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Schaf-Terror "Das ist krank, einfach nur krank!"

Von Wolfsüberfällen ist Schäfer Axel Schuster bislang verschont geblieben. Dafür hat er mit Vandalen zu tun.

Von Ralf Franke 25.11.2016, 16:16

Schönberg l Es müssen schlimme Szenen gewesen sein, die sich in der Nacht von Mittwoch zu Donnerstag auf den Elbwiesen bei Schönberg/Deich abgespielt haben, dort wo Axel Schuster aus Beuster mitten in der Altmärkischen Wische seine Schafe in Pferchen weidet.  Bislang unbekannte Täter kappten in einer Gegend, in die es insbesondere beim derzeitigen Novembernebel nur wenige Menschen verschlägt, die Stromversorgung vom Weidezaungerät, durchschnitten den Elektrozaun, ließen die Schafe frei und veranstalteten offenbar eine regelrechte Treibjagd auf die Tiere der Mutterherde.

Die tragenden Zibben wurden mit einem Auto über die Wiesen in der Nähe des Stromes bis zum Deich getrieben und dabei auch wie Billardkugeln gerammt. Ein Tier fand Schuster am nächsten morgen mit abgeknickten Vorderläufen, gebrochenen Rippen und aufgeschlitztem Bauch noch lebend auf, bevor es von seinen Leiden erlöst wurde. Eines fand er gestern Vormittag in der Nähe des mobilen Pferches verendet auf. Eine Zählung muss jetzt zeigen, ob in dem weitläufigen Areal noch mehr tote oder verletzte Mutterschafe gesucht werden müssen.

Und damit ist das Ende der Fahnenstange nicht erreicht. Die ersten Tiere, die auch anderthalb Tage nach der Treibjagd noch völlig „durch den Wind“ waren, haben bereits verlammt, heißt: ihren unfertigen Nachwuchs tot zur Welt gebracht. Insbesondere das Verlammen dürfte in den kommenden Tagen weitergehen. Weshalb die Höhe des Schadens, zum dem unter anderem auch die vier kaputten Reifen des Autoanhängers für die Begleit-Logistik gehören, noch nicht abzuschätzen ist.

„Das ist krank, einfach nur krank“, machte Axel Schuster gestern früh beim Gespräch mit der Volksstimme seiner Wut Luft, während er darüber sinniert, eventuell eine Belohnung für die Aufklärung der Straftat auszusetzen. Zumal es im Laufe eines Jahres das dritte Mal ist, dass die Herde attackiert oder der Elektrozaun mutwillig beschädigt wurde. „Man hat sicher nicht nur Freunde“, überlegt der Beusteraner, der sich nach der Wende als erster Schäfer und als erster Landwirt im Altkreis Osterburg selbständig machte, „aber warum müssen das die Tiere ausbaden?“

Darauf, dass die Polizei die Täter fasst, setzt er keine besonders großen Hoffnungen. Obwohl sachdienliche Hinweise vielleicht nicht ganz ausgeschlossen sind. Denn Angler oder Jäger könnten etwas mitbekommen haben. Jogger kommen wohl eher nicht in Frage, zumal Schuster glaubt, die Tatzeit ungefähr auf die Stunde vor Mitternacht eingrenzen zu können, weil da in der Siedlung Schönberg/Deich ein Hund lange und heftig angeschlagen haben soll, wie seine Nachfragen ergaben. Heißt, dass der Hund etwas Ungewöhnliches wahrgenommen hat, das für die menschlichen Sinne zu weit entfernt war.

Das Auto der Täter könnte auch gut für eine Spur sein, weil das schwer verletzte Mutterschaf über mehre Meter mitgeschleift wurde und der Wagen entsprechende Beulen aufweisen oder mit Woll- und Blutspuren behaftet sein könnte oder sogar müsste. Dass es kein geländegängiger Pkw, sondern vermutlich ein Kleinwagen war, verraten die Spuren, die sich kreuz und quer über die Wiesen ziehen und in den Deich eingegraben haben.

Zeugen werden gebeten, sich im Polizeirevier Stendal (Tel.: 03931/ 68 52 92) oder in jeder anderen Polizeidienststelle zu melden.