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Chor Werben Musik aus dem Kaufhaus

Es ist Ruhe eingekehrt beim Chor Werben, aber nur im übertragenen Sinne. Denn im früheren Kaufhaus kann er so laut singen, wie er will.

Von Karina Hoppe 04.01.2017, 23:01

Werben l Mindestens unbewusst ist den Hiesigen das alte Werbener Kaufhaus bekannt. Es geht oder fährt genau daraufzu, wer den Marktplatz von der Seehäuser Straße aus passiert. „Pension. Christel Jose. Am Markt“ steht heute in roten Lettern darauf geschrieben. Christel Jose ist die Frau von Werner Jose, dem Vorsitzenden des Vereins um den Gemischten Chor Werben. Er hat initiiert, dass die Sänger nun wieder ein Zuhause haben – einen richtigen Vereinsraum. Mit Bildern und anderen Erinnerungen an der Wand, mit hängender, bestickter Vereinsfahne und einem Kopierer für die Notenzettel. Werner Jose ist anzusehen, dass er sich über all dies freut.

Auch, weil zuletzt etwas Aufregung herrschte. Chorleiterin Lieselotte Holzäpfel zog weg, verließ deswegen das Ensemble. Zum Glück erklärte sich Seehausens Musiker Sven Peuker bereit, den Frauen und Männern vorübergehend den Takt vorzugeben. Und nochmal zum Glück zug Roland Schielanski in die Nähe – er ist seit Anfang 2016 der neue Chorleiter.

Nun hat sich auch die Sache mit dem Probenraum geklärt. Der Chor, der sich 1994 zunächst als lose Frauengruppe gründete und 1995 noch acht Sänger des früheren traditionsreichen Werbener Männerchores mit aufnahm und somit zum Gemischten Chor wurde, probte zunächst im Sitzungssaal des Werbener Rathauses. Bis sich im Untergeschoss eine Räumlichkeit anbot, die der Verein sich zunächst zu eigen machen durfte. Mit der Renovierung des Hauses zogen die Sänger wieder nach oben in den Sitzungssaal. „Aber immer nur geborgt, ist nichts“, sagt Jose. Zum Verein gehöre ein Vereinsleben, das sich auch in der Gestaltung eines Raumes ausdrückt, den der Verein nutzen können sollte, wenn er ihn braucht. Den Sitzungssaal, in dem freilich eine recht gute Akustik herrscht, mussten die Sänger immer wieder so hinterlassen, als ob nichts gewesen wäre. Aber Werner Jose schwante eine Lösung.

Seine Familie kaufte das Werbener Kaufhaus gleich nach der Wende. Zuletzt zu DDR-Zeiten arbeiteten sechs Personen im Laden. „Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Hier war immer Betrieb. Das war ein richtiges Landwarenhaus.“

Die Familie, vorn dabei Christel Jose, führte das Geschäft weiter. Viele Jahre sei es richtig gut gelaufen, „bis die Baumärkte kamen“. Erst vor drei Jahren allerdings machten Joses die Schotten dicht. Seither versuchen sie, das Objekt, das sie nach der Wende „vom Keller bis zum Dachboden“ sanierten, loszuwerden. „Aber es ist allen zu groß.“ Wer hierher zieht, wolle meistens etwas Kleines, Niedliches. Das ist das alte Kaufhaus weiß Gott nicht.

Joses haben mittlerweile im Obergeschoss eine Pension eingerichtet. „Hier kommen ja viele Fahrradfahrer.“ Mit dem Vereinsraum für den Chor im alten Laden ist nun auch unten wieder etwas Leben eingekehrt. Vor allem montags ab 19.30 Uhr, wenn sich die derzeit 27 Sänger und Sängerinnen treffen. Joses nehmen dafür keine Miete, rechnen nur die Betriebskosten ab.

Weihnachten haben die Sänger schon festgestellt, wie schön es sich im alten Laden feiern lässt. Zumal so zentral mit Blick nach draußen. „Das passt.“ Die Akustik sei nicht die beste, aber der Chor tritt ja nicht im alten Kaufhaus auf. Zu diesem Zweck ist er eher in Kirchen anzutreffen. Der Klangkörper, dessen Mitglieder über Werben hinaus auch aus Lichterfelde, Berge, Räbel, Kannenberg, Iden und Rengerslage kommen, hat zehn, maximal 15 Konzerte pro Jahr. Das größte ist das Adventskonzert in St. Johannis gemeinsam mit befreundeten Chören.

Zu seinen Höchstzeiten hatte der Chor 38 Mitglieder. Heute ist er zumindest noch gut singefähig. Sopran, Tenor, Alt, Bass – alle Stimmen sind besetzt. Immerhin acht Männer weilen unter den Mitgliedern. Aber: Werner Jose gehört mit seinen 67 Jahren zu den jüngeren Mitgliedern. So wirbt er an dieser Stelle noch einmal um Nachwuchs. Vielleicht mit einem Trinklied, das der Chor gerne anlässlich von Geburtstagen singt: „Rot glüht Eisen, weiß glüht der Stahl. Schön ist die Liebe, wir trinken noch einmal.“

 

Lust auf Singen? Telefon 0162/4 10 93 80.