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Straßensanierung Dewitzer sagen hü, der Rat hott

Bei der Sanierung der Ortsdurchfahrt votierten die meisten Dewitzer für den Erhalt des Pflasters. Die Mehrheit des Rates ignoriert das.

Von Ralf Franke 27.04.2017, 20:00

Dewitz l Alles wollte Bernd Prange, Bürgermeister der „Altmärkischen Höhe“, bei der durch die Schwertransporte für den Bau des Windparks Gagel so stark in Mitleidenschaft gezogenen Ortsdurchfahrt Dewitz richtig machen. Wenn die Straße schon neu gebaut wird, dann sollten die Anlieger bitteschön mehr als nur ein Wörtchen mitreden. Nachdem sich die Landesstraßenbaubehörde wider Erwarten vor ein paar Wochen plötzlich nicht nur zu einer Reparatur, sondern sogar zu einem grundhaften Ausbau dieses gut 300 Meter langen Stücks der Landesstraße 12 bekannt und einige Vorschläge präsentiert hatte, berief das Gemeindeoberhaupt eine Einwohnerversammlung ein und ließ ganz demokratisch ein Votum an der Wahlurne folgen. Dann ignoriert die Mehrheit des Gemeinderates in der Sitzung am Mittwochabend den ebenso mehrheitlichen Bürgerwillen und empfiehlt der Straßenbaubehörde statt der historischen Straße aus Natursteinpflaster eine Asphalt-Fahrbahn.

Nach dem die Entscheidung der Dewitzer Anfang April mit 37 zu 26 Stimmen recht deutlich pro Pflaster ausgefallen war, führten 8 der 14 gewählten Vertreter das Bürgervotum in der Sitzung in Priemern quasi ad absurdum. Sie ignorierten nicht nur den Bürgerwillen, sondern auch einen Appell von Prange, der kurz vor der entscheidenden Abstimmung noch dafür geworben hatte, das Wahlergebnis aus Dewitz zu respektieren.

Als ob den Bürgermeister schon eine böse Vorahnung quälte, hatte er bei der Stimmenauszählung am 3. April im Dorfgemeinschaftshaus Dewitz allerdings auch darum gebeten, die endgültige Entscheidung des Gemeinderates zu akzeptieren.

Wer von den 13 anwesenden Räten plus Bürgermeister am Ende wo sein Kreuz machte, ist nicht nachzuvollziehen, weil die Abstimmung genau so geheim vorgenommen wurde, wie der Urnengang der Dewitzer. Bernd Prange hatte das von vornherein immer so angekündigt, um niemanden für seine Wahl später an den Pranger gestellt zu wissen.

Der erste, der nach der denkwürdigen Abstimmung wieder Worte fand, war das Dewitzer Ratsmitglied Karsten Pengel. „Ich verstehe das nicht. Ich komme damit nicht klar“, machte er seine Fassungslosigkeit deutlich. Und bekam von Renate Moesenthin ebenso Zustimmung wie von Prange, der das Kapitel aber endlich hinter sich lassen wollte.

Wie geht es weiter? Nach der Entscheidung im Rat sollten bald die Planungen für den Straßenbau folgen, damit das Projekt 2018 verwirklicht werden kann. Was in jedem Fall bleibt, ist die Tatsache, dass das Dorf eine neue Ortsdurchfahrt bekommt, mit der niemand gerechnet hatte. Vielleicht folgt in ein paar Jahren die Mehrheit der Dewitzer der Ansicht der bisherigen Minderheit und freut sich über eine Straße mit weniger Geräusch-Emissionen. Aber noch wichtiger ist, dass der Dorffrieden nicht auf der Strecke bleibt.