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Positionspapier Genießt der Wolf zuviel Schutzstatus?

Das Thema Wolf treibt auch Verwaltung und Kommunalpolitik in Seehausen um. Schuld ist eine Zunahme der Vorfälle in jüngster Zeit.

Von Ralf Franke 02.05.2017, 19:00

Seehausen l Drei Wolfsrisse beziehungsweise -sichtungen in den vergangenen 14 Tagen auf der Höhe und in der Wische. Dazu noch ein Riss vom Wochenende beim Auloser Landwirt Guido Kloth in Aulosen. Dort holte sich der Wolf in der Nacht zu Sonntag aus einer Mutterkuhherde ein gerade erst auf die Welt gekommenes Kalb. Alle vier Fälle in beunruhigender Nähe zu Wohnsiedlungen. Und das sind nur die bekannten Vorfälle.Die „Einschläge“ kommen dichter und häufiger. Das gefällt nicht jedem. Kürzlich schaffte es Isegrim deshalb auch auf die Agenda bei der Verbandsgemeinderatssitzung im Seehäuser Rathaus. Dabei wurde deutlich, dass die Kommunalpolitiker noch deutlicher Position als bislang zu dem Raubtier und den Folgen seiner Ausbreitung in der Altmark beziehen wollen.

Als Diskussionsgrundlage präsentierte Verbandsgemeindebürgermeister Rüdiger Kloth eine Tischvorlage mit der Stellungnahme zum Entwurf der „Leitlinie Wolf“ der Einheitsgemeinde Bismark. Die Leitlinie der sachsen-anhaltischen Landesregierung, die ein möglichst konfliktarmens Zusammenleben mit dem Raubtier unterstützten soll, wird darin sehr kritisch beleuchtet, wobei ausdrücklich darauf verwiesen wird, dass es sich um keine subjektive Einzelmeinung der Bürgermeisterin, sondern um eine Mehrheit in den politischen Gremien handelt, der eine Beratung mit Vertretern aus Landwirtschaft und Jägerschaft vorausgegangen war.

In dem Papier wird darauf verwiesen, dass die Regelung nicht Ländersache sein dürfe. Und es wird gefragt, wer eigentlich die Rückkehr der Wölfe in der Art und Weise will, wie sie sich derzeit abzeichnet oder ob es eine Interessenabwägung gab. Außerdem wird moniert, dass das schutzwürdige Interesse am Wolf über den Schutz der Nutztiere und deren artgerechter Haltung gestellt oder mit der Ansiedlung des Wolfes die Bewegungsfreiheit der ländlichen Bevölkerung (insbesondere Kinder) und von Touristen in Kauf genommen werde. Nicht zu vergessen der irreparable Schaden, der nicht nur Landwirten entsteht, ohne diesen wirklich auszugleichen.

Der Wolf, heißt es in der Bismarker Stellungnahme unter anderem weiter, genieße einen übertriebenen Schutzstatus. Im Extremfall müssten Betroffene zuschauen, wie ihre Tiere getötet werden, um sich bei der Abwehr nicht strafbar zu machen.

Wenn der Wolf als Raubtier regelmäßig sichtbar wahrgenommen wird, stimme das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur nicht mehr. Deutlich wird zudem das Wolfskompetenzzentrum in Iden in Frage gestellt. Die einheimische Jägerschaft sei kompetent genug, heißt es mit Anspielung auf die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht.