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Blumenstrauß Schaumkrone der Sportbegeisterung

Für sein außerschulisches Engagement wird der Lehrer Friedrich Neuling aus Ferchlipp mit dem Blumenstrauß des Monats September geehrt. .

Von Jana Henning 09.09.2016, 23:01

Osterburg/Ferchlipp l Man muss sich schon in den Sattel schwingen, um Friedrich Neuling kennen zu lernen, das heißt – überhaupt erst richtig kennen lernen zu können. „Nur bei einer Radtour von Osterburg nach Ferchlipp“ – seinem Wohnort, darauf besteht der Lehrer an der Grundschule am Hain. Etwa 40 Wege hat er innerhalb der vergangenen fast 25 Jahre Pendelei per pedes zwischen Biesestadt und altmärkischem Wischedorf mittlerweile ausgekundschaftet; seit es den gebürtigen Salzwedler beruflich erst an die Sekundarschule zog, 2006 dann an die Grundschule und sich sein Arbeitsweg somit von 200 Metern als Pädagoge an der Betriebsberufsschule Lichterfelde auf 15 Kilometer vergrößerte. Fünf davon nutze er regelmäßig, denn „da ist auch eine Strecke über Wittenberge bei“, was für Autofahrer zum Beispiel ja gar keinen Sinn mache.

„Für mich aber schon“, so der leidenschaftliche Radfahrer. Es gebe ihm ein Gefühl der Freiheit und besser als auf seinem Mountainbike namens „Panzer“ (weil er damit einfach jede beliebige Strecke meistere) könne der 60-Jährige nicht abschalten. Das aber gelte eher für den Heimweg nach Schulschluss. Auf der morgendlichen Tour sei das anders: Schwung gebend, inspirierend. Neuling hält es wie im Volksmund beschrieben und seine körperliche wie geistige Kondition gibt ihm Recht: „Bewegung steigert die Hirnleistung“. Das wiederum komme seinen Schützlingen zugute, die er in den Fächern Sport und Deutsch unterrichtet. „Meinen Kolleginnen allerdings manchmal nicht“, lacht er lausbubenhaft. „Ich bin einfach richtig gerne Lehrer“ und das entgehe vor allem den Kindern mit ihren großen Antennen nicht. Seine Freude werde ihre Freude und anders herum, erklärt er den Kreislauf seines beruflichen Erfolges und privaten Glücks. Dieses Lebensgefühl will er vermitteln, das ist quasi seine Mission – ganz natürlich und nicht ohne den Lehrplan außer Acht zu lassen. Keine Frage, da ist Neuling ganz Pädagoge. Aber es dürfe eben Spaß machen – benennt er eine wichtige tragende Säule seines Berufes.

Berufung passt wohl besser und die zeigt sich bei Friedrich Neuling in mehreren Gewändern. Als er im vergangenen Schuljahr eine Vierte als Klassenleiter übernommen hat, stand er vor der großen Aufgabe, einer lebhaften Kinderschar mit vielen Charakterköpfen eine neue Richtung zu zeigen, auf ein Ziel zu fokussieren und dann mit klaren Regeln, Euphorie und Mut gemeinsam rein ins Vergnügen. Sportlich eben und „im Nachhinein eine glückliche Fügung für alle.“ In erster Linie aber für die nun Zehnjährigen an den weiterführenden Schulen, denen er neben fachspezifischem Wissen „wichtige charakterliche Werte wie Selbstdisziplin und Ausdauer“ mitgeben wollte.

Was ihm gelang und, geht es nach etlichen Eltern, ihn allein dafür zum Kandidaten für den „Blumenstrauß des Monats“ qualifiziert. Aber das will der 1,90-Meter-Mann nicht hören, das sei für ihn ganz klar und nicht auf eine bestimmte Klasse beschränkt. Und nicht auf seine Stammschule in Osterburg.

Für derzeit vier Erxlebener Förderschulgruppen ist Friedrich Neuling Schwimmlehrer. „Die Zusammenarbeit ist mir persönlich ganz wichtig“, betont der darauf spezialisierte Pädagoge. „Diese Kinder haben hier oben keinen Filter“, nimmt er eine Hand vom Lenker, tippt sich an die Stirn und schätzt den absolut ehrlichen Ausdruck der Freude und Zufriedenheit.

Für ihn gelte es, den natürlichen Ehrgeiz in jedem Kind herauskitzeln und „ist der Weg schwieriger, stellt sich größere Zufriedenheit ein“, spricht der baldige zweifache Großvater aus eigener Erfahrung. „Meine Enkel lernen aber erst Rad fahren, dann schwimmen und am Ende laufen“, so wie es einem Triathleten im Blut steckt.

Sportfeste, Crossläufe, Schulmeisterschaften im Fußball, das jährliche Zusammenstellen, Trainieren und Begleiten einer Schülerdelegation zum Altmark-Triathlon in Wischer, die erfolgreiche Teilnahme der Grundschule Osterburg am traditionsreichen „Mach mit, mach’s nach, mach’s besser“-Turnier. Insbesondere für sein sportliches Engagement außerhalb des Schulbetriebs erhält Friedrich Neuling die blumige Anerkennung. Und wieder möchte er das am liebsten nicht erwähnt wissen. Es gebe ihm schließlich auch sehr viel und habe „einen ganz hohen natürlichen Stellenwert in seinem Leben, wo ich nicht auf die Zeit gucke.“

Morgens auf dem Weg zur Schule allerdings schon, den er weiterhin jeden Tag gerne antreten werde – mit dem Fahrrad versteht sich. „Egal ob es regnet, stürmt oder schneit – wir sind bereit“, so wie es die „Sportfreunde Stiller“ besingen, seine Lieblingsband und die seiner Ehefrau Cornelia. Nur bei Gewitter, da lasse er sich bezwingen. „Wir sind ganz sicher keine Kumpels, das Wetter und ich, aber Partner in friedlicher Koexistenz“, was dem wegen seiner manchmal vielleicht unkonventionellen Ansichts-, Herangehens- und Umsetzungsweise nicht immer ganz unumstrittenen Mann in viel weiterer Bedeutung wichtig ist.

Ein dringendes Anliegen hat Friedrich Neuling zum Abschied: „Bitte nicht zu euphorisch berichten“, denn es sei ihm irgendwie unangenehm, auch wenn er diese Anerkennung sehr zu schätzen wisse. Doch „einige wenige in unserem Team können meinem pädagogischen Stil nicht so folgen“, und das sei ja auch absolut in Ordnung so, denn, „jeder soll seine Stärken für die Kinder einbringen.“ Und genau das mache für ihn ein erfolgreiches Team aus – immer dann, wenn Menschen zusammentreffen.