1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Osterburg
  6. >
  7. Lese-Zeit in der Kirche

Sommerserie Lese-Zeit in der Kirche

Annemarie Timling erinnerte bei der „Lese-Zeit“ in der Deutscher Kirche an ihre Kindheits- und Jugendjahre.

Von Nico Maß 17.07.2017, 20:00

Deutsch l Die kleine Sommerserie „Lese-Zeit“ in der Deutscher Bücherkirche hat am Sonnabend eine Fortsetzung erfahren. Nach dem Abendläuten um 18 Uhr schlug Annemarie Timling ein Buch über die Verbandsgemeinde Seehausen auf. Der 500 Seiten dicke Schmöker ist 2008 über den Kulturförderverein Östliche Altmark und im Rahmen der Reihe „Das Wissen der Region“ erschienen.

In dem Buch haben 80 Einwohner aus dem Territorium der Verbandsgemeinde Erlebtes und Interessantes aus ihren jeweiligen Orten niedergeschrieben. Auch Annemarie Timling zählt zu den Autorinnen. Sie berichtet in ihrem Beitrag über ihre Kindheit und Schulzeit in ihrem Heimatdorf Jeggel. Diese Erinnerungen brachte sie am Sonnabend ihren Zuhörern in Deutsch nahe. Angefangen bei der Einschulung 1944 im Nachbardorf Lindenberg über die Unterrichtsjahre in der Nachkriegszeit in der Jeggeler Dorfschule bis hin zur Ausschulung 1952 wiederum in Lindenberg, weil der Jeggeler Lernort einer Strukturreform zum Opfer gefallen war, spannte die Seniorin ihren Bogen, den sie mit vielen Anekdoten anschaulich auszufüllen wusste. So berichtete Annemarie Timling, dass es im Jeggel der Nachkriegszeit aufgrund der zahlreichen im Dorf untergebrachten Flüchtlingsfamilien sehr viele Kinder gegeben habe, an Spielkameraden mangelte es deshalb nicht. Gern erinnerte sie sich an winterlichem Rodelspaß oder Völkerball-Spiele im Dorf. Und die Jeggelerin schilderte, wie auf staatliche Anordnung hin sonntags Kartoffelkäfer gesammelt wurden oder dass sie im Sommer gewöhnlich barfuß unterwegs war, weil die Schuhe geschont werden mussten. Nach diesem Ausflug in ihre Kindheit und Jugendzeit trug die versierte Mundartsprecherin noch einen Text auf Platt vor. Und nahm erneut „Das Wissen der Region“ zur Hand, um Beiträge von Käte Griep über die Kinderbetreuung im früher politisch eigenständigen Groß Garz sowie eine Auflistung von David Pichanski über die Großbrände seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert in der gleichem Gemeinde vorzulesen.

Nach einer kurzweiligen Stunde endete die „Lese-Zeit“. Der Zuhörerkreis, in dem sich vom Kind über den Jugendlichen bis hin zum Senior alle Generationen fanden, wurden von Karlheinz Mewes dazu eingeladen, „in aller Ruhe durch die Bänke zu schauen und das eine oder andere Buch mitzunehmen.“ Dem Deutscher Gotteshaus dürfte die Lektüre selbst beim noch so beherzten Zugriff nicht so schnell ausgehen. Neben den mehr als 300 Bücher verschiedener Genres, die in den Bänken im Gotteshaus ausliegen, um mitgenommen und erneut gelesen zu werden, haben die Betreiber der Bücherkirche noch eine stattliche Zahl an Schmökern in Reseve. Bei freiwerdenden Flächen könne so jederzeit nachgelegt werden.

Bücherfreunde sind deshalb auch abseits der „Lese-Zeit“ herzlich eingeladen, öfter mal tagsüber in die „Offene Bücherkirche“ zu schauen und etwas zu verweilen. Die offene Bücherkirche ist bis in den September täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.