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Blumenstrauß Meseberger lebt für seine Jungs

Steffen Lüders trainiert im Osterburger Fußballclub den Nachwuchs. Wie seine Kollegen ist er in dem Ehrenamt mit Herz und Seele dabei.

Von Astrid Mathis 07.08.2015, 18:00

Meseberg l Fußball war schon immer sein Ding. Sechs Mal zog er in seiner Kindheit um, mit sieben Jahren ging es raus aus Meseberg. Er kickte in Königsmark, Baben, Beetzendorf und Altensalzwedel. „So richtig angefangen im Verein habe ich dann beim SG Saalfeld bei Salzwedel. Ich war linker Verteidiger vom 13. bis 19. Lebensjahr. Nummer vier. Und immer Fan vom Hamburger SV“, erzählt der Meseberger.

Die Leidenschaft blühte erst recht auf, als er in Lüneburg beim Bund anfing und zu Champions-League-Spielen fuhr. Das 4:4 der Hamburger gegen Juventus Turin hat er nicht vergessen. Als Stabsunteroffizier blieb leider keine Zeit für Training im Verein. Für Treffen mit Kumpels in der Altmark schon. Dort lernte er in der Disko seine Frau Kerstin kennen, die er im November 2001 heiratete. Einen Monat zuvor erblickte Sohn Tobias das Licht der Welt. Zu diesem Zeitpunkt kannten sie bereits die Diagnose: Kerstin hatte Krebs und keine Heilungschancen. 2002 hörte Steffen Lüders beim Bund auf, pflegte seine Frau bis zu ihrem Tod 2005. Von seiner Oma Irene übernahm er das Haus. „Sie wollte keine Pflegekräfte um sich. So habe ich auch meine Oma versorgt und gepflegt. Bis 2012. Sie wurde 96“, sagt er.

Als sein Junge vor acht Jahren beim Osterburger Fußballclub (OFC) in der G-Jugend anfing, sprach ihn Trainer Jens Gernicke eines Tages an und fragte, ob er nicht als Coach einsteigen wolle. Die nächste F-Jugend war seine. Mittwochs und freitags Training, sonntags Spiel. „Die C-Jugend ist jetzt in der Landesliga. Darauf bin ich stolz. Überhaupt: dass inzwischen A-, B-, C- und D-Jugend von uns in der Landesliga spielen, freut mich total und spricht doch für die gute Jugendarbeit“, schwärmt er. Unter den Jugendtrainern herrsche außerdem sowieso ein tolles Verhältnis.

Er weiß, wie er den meisten Erfolg hat. „Herr Trainer“ rufen die Jüngsten ihn. Sie wollen gern den Ball haben, lieben es, Kegel abzuschießen und Fangübungen. Die G-Jugend trainiert er mittlerweile montags auch noch. Letztes Jahr übernahm Lüders „die Rasselbande“. „Die Jungs waren total chaotisch. F-Jugend. Jetzt sind sie in die E-Jugend aufgestiegen und wie verwandelt“, schildert er die Entwicklung. „Gut zureden, nicht lärmen, ernst sein, aber auch Spaß machen und loben. Das hat geholfen“, erklärt der Trainer weiter. Viel gelobt von anderen Vereinen fehlte es am Ende nur an Toren, aber mit dem 4. Platz in der Meisterrunde ist Lüders sehr zufrieden.

Mit den Trainingseinheiten, bei denen er auch gern für Kollegen auf Montage einspringt, ist es für den engagierten Fußballfan nicht getan. Er organisiert kräftig mit, zum Beispiel das Turnier im Winter. Spielpläne drucken, Musikvorbereitung, Versorgung – das gehört alles dazu. Saisonabschluss im Biesebad mit Eltern-Kind-Turnier zum Sommer, Platz und Testspiele organiseren – macht alles Steffen Lüders. Mit der F-Jugend fuhr er letztes Jahr nach Neuruppin ins Trainingslager, jetzt nach Arendsee. „Vor allem muss ich viel herumtelefonieren, um alle unter einen Hut zu kriegen“, beschreibt er seine Tätigkeit als Trainer, wenn er nicht auf dem Sportplatz steht. Vor drei Jahren bekam er die C-Trainer-Lizenz. Fünf Mal im Jahr geht es seither zu Lehrgängen.

In seiner Freizeit regiert natürlich ebenfalls König Fußball. Während er hauptsächlich die Spiele vom HSV verfolgt, schmeißt sein Sohn Tobias gern für die Fußball-Konferenz den Beamer im Partyraum an und zappt von Spiel zu Spiel.

Zum Schnack mit Freunden trifft er sich übrigens gern an „der Bank“ in der scharfen Rechtskurve nach Königsmark, wenn man aus Osterburg kommt. Manchmal sind sie dort sogar zehn Leute.

Zu seinem Job als Kurierfahrer verhalf ihm auch der OFC. Als er 2009 in der Pelikan-Apotheke nach einem Sani-Kasten für den Verein fragte, antwortete Ute Romahn mit einem Jobangebot als Kurierfahrer. Die Tätigkeit übt er nach wie vor aus, erledigt dazu Vollzeit noch Aufgaben als Zusteller für die Volksstimme. Ganz schön viel. Empfindet er genauso.

Aber Lüders steht voll und ganz hinter allem, was er tut und hat seit diesem Frühjahr in seiner Freundin Eike auch das private Glück wiedergefunden. Jetzt geht es erst mal mit seinem Sohn nach Plötzki bei Magdeburg zum Zelten.