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Kita-Projekt Wenn das Spielzeug im Urlaub ist

Drei Monate ohne Spielzeug. Was wie eine Drohung klingt, erlebt die Kita in Hohenberg-Krusemark gerade als fruchtbringendes Abenteuer

Von Karina Hoppe 23.06.2016, 14:53

Hohenberg-Krusemark l Das Projekt „spielzeugfreie Zeit“ begann mit der Frage, was Spielzeug eigentlich ist. Die Erzieher der Kita „Villa Spatzennest“ gaben sich folgende Antwort: „Spielzeug ist, was einen mehr oder weniger fest vorgegebenen Zweck hat“, sagt Katrin Eppert, die Leiterin der integrativen Einrichtung. Eine Puppe also, ein Ball oder ein Roller.

Anders sieht es da schon mit Bauklötzern aus. Da ist die Verwendung variabler... Im Zweifelsfall und sowieso haben die Erzieher mit den Kindern gemeinsam die Entscheidungen gefällt. Die Mädchen und Jungen – bis auf die „Nestchengruppe“ machen alle mit – wurden gut auf das Projekt vorbereitet. Und sie verstanden. „Wir haben gesagt, dass jeden Tag mit dem Spielzeug gespielt wird und dass es deswegen auch mal Urlaub braucht.“ Die Kinder waren verständnisvoll und halfen beim Kartonspacken draußen wie drinnen. Und dann flog das Spielzeug in den Urlaub. Für die Kinder nach Ägypten, für die Erwachsenen auf den Dachboden. Ohne Tränen.

Weniger ist häufig mehr. Die Erzieher wollen die Kreativität und das Sozialverhalten der Kinder stärken, „für ein gesundes Miteinander“. Die Idee ist aus einer Fortbildung, bei der die Erzieher vor Jahren sofort sagten, „das wollen wir“. Schon einmal lief das Projekt erfolgreich in der „Villa Spatzennest“. So gut, dass es jetzt zur Neuauflage kam.

„Wenn das Spielzeug weg ist, müssen sich die Kinder erstmal finden“, berichtet Katrin Eppert. Besonders kreative Köpfe schalten besonders schnell um, fangen an zu basteln. Mit Hilfe übrigens von Materialien, die vor allem die Eltern mit anschleppen. Kartons, Kisten, Pappe und Sonstiges.

Ganz klassisch neigen Jungs eher dazu, sich diverse Fahrzeuge zu basteln. Vor allem Feuerwehrautos. Julian baut sich sogar ein Feuerwehrfloß. Jedenfalls sieht es mit Erwachsenenaugen aus wie ein Floß, soll aber auch eine Feuerwehr sein. „Es kommen ja auch noch Räder dran“, sagt Julian. Mädchen indes bauen sich gerne aus Reifen, Tonnen und sonstigen Gegenständen Pferdeparcours.

Die Kinder kommen mehr ins Gespräch als sonst und beobachten auch genauer. So sammeln sie Käfer, Schnecken und Raupen, um sie stolz den Erwachsenen zu zeigen. „Manchmal müssen wir sogar nachschlagen“, so die Leiterin, die noch eine Ausnahme verrät: Wenn die Kinder ein „Schnuffeltier“ haben, was sie brauchen, um über den Tag zu kommen, dürfen sie das natürlich behalten.