetzt, die Stücke arrangiert jetzt Sven Peuker, der bei den Oldies das Instrument gegen den Dirigentenstab getauscht hat. Der konzertanten Blasmusik sind die Seehäuser bis heute treu geblieben.

Mit jeweils drei Trompeten, Flügel- sowie Waldhörnern und Posauenen, je zwei Tenorhörnern, Tuben und Schlagzeugen sowie einem Saxophon in der vollen Besetzung haben die Oldies mit ihrem Dirigenten Swing, Jazz, lateinamerikanische Musik, Poppiges, aber auch mal einen Marsch auf der sprichwörtlichen Pfanne.

Die Musiker kommen auf ein Durchschnittsalter von 51 Jahren. Der Jüngste zählt 19, der älteste mit Kassenwart Bernhard Mittag 72 Lenze. Bodo Behrendt, der 1971 als Zehnjähriger zum Jugendblasorchester stieß, ließ durchblicken, dass es Anregungen gegeben habe, den Namen abzulegen, weil die 19 Männer und Bärbel Krüger (Waldhorn) keine alte Musik machen. Wegen des Bekanntheitsgrades, den das Ensemble unter „Oldie-Blaskapelle“ ohne Zweifel erreicht hat, wurde das aber wieder ad acta gelegt.

Obwohl sich die Musiker mit ihren Lebenspartnern gern auch mal eine Auszeit ohne Instrumente gönnen, bringen sie es auf gut 20 Auftritte im Jahr. Stolz sind sie auf ihre Zusammenarbeit mit hiesigen Vereinen, wie der Sportgemeinschaft, den Schützen, den Karnevalisten oder dem Männerchor. Stammtermine sind oder waren Mai-Feuer, Weihnachtsmärkte, Himmelfahrt, Neujahrsempfänge und anderes mehr. Viele Termine absolvieren die Oldies ehrenamtlich beziehungsweise als Benefinzkonzert. Etwa 5000 Euro spendete der gemeinnützige Verein seit seinem Bestehen vorrangig an Kinder- und Jugendeinrichtungen. Und logischer Weise am liebsten für Projekte, bei denen Musik eine Rolle spielt.

Ein Geburtstagsfest oder -konzert, so Wiesenberg, ist nicht geplant, eher ein Jubiläumsjahr. Höhepunkt wird nach einer fünfjährigen Pause auf jeden Fall das Ehemaligen-Treffen am zweiten Oktober-Wochenende im Vielbaumer „La Palma“ sein, für das schon rund 200 Einladungen verschickt wurden.

In dem Zusammenhang betont der Vereins-Chef, dass sicher einige „vergessen“ wurden, weil sich zum Beispiel die Adresse geändert hat. Deshalb sollen sich ausdrücklich alle Ehemaligen angesprochen fühlen, werden aber gebeten sich mit ihm in Verbindung zu setzen. Das geht zum Beispiel per e-Mail unter der Adresse „oldies95@t-online.de“.Dort dürfen sich gern auch alle melden, die Kontakt mit den Oldies aufnehmen wollen. Den Nachwuchs ist immer gefragt.