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Jugendweihe Keine Erfindung der DDR

Dem Erwachsenwerden widmete sich die Initiative "Seehausen links".

Von Walter Schaffer 24.03.2017, 16:00

Seehausen l Die Jugendweihe ist für viele Jugendliche und deren Eltern ein bedeutsamer Schritt ins Erwachsenenleben. Der Begriff „Jugendweihe“ wird allerdings von vielen nur mit einer traditionellen Feier für Jugendliche in der damaligen DDR assoziiert. Dass dem nicht so ist, war am Mittwochabend bei einer Veranstaltung der Initiative „Seehausen links“ im Café am Markt zufahren.

Als Referenten und Gesprächspartner konnte Bernd Kloss den Bürgermeister von Buch, Günter Rettig, begrüßen. Er, der 15 Jahre lang als Präsident des Interessenverbandes Jugendweihe Sachsen Anhalt wirkte, gab zu Beginn der Veranstaltung einen kurzen historischen Abriss über die Jugendweihen in Deutschland.

Dieser Begriff geht demnach bis auf das Jahr 1852 zurück und wurde von dem Pfarrer Eduard Baltzer erstmals geprägt. Auch in der Weimarer Republik (1918-1933) sowie vereinzelt im nationalsozialistischen Deutschland (vorwiegend in Hamburg) gab es diese Tradition im Sinne der humanistischen Wertevermittlung. Fünf Jahre nach der Gründung der DDR bekam die Jugendweihe eine staatspolitische Bedeutung mit dem Ziel, eine Gegenstück zur Konfirmation beziehungsweise zur Firmung zu sein und die Grundlagen für eine marxistisch-leninistische Weltanschauung zu legen. Für den Wertekanon der Jugendlichen gilt heute die Maxime des deutschen Philosophen Immanuel Kant: „Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Waren es 1955 17,7 Prozent der in Frage kommenden Jugendlichen, die an der Jugendweihe teilnahmen, so waren es 1985 97,4 Prozent.

In der anschließenden Diskussionsrunde mit ehemaligen Teilnehmern der Jugendweihe, die heute die Jugendweihearbeit im Jerichower Land und in Stendal unterstützen, wurde unter anderem darüber diskutiert, was heute den Reiz dieser Vorbereitungen auf die Feiern ausmacht.

Musikalisch wurde der Abend durch Jule Seyer und Karsten Schwarz, deren Gesang und die Gitarrenmusik durch Rezitationen von Ann Kristin Flecken und Jean-Colin Bäsler umrahmt.