1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Osterburg
  6. >
  7. Einblicke in das jüdische Leben

Gymnasium Einblicke in das jüdische Leben

Wie lebt ein jüdischer Jugendlicher? Schüler des Osterburger Gymnasiums erhielten Besuch. Das Jüdische Museum Berlin war zu Gast.

Von Ingo Gutsche 07.04.2017, 19:00

Osterburg l Acht- und Elftklässler des Osterburger Markgraf-Albrecht-Gymnasiums tauchten am Freitag in die jüdische Geschichte ein. Das Jüdische Museum in Berlin machte erstmals bei ihrer Schul-Tour inklusive einer mobilen Ausstellung Station an der Biese.

Was haben Jeans und Kondome mit der jüdischen Geschichte gemein? Die Schülerschar hörte nicht nur Interessantes von den Museumspädagogen, sondern war auch selbst aktiv und widmete sich der Würfel-Ausstellung, die unter anderem eine Jeans beinhaltete. Erfunden von Levi Strauss, einem ehemaligen jüdischen Industriellen, der in Oberfranken aufgewachsen ist und später in die USA übersiedelte. „Eigentlich hieß er Löb“, informierte Ulrike Granitzki, die zusammen mit Arnon Hampe und Amos Rozdiel den etwas anderen Unterricht leitete.

Die Schüler wissen, dass viele Juden in der Zeit des Nationalsozialismus Deutschland den Rücken kehren mussten und flohen. Auch Julius Fromm. Er war der Erfinder der nahtlosen Kondome. Es ging jedoch nicht nur um Personen und Produkte, sondern um im Judentum wichtige Dinge. Die Tora war vielen Schülern schon bekannt. Anders der Mesusa. Ein Behälter, der am Türpfosten befestigt wird. Aus religiösen Gründen. Einige Kerzenleuchter schmückten ebenfalls die Tische der Aula. Kerzen werden zu Beginn des Sabbat, der zum Sonnenuntergang am Freitagabend beginnt und bis Sonnabendabend andauert, entzündet. Er ist im Judentum der siebte Wochentag, ein Ruhetag. Und was hat es mit einem dort liegenden Schal auf sich? Ein Vereinsschal des israelisch-jüdischen Vereins Maccabi Tel Aviv. Namensgeber ist Jehuda Hamaccabi, ein Held der jüdischen Geschichte, der einen Tempel in Jerusalem einweihte.

„Es besteht großes Interesse an der Geschichte und am Leben der jüdischen Mitbürger“, sagt Arnon Hampe. „Trotzdem klafft eine große Lücke“, weiß der Museumspädagoge, der mit seinem Team in dieser Woche fünf Schulen besuchte. Wie lebt beispielsweise ein jüdischer Jugendlicher? Die Gymnasiasten erhielten Einblicke bei einem Workshop - die Schüler lernten die unterschiedlichsten Lebenswelten von sechs jüdischen Jugendlichen in Deutschland kennen. „Was Juden in Deutschland ausmacht, ist ihre Vielfalt“, meint Amos Rozdiel.

Seit zehn Jahren ist das Museum on Tour: Seit 2007 besuchte die Einrichtung bundesweit über 500 Schulen. Bis Ende 2016 nahmen fast 66 000 Jugendliche daran teil. Für diese pädagogische Arbeit wurde das Museum ausgezeichnet. In Deutschland leben rund 200 000 Juden. Der Großteil davon mit rund 50 000 in Berlin.