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Lesung Flaschenpost-Geschichten

Oliver Lück kennt die Geschichten, die sich in einer Flaschenpost befindet. Er brachte sie in einer Lesung in Krumke den Anwesenden näher.

Von Frank Schmarsow 09.03.2017, 18:00

Krumke (fsc) l Ein volles Haus hatte Oliver Lück, Journalist aus Schleswig-Holstein, am Mittwoch im Kavaliershaus Krumke, als er sein neues Buch „Flaschenpostgeschichten“ vorstellte. Die besondere Art der Nachrichtenübermittlung ist ja auch kein Alleweltsthema, so war das Publikum gespannt, was er erzählen und lesen würde.

Lück interessiert sich für die Menschen, die hinter den Fundstücken stehen. Er sammelt gewissermaßen Geschichten von Menschen, die etwas zu berichten haben. Schließlich hatte er eine Auswahl von fast 300 Flaschenpostsachen, die besten davon hatte er dann in diesem Buch zusammen getragen. „Ein roter Faden spann sich kreuz und quer durch die Ostsee“, las er. „Ein soziales Netzwerk. Denn alle diese Menschen sind als Absender und Finder über zwei oder drei Ecken miteinander verbunden.“

Begonnen hätten seine Recherchen zu dem Buch im Sommer 2008, als er einer Lettin, Biruta Kerve aus Nida im Süden an der litauischen Grenze, begegnet. Die einsam an der Küste lebende Weißhaarige sammelt alles, was die Ostsee sich mal genommen hatte und nun wieder an den Strand wirft, darunter sind 40 Flaschen mit Briefen darin, die die damals Mittsechzigerin aber nie beantwortet hat. „Daraufhin habe ich mich auf die Suche nach den Absendern gemacht“, erzählte Lück.

Darunter war eine ganze Schulklasse aus den Niederlanden, deren Flaschenpost in Lettland auftauchte. Lück stößt auf seinen Nachforschungen auf den Friesen Frank Bucher, der in der Schweiz geboren und in das Städtchen Stiens in Holland ausgewandert war, wo er nach der Absenderin, der Holländerin Muriel suchte – und fand.

Lück lernte Thomas Masloby aus Sassnitz auf Rügen kennen. Der verschickt Flaschenpost und wartet auf Antwort. Es fasziniere ihn, wer seine Briefe findet. Das kann Jahre dauern. Doch Thomas sagt: „Ich habe Zeit.“ Rund 30 Antworten aus sieben Ländern habe er bekommen, bevor das Buch entstanden war.

Auf einer kleinen einsamen Schäreninsel trifft Lück den über 1,90 Meter großen Arne Nordström mit wallendem Bart, roter Wollmütze und Stiefelgröße 47, den letzten Fischer des Eilandes Ungskär, der selten seine Heimat verließ, aber mehr über die große weite Welt weiß als viele andere Menschen. Und er kennt den Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein. „Arne hat einen Satz gesagt, den ich für den besten in meinem Buch halte“, erzählte Oliver Lück, „nämlich: ,Jeder Bart ist natürlich nur so eindrucksvoll wie der Mann, der ihn trägt.‘“

Noch so manche andere Originale kreuzen Lücks Weg, zum Beispiel der Archäologe Peter Scharstein aus Kiel, der auf seiner Webseite alles über Flaschenpostbriefe zusammenträgt und eine Zeitung herausgibt, die man nicht kaufen, aber finden könne. Er meint: Flaschenpost sei völlig unzeitgemäß, nicht mehr als Altglas und Papier. Oder: Konrad Icking, der einen Flaschenpostkurierdienst aufgezogen hat. Die Schreiber schicken ihm die Nachrichten und er wirft die Flaschenpost ins Meer.