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Lust auf Honig Jungimker mit 74 Jahren

Der Imkerkurs ist noch nicht beendet, da ziehen schon die ersten vier Bienenvölker auf dem Grundstück des Räbelers Hans Krause ein.

Von Karina Hoppe 17.04.2016, 11:00

Räbel l Der Opa war‘s. Er hat Hans Krause den Floh ins Ohr gesetzt. Oder besser die Bienen, was wortwörtlich zu nehmen ist. Denn den ersten Bienenstich von seinen eigenen Völkern hatte er im Ohr. „Ich bin zu dicht herangegangen, wollte hören, ob und wie die Bienen summen“, sagt der Räbeler. Und lacht dabei, er müsse noch viel lernen, sei aber großzügig mit sich selbst: „Ich bin schließlich noch Jungimker – mit 74 Jahren.“ Den Kurs hat er noch gar nicht abgeschlossen, steckt mittendrin zwischen Theorie und Praxis. Aber weil er älteren Semesters ist, wollte er diese Saison nicht verpassen. Und er hat ja Hilfe von Dieter Smyrek. Der Vorsitzende des Imkervereins 1852 Seehausen und Umgebung hält nicht nur den Kurs, sondern steht Hans Krause als seinem Schüler in der ersten Zeit auch zur Seite. „Ohne Hilfe geht es nicht“, sagt Hans Krause. Und sein Lehrer pflichtet ihm bei. Allein wegen der ganzen Bienenkrankheiten, die es heute gibt oder die drohen, eingeschleust zu werden: die amerikanische Faulbrut, der Beutekäfer und die Varroamilbe ja sowieso.

Aber mit Krankheiten begann der Kurs nicht. Erstmal ging es um die Anatomie der Biene und Hans Krause dachte, über ihm bricht die Welt zusammen. „Die Biene, das ist ja ein dermaßen komplexes Thema“, das habe den Räbeler, der vor zwölf Jahren von Berlin in die Altmark zog, erstaunt. Das zweite Kursmodul, das anschaulicher war, hat Krause wieder besänftigt. „Außerdem war anderen auch nicht gleich alles klar.“ Aber das sage man sich ja nicht gleich. 21 Teilnehmer hat der Kurs, ein guter Schnitt. Die Imkerei ist wieder im Aufwind, sagt Dieter Smyrek. 1997 hatte der Seehäuser Imkerverein noch 14 Mitglieder und zur Vollversammlung kamen nur sechs. Längst sei das Ruder aber herumgerissen, die „Altimker-Mentalität“ (anderen keine Tricks verraten etc...) weitestgehend abgelegt. Der Verein hat heute 62 Mitglieder mit 360 Völkern.

Vier davon gehören Hans Krause, sie kamen am Montag, sind in einem alten Bauwagen untergebracht. Der Jungimker hat fast die ganze Erstausrüstung zusammen. 2000 Euro müsse man schon berappen am Anfang, aber dem Räbeler ist es das wert. Sein Opa wäre sicher stolz auf ihn. Hans Krause kam in Berlin zur Welt. Als die Stadt bombardiert wurde, gaben seine Eltern ihn zu den Großeltern nach Schlesien. „Nahe dem Riesengebirge, wir konnten die Schneekoppe sehen.“ Der Opa war Imker, so wurde Hans Krause mit den Bienen vertraut. „An den Geschmack des Zuckertees für die Bienen kann ich mich noch gut erinnern. Ich hatte die Imkerei mein ganzes Leben lang im Hinterkopf.“ Und jetzt ist er selbst Imker, hat sogar schon einen potenziellen Nachfolger. Den jüngsten Kursteilnehmer: Luis Sevicke (10) aus Werben.

Den entscheidenden Anstoß gab Krauses Frau. „Jetzt ist die Zeit dafür“, habe sie gesagt, und er konnte nur zustimmen. Sein Grundstück eigne sich sehr für die Imkerei. Die Felder rundherum werden von einem Biobauern bewirtschaftet. Hans Krause hat eine Streuobstwiese, große Linden und eine Robinie direkt neben dem Bienenwagen. Im Mai soll es bereits den ersten Honig geben. Von der Obstblüte. Die Verwandtschaft fragt schon nach, wann sie kosten kann.