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Neue Entwicklungen Öffnet die Werbener Schule doch?

Ratsmitglied Bernd Schulze sprach am Dienstag von einer „wunderbaren Sache". Man sei in Gesprächen, „die Schule ist noch nicht vom Eis“.

Von Karina Hoppe 06.07.2016, 16:00

Werben l Das Landesschulamt versagte der Stiftung Evangelische Jugendhilfe St. Johannis Bernburg Anfang Juni die Genehmigung für die geplante Freie Grundschule Werben. Nach den Sommerferien sollte der Schulbetrieb nach der Lehre von Maria Montessori dort aufgenommen werden. Die Stiftung kündigte an, nicht gegen diesen Bescheid des Landes vorzugehen, weil dies zeitraubend und wenig aussichtsreich sei. In der Planungsgruppe standen die Zeichen indes auf „erstmal abwarten“, mit den Eltern und mit dem Träger nochmal sprechen. Die weiße Fahne jedenfalls schwenkte die Gruppe nicht.

Und nun die Stadtratssitzung am Dienstagabend. Der Stadtrat war sich, was die Prioritäten für die Vergabe der Städtebaumittel 2016 betrifft, relativ schnell einig darin, dass das Romanische Haus und die Komturei 7 gefördert werden sollen. Für Rang drei hatte der Bauausschuss zwei Empfehlungen abgegeben: die Sanierung der alten Stadtmauer in der Schadewachten – oder die weitere Sanierung der Grundschule, das Obergeschoss betreffend. Es war zunächst der Gast Bert Lehmann, Regionalbüroleiter der BIG-Städtebau Perleberg, der sich für die Schule aussprach, „weil das für eine künftige Nutzung wichtig ist“ – egal, was mit dem Gebäude einmal werde. In diesem Zusammenhang meldete sich nun Ratsmitglied Bernd Schulze zu Wort. Er war beziehungsweise ist Mitglied der Planungsgruppe für die Freie Schule Werben und sprach wohl in diesem Zusammenhang: „Wir sind seit zwei Wochen mit dem Ministerium in Kontakt, da ist eine wunderbare Sache in Gange.“

Den besten Antrag, den sie dort je gesehen haben, hätte die Stiftung abgegeben. „Die Kuh ist noch nicht vom Eis“, so Bernd Schulze. Augenscheinlich bedeutete Bürgermeister Jochen Hufschmidt Bernd Schulze, in diesem Zusammenhang nicht mehr zu erzählen. Aber die Botschaft war bereits klar: Da ist etwas im Busch.

Vor diesem Hintergrund entschied das Gremium, in kleiner Sanierungsvariante (für rund 40 000 Euro) in die Schule zu investieren. Unter der Voraussetzung, dass die Einrichtung vielleicht doch öffnet. Eindringliche Nachfragen seitens der Ratsmitglieder kamen nicht mehr. Der Bürgermeister fügte noch die Information an, dass nun ein Antrag der Stiftung auf Aufhebung des Mietvertrages zwischen Stadt und Schule vorliege.

Wie passt das zusammen? Von Bürgermeister Hufschmidt und auch von Verbandsgemeindebürgermeister Eike Trumpf hieß es gestern „kein Kommentar“. Noch nicht. Sollte es sich das Land anders überlegt haben? Fakt ist, dass Hufschmidt noch einmal einen Brief an Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) geschickt hat. Er formulierte darin seinen Unmut über die Paradoxon, dass Haseloff seinerzeit die Stadt ermutigte, doch den Weg einer freien Schulträgerschaft zu gehen. Denn auch dies würde das Land fördern.

Nun ist Werben den aufwändigen Weg der Gründung einer Privatschule gegangen, gewann Investoren, Lehrer und Kinder für sich – und bekam eine Ablehnung vom Land. Obwohl der Träger laut Bescheid nachgewiesen hat, „dass die Schule in ihren Lehrzielen und Einrichtungen sowie in der wissenschaftlichen Ausbildung ihrer (...) Lehrer hinter den staatlichen Schulen nicht zurücksteht und dass eine Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen der Eltern nicht gefördert wird.“

Die Absage erfolgte, weil kein Bedarf an dieser reformpädagogischen Einrichtung bestehe. Das konnte die Planungsgruppe nicht nachvollziehen, zumal in einer Gegend, wo es wenig reformpädagogische Angebote gibt. Sollte ihr Protest Wirkung gezeigt haben? Offenbar gab es auch Vis-à-vis-Gespräche. Bernd Schulze sprach in der Sitzung noch davon, dass sie „dahin gefahren“ sind.