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Hochwasserschutz Seehausen macht Fortschritte

Die Verbandsgemeinde Seehausen hat Fortschritte beim Hochwasserschutz gemacht. Gut so, denn nach der Flut ist vor der Flut.

Von Ralf Franke 21.11.2020, 00:01

Seehausen l Das vorerst letzte Jahrhunderthochwasser im Norden der Altmark ist seit über sieben Jahren Geschichte. Derzeit bewegt eher ein beispielloser Wassermangel die Region. Horst Sandmann, Leiter der Wasserwehr in der Verbandsgemeinde Seehausen, betont indes gern, dass nach der Flut vor der Flut ist. Und folgte insofern gern der Einladung zur jüngsten Sitzung des Bau- und Ordnungsausschusses, um über die Wasserwehr und den Stand des Hochwasserschutzes zu sprechen.

Wichtigste Erkenntnis für die Kommunalpolitiker in der Runde, die mit der Sache vielleicht noch nicht so vertraut sind: Die Fortschritte beim Hochwasserschutz können sich sehen lassen. Die Deichsanierung und den Bau von technischen Schutzanlagen (zum Beispiel Pumpstationen, Fluttore, Abschluss- und Überleitungsbauwerk) treibt das Land schon länger voran. Insbesondere nach der 2013er- Flut wurde auch viel in Straßen, Wege, Plätze, Brücken und dergleichen investiert, die auf den ersten Blick etwas abseits der betreffenden Gewässer liegen, aber doch wichtig für die Deichverteidigung und die damit verbundene Logistik sind. Dazu gab und gibt es großzügig Fördermittel für die Ausstattung der Wasserwehr. Rund eine halbe Million Euro kann die Verbandsgemeinde bei einer 80-prozentigen Förderung noch bis ins kommende Jahr investieren (wir berichteten).

Sandmann zählte auf, dass davon unter anderem schon drei Transporter für Material und Leute, ein Hänger, ein Landungsboot, eine zweite Sandsackfüllmaschine, Einsatzbeleuchtungen, ein Notstromaggregat sowie eine Hochleistungspumpe und anderes mehr angeschafft werden konnten. Ein zweites Boot soll ebenso noch folgen, wie die Unterstellhalle auf dem Gelände der Seehäuser Feuerwehr, deren Bau aus finanziellen Gründen auf 2021 verschoben worden war. Mit dem Seehäuser Feuerwehrdepot und mit dem Gemeindegelände in Pollitz verfügt man laut Sandmann über zwei strategisch wichtige Stützpunkte für das Stationieren von Mensch und Material.

Apropos Mensch. Menschen sind immer noch das wichtigste Kapital, wenn es mit der Hochwasserstufe III (6,30 Meter Pegel Wittenberge) kritisch an Elbe, Aland, Zehrengraben oder Seege wird. Wenn alle 150 Kilometer Deiche (inklusive Qualmdeiche) zur Kontrolle rund um die Uhr abgelaufen werden müssen, braucht es dafür allein etwa 250 Leute, die paarweise auf Tour gehen. Müssen Sandsäcke gefüllt, transportiert und verbaut werden, steige der Bedarf schnell um bis zu 400 Leute, weiß Sandmann aus der Erfahrung vieler Hochwasser-Schlachten.

Zum Glück sei die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung in der Altmark und über die Grenzen hinaus bisher immer sehr groß gewesen. Trotzdem wünscht sich Sandmann mehr feste Mitglieder in der Wasserwehr, die im Ernstfall zwar auf die Hilfe der freiwilligen Feuerwehren setzt, aber keine direkte Konkurrenz dazu sein will und sein darf.

Die Trennung ist etwa deshalb wichtig, damit es keine Interessenkonflikte gibt. Zum Beispiel, weil ein Deichläufer mitten in seiner Schicht zu einem Brand alarmiert werden könnte. Dazu steht ein fester Stamm an Wasserwehrkräften, für Leute, die insbesondere vom Landesbetrieb für Wasserwirtschaft und Hochwasserschutz geschult sind und somit um die Gefahr der Wasserdynamik wissen, den Deichaufbau kennen oder routiniert darin sind, wie Sandsäcke zum Schutz vor Fluten verbaut werden. Und die ihr Wissen bei einer Flut an Helfer weitergeben können.