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Flüchtlinge Osterburg nimmt syrische Familien auf

Osterburg nimmt Flüchtlinge auf. Im September werden Familien aus dem Bürgerkriegsland Syrien in der Biesestadt eine Bleibe finden.

Von Nico Maß 28.08.2015, 17:00

Osterburg l „Wir helfen Menschen, die vor einem schrecklichen Bürgerkrieg wie in Syrien flüchten. Für mich ist das überhaupt keine Frage“, sagte Nico Schulz. Dass sich der Bürgermeister so endeutig auf Syrien bezieht, hat einen Grund. Denn nach seinen Angaben soll es sich bei den für Osterburg vorgesehenen Flüchtlingen ausschließlich um Syrer handeln.

Für sie stehen Wohnungen an der Melkerstraße, der August-Bebel-Straße, der Karl-Liebknecht-Straße und der Fröbelstraße zur Verfügung. Drei Wohnungen hat der Landkreis direkt zum 1. September angemietet, sechs weitere kann die Osterburger Wohnungsgesellschaft noch zur Verfügung stellen. Insgesamt bieten sie Platz für 37 Personen. Schulz geht davon aus, dass die Wohnungen bis Ende Oktober belegt sind Ab November sollen die früheren Räumlichkeiten der Berufsbildungsakademie Altmark im Gewerbegebiet so hergerichtet sein, dass dort bis zu 65 weitere Asylsuchende eine Unterkunft finden. Zudem will ein Privatanbieter dem Landkreis zehn Wohnungen an der Düsedauer Straße vermieten. Nach Angaben des Bürgermeisters zeichnet es sich schon jetzt ab, dass diese Kapazitäten benötigt werden. Denn die Zahl der Flüchtlinge ist in den zurückliegenden Monaten und Wochen deutlich angestiegen. „2013 nahm der Kreis Stendal 162 Asylsuchende auf, 2014 waren es 375 Menschen. Bis Mitte des Jahres rechnete das Landratsamt mit monatlich 50 Flüchtlingen, nach der jüngsten Prognose sind es 50 Asylsuchende in der Woche. Deshalb schätzt man jetzt auch ein, dass jede Verbands- oder Einheitsgemeinde des Landkreises in der Perspektive bis zu 200 Menschen aufnehmen wird“, sagte der Bürgermeister.

Schulz hofft, dass die Osterburger ihren neuen Mitbürgern mit Toleranz und Verständnis begegnen. „Bei den syrischen Flüchtlingen handelt es sich in der Regel um Menschen aus der Mittelschicht, die ein schrecklicher Krieg aus ihrem Beruf und ihrem früheren Leben gerissen hat. Sie haben vielleicht einige andere Gewohnheiten als wir. Das sollte uns aber nicht davon abhalten, auf sie zuzugehen und ihnen bei der Integration zu helfen“, sagte er. In diesem Sinn macht ihm eine Mieterversammlung Mut, in der er Bewohner eines Neubaublockes in dieser Woche informierte, dass dort syrische Familien einziehen. „Selbstverständlich gab es Fragen. Eine ablehnende Haltung war aber nicht zu spüren“, erzählte er. Schulz berichtete auch von Hilfsangeboten, die Einwohner an ihn herantrugen. „Das geht von Spielzeugsammlungen bis hin zur Bereitschaft von Lehrern im Ruhestand, den syrischen Familien beim Erlernen der deutschen Sprache zu helfen.“ Entsprechende Angebote werden in der Osterburger Verwaltung bei Marion Cierpinski (Tel.03937/ 49 27 01) aufgenommen und gesammelt.

Solche Reaktionen freuen den Bürgermeister. Er verhehlt aber nicht, dass es „leider auch andere Osterburger Stimmen gibt, die die Aufnahme von Flüchtlingen ablehnen und im Internet mit dumpfer Hetze und ausländerfeindlichen Parolen um sich werfen.“ Gegenüber derartigen Tönen will Schulz klare Kante zeigen. Und setzt dabei auch auf die Bevölkerung. „Denn wir dürfen nicht zulassen, dass eine kleine Minderheit mit ihrer Ausländerfeindlichkeit bestimmt, wie unsere Stadt und wir von außen wahrgenommen werden.“