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Imker-Vortrag Eine Königin und 60 000 „Untertanen“

Imker Hans-Joachim Kramer aus Iden informierte in der Osterburger Volkssolidarität über „Die Nützlichkeit der Bienen“.

Von Frank Schmarsow 19.08.2015, 12:00

Osterburg l Hans-Joachim Kramer hatte bei seinem Besuch in der Volkssolidarität auch ein Video dabei, das veranschaulichte, wie mit und an den Bienen gearbeitet wird. „Das wissen die meisten Leute nicht, höchstens, dass Bienen stechen“, meinte er schmunzelnd.

Die Imkerei habe in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit eine lange Tradition, machte der Idener deutlich. Vor der Zuckergewinnung aus Rohr und Rübe war Honig das einzige Süßungsmittel. „Die Biene ist 1922 vom Deutschen Reichstag als Haustier anerkannt worden und kommt in ihrer Bedeutung für den Menschen gleich nach Rind und Schwein“, sagte er. Bis zu 70 Prozent der Bestäubung unserer Nutzpflanzen werde von den Bienen übernommen. „Sterben die Bienen aus, steht die Existenz der Menschheit vor einem gewaltigen Pro­blem.“

Er imkere seit 1956, berichtete Hans-Joachim Kramer. Nur während seiner Armeezeit und seines Studiums habe er die Arbeit mit den fleißigen Nektarsammlerinnen unterbrochen. Kramer besitzt 25 Völker, die überwiegend an der alten Elbe stationiert sind; zwei Völker habe er am Haus, die sich um die Bestäubung der Obstkulturen im Ort kümmern. In einem Volk „regiere“ die Königin durchschnittlich 60 000 „Untertanen“. „Die Arbeitsbienen“, erzählt der Fachmann, „fliegen zu einer Tracht (Sammelstelle) bis zu fünf Kilometer. Lohnt die Tracht, fliegen sie auch weiter. Solche und andere Informationen können die Bienen aufnehmen, verarbeiten und ihren Artgenossinnen in der Beute (Bienenwohnung) durch bestimmte Bewegungen mitteilen.“ In jüngerer Zeit können die Landwirte von einem Blütenstreifenprogramm, das der Staat zur Unterstützung der Imker fördert, finanziell profitieren; die Bauern legen an ihren Feldrainen Streifen mit Blühpflanzen als Bienenweide an.

Kramer stellte Arbeitsgeräte des Imkers wie Waben, Wabenrahmen, Wabenzangen, Wabenegge, Bienenabkehrbesen und Haube mit Netz vor. Er informierte über Bienenprodukte wie Honigsorten, Wachs, Bienengift, Gelee Royale und Propolis. Letztere ist eine von Bienen hergestellte harzartige Masse mit antibiotischer, antiviraler und antimykotischer Wirkung.

Der Imker, der am Schluss seiner Ausführungen Zuhörerfragen beantwortete, war von seiner Frau Sigrid begleitet worden, die vor fast 50 Jahren nicht nur zwei Völker mit in die Ehe gebracht hatte, sondern ihm seitdem auch bei der Verarbeitung des Honigs seine tüchtige Stütze ist. An diesem Nachmittag hatte sie die Verkostung von Raps- und Sommerhonig übernommen, die von den Besuchern eifrig genutzt wurde.