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Lesung Geschichten aus dem Schatten des Dzong

Lustig-kauzige Geschichten aus seinem Buch „Im Schatten des Dzong“ stellte Thilo Schwichtenberg in Osterburg vor.

Von Frank Schmarsow 20.10.2015, 16:00

Osterburg l Schwichtenberg las, hinterher bat Buchhändlerin Annette Pfloum „zu Tisch“. Serviert wurden Pekingsüppchen und Harzer Käse. Das entsprach auch dem literarischen Ohrenschmaus, denn die Schauplätze von Schwichtenbergs Kurzstories reichten vom Harz bis nach China. In den Harz, nach Alexisbad, hatte er seine 85-jährige Großmutter zu einem Herbstspaziergang eingeladen, und Omas schönste Erinnerung daran war ein buntes Ahornblatt. „Es sind die kleinen Dinge, an denen ich mich erfreue“, sagte sie ihrem Enkel, „und das Schönste ist: Ich habe mir den ganzen Weg selbst erarbeitet – Meter sind für mich Kilometer.“ Die Oma sei knapp 91 Jahre alt geworden.

Dzongs sind buddhistische Klosterburgen in Buthan, Tibet anderen tibetisch ausgerichteten Landen im Himalaya. Schwichtenberg, Jahrgang 1970, von Beruf Diplom-Ingenieur für Thermischen und Hydraulischen Maschinenbau, ist weit in der Welt herumgekommen. Die Geschichten aus dem Schatten des Dzong, die er seinen Zuhörern in der „Bücherecke“ servierte, führten sie zwar nicht zur Klosterburg, aber anderen Orts in Asien. Zum Beispiel nach Vietnam. Hier reiste der Akener, der nach eigenen Angaben nur zögerlich zu anderen Menschen Kontakt findet, zusammen mit seinem Kumpel Frank, und es hätte nach seiner amüsanten Schilderung lange gedauert, ehe er sich getraute, eine Gruppe lustiger junger Frauen, die am Straßenrand Obst, Imbiss und Getränke anboten, zu fotografieren, und es seien eher die vietnamesischen Schönheiten gewesen, die ihn dazu ermuntert hatten.

In China sei seine leere Cola-Dose, die das Begehren eines Jungen weckte, Auslöser gewesen, sich an die eigene Kindheit zu erinnern, als eine leere bunte Fanta-Büchse, von Westbesuchern in einen Müllkübel geworfen, für den kleinen Thilo, der sie sich aus Abfällen und Asche gesichert hatte, ein Stück Paradies gewesen sei. Im usbekischen Buchara erlebte er ein derbkomisches völkerfreundschaftliches Abenteuer inmitten einer Hochzeitsgesellschaft, und in Samarkand sollten er und sein Reisegefährte Steffen unbedingt von zwei glutäugigen Usbekinnen geheiratet werden. Wie man beim Einrichten eines Aquariums fast verzweifeln kann und zum Schluss darin anstatt der Fische Garnelen hält, war ebenso eine von Schwichtenbergs fantastischen Geschichten wie die von der Schönen „Im Strandkorb nebenan“, die sich als wohlproportionierte Schaufensterdame entpuppte.