Konzertabend Klassik trifft Pop

Klassik trifft Pop: Die Gregorian Voices versetzte die Besucher in der Osterburger Nicolai-Kirche in die Welt des Mittelalters zurück.

Von Frank Schmarsow 17.10.2016, 07:00

Osterburg l Mit dem bulgarischen Vocal-Oktett „The Gregorian Voices“ gastierte am Freitagabend ein Meister des gregorianischen Chorals in der evangelischen St.-Nicolai-Kirche. Und das Publikum in dem nahezu voll besetzten Gotteshaus erlebte – so war nach dem Konzert etlichen Besuchereindrücken zu entnehmen – einen außergewöhnlichen musikalischen Abend nach Tradition der orthodoxen Kirchenmusik.

Bis auf wenige Lampen und einige leuchtende Kerzen war das Kircheninnere in mystisches Dunkel gehüllt, und die Sänger trugen den braunen Habit der Mönche. Lediglich kleine Pultleuchten sorgten dafür, dass sie sich auf ihren Notenblättern zurechtfanden. Erst bei den drei Zugaben am Schluss hatte die Volksstimme Gelegenheit zum Fotografieren.

Es waren gesanglich gut geschulte Männer, die den frühmittelalterlichen gregorianischen Chorälen sowohl einstimmig als auch den Soloparts zu einer derart perfekten Intonation verhalfen, dass sie die Zuhörer berührte. Der gregorianische Choral ist der einstimmige von keinem Instrument begleitete liturgische Gesang der katholischen Kirche in lateinischer Sprache. Beim Hören fühlt man sich unwillkürlich in mittelalterliche Klöster in den zerklüfteten bulgarischen Bergen versetzt.

Zum Repertoire der Vokalisten gehören klassisch-gregorianische Choräle, orthodoxe Kirchengesänge, polyphone Lieder und Madrigale der Renaissance und des Barock sowie ausgewählte Klassiker der Popmusik. So erklangen im knapp 20 Titel umfassenden Programm des Abends unter anderem das bekannte Ave Maria, Salve Regina (mehreren Verfassern, unter anderem Hermann von Reichenau, zugeschrieben), Adoro Te Devote (Thomas von Aquino), Gospodi pomilui (Anonym), Jertva Vecherniaya (Pavel Chesnokov), Cantate Domino (Heinrich Schütz), Pie Jesu (Andrew Lloyd Webber). Nach der Pause wurde es poppig: Halleluja (Leonard Cohen), Yesterday (The Beatles), Knockin’ on Heaven‘s Door (Bob Dylan, Literatur-Nobelpreisträger 2016), The Sound of Silence (Simon & Garfunkel), Sailing (Rod Steward) und andere.

Historischen Quellen zufolge hätte die Amtszeit von Papst Gregor (590-604) den gregorianischen Chorälen ihren Namen gegeben; in dieser Zeit sei in Rom die „Schola cantorum“, ein professioneller Chor am päpstlichen Hof, gegründet worden, heißt es. Dass Papst Gregor tatsächlich ihr Günder gewesen sein soll, werde allerdings in der neueren Geschichtsforschung angezweifelt.