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Abschied Werbens Pfarrer geht weg

Jan Foit verlässt das Kirchspiel Werben. Der 40-Jährige nimmt im Oktober eine neue Pfarrstelle im thüringischen Arnstadt an.

Von Karina Hoppe 23.05.2017, 07:00

Werben l Am Sonntag hat er es offiziell gemacht. Während des Ehrenamtsgottesdienstes in St. Johannis teilte Pfarrer Jan Foit der Gemeinde mit, dass er das Kirchspiel verlassen und nach Thüringen gehen wird. Dies habe nichts mit der Gemeinde zu tun, sagte er. Und dass er nach dem Gottesdienst im persönlichen Gespräch für Fragen offen sei.

Gestern im Gespräch mit der Volksstimme nannte Foit „strukturelle Gründe“ als größte Motivation für den Weggang. Foit, für den Werben nach dem Vikariat die erste Pfarrstelle ist, fahre in der Woche allein 600 bis 700 Kilometer, um seine Kinder nach Osterburg in die Kita und Grundschule zu bringen. Zu diesem Schritt habe die Familie sich bewusst entschieden, aber die Fahrerei hänge sich eben sehr an. Mit der Privatschule Werben verband die Familie einige Hoffnung. Nicht nur wegen der Beschulung der Kinder, sondern auch weil Franziska Foit dort Religionsunterricht geben wollte. Die Privatschule aber wurde nicht genehmigt. Arnstadt, wohin die Familie zieht, liegt 20 Kilometer südlich von Erfurt. In einer Region, die bezüglich reformpädagogischer Angebote einfach mehr zu bieten habe.

Andererseits stehe Foit auch auf dem Standpunkt, dass man sich als Pfarrer umorientieren sollte, wenn „eine gewisse Sättigung“ erreicht ist. „Man kann schön miteinander alt werden“, aber das sei nicht immer richtig. „Es bricht jetzt auch nichts zusammen, wenn wir gehen“, so habe Foit das Gefühl, zur richtigen Zeit zu gehen. Der Gemeindekirchenrat sei ein sehr wacher, die Dinge laufen. Was etwa Bauprojekte betreffe, sei der Pfarrer quasi nur noch Zaungast im bestgemeinten Sinne.

Wenn es in den letzten Jahren schwere Zeiten gab, und die gab es, habe sich der Gemeindekirchenrat immer hinter Foit und seine Familie gestellt. Dafür sei er dankbar. Am Ende sind es auch Menschen, persönliche Gespräche mit vertraut Gewordenen, darunter die Junge Gemeinde, die er vermissen werde. Die Natur der Wische wohl auch, wobei Foit nie einen Hehl daraus gemacht habe, dass ihm Berge eigentlich näher sind.

Davon sollte die Familie bald genug um sich haben. Arnstadt gilt als Tor zum Thüringer Wald. Und in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Angelhausen-Oberndorf, wo Foit als Pfarrer tätig wird, gibt es – nomen est omen – gar einen unteren und oberen Teil.

Foits künftige Pfarrersstelle ist „nur“ eine Viertelstelle. Hauptsächlich (in einer Dreiviertel-Stelle) wird er sich um die Jugendarbeit und die Konfirmanden im ganzen Bereich Arnstadt kümmern. Ähnlich war Foit auch hier mit einer halben Stelle als Kreisreferent für die Jugendarbeit im Kirchenkreis Stendal tätig.

Was war, was bleibt? Eine neue Gottesdienststruktur, die Offene Kirche, die Gemeindefreizeit, intensivierte Kinder- und Jugendarbeit, gemeinsame Familienabende – Foit nennt auf die Schnelle ein paar Stichpunkte. Und habe das Gefühl, einiges bewegt zu haben.

Wie er die neue Stelle angehen möchte? „Erstmal dort ankommen.“ Aber vorher hier die Verabschiedung gut über die Bühne bringen und Koffer zu packen, auch mit Erinnerungen. Werbens St. Johannis kann getrost hier bleiben. Wie der Zufall es will, heißt eine von „Foits“ beiden neuen Kirchen auch St. Johannis.