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Versteigerung Beschlagnahmten Pferden geht es gut

Die Odysee der vom Landkreis Stendal konfiszierten Pferde soll nach rund sechs Wochen mit einer Auktion beendet werden.

Von Ralf Franke 10.01.2017, 19:00

Lichterfelde l In einer bislang wohl einmaligen Aktion beschlagnahmte der Landkreis Stendal am 7. Dezember 2016 auf Flächen um Osterburg und Arneburg-Goldbeck wegen nicht artgerechter Haltung knapp 80 Pferde eines Klein Ballerstedters. Am Freitag, 27. Januar, sollen die Tiere im Rahmen einer Auktion ein neues Zuhause finden.

Die Versteigerung geht auf dem Gelände der ehemaligen Bullenwartestation bei Lichterfelde über die Bühne. Die modernen Ställe stehen nach der Fusion der Rinderzuchtverbände Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern zur Rinder-Allianz seit über einem Jahr leer, was ein schnelles Unterkommen der Shetland- und Reitponys, der leichten und schweren Warmblüter, der Kaltblüter und eines Mulis ermöglichte. Wobei die leidgeprüften Pferde nicht nur schnell, sondern auch exklusiv unterkamen. Denn jedem Tier stehen derzeit überdacht eine Doppelbox mit konkurrenzfreiem Zugriff auf Futtergang und Wasserstelle sowie mit einem gesonderten Liegeplatz mit reichlich trockenem Einstreu zur Verfügung. Den Pferden, die in diesen Tagen von zwei Mitarbeitern der Rinder-Allianz gepflegt werden, geht es ganz offensichtlich gut. Inzwischen haben sich der Allgemeinzustand verbessert und das Fressverhalten normalisiert. Die ersten Tage, so Amtstierarzt Dr. Thoralf Schaffer auf Nachfrage der Volksstimme, hätte man fast Angst bekommen können, welche Mengen Heu die Tiere in sich hineinstopften.

So wie die Pferde nach fünf Wochen beziehungsweise in zwei Wochen aussehen, hofft Schaffer, vielleicht alle Tiere an den Mann bringen zu können. Was übrigens einem erfahrenen Auktionator aus dem Oldenburgischen überlassen wird, der auch ein bisschen positive Stimmung in das Prozedere mit eigentlich traurigem Hintergrund bringen soll.

Individuelle Mindestgebote zu finden, ist noch eine Herausforderung, weil es dazu keine Regeln gibt und Schönheit auch bei Pferden bekanntlich im Auge des Betrachters liegt. Erschwerend kommt dazu, dass zu Dreiviertel der Tiere keinerlei Angaben existieren und Papiere neu ausgestellt werden mussten. Das heißt, dass am Ende nur das Geschlecht und die Farbe zweifelsfrei festgestellt werden können. Dem Auktionator bleibt kaum etwas anderes übrig, als über Abstammung, Alter, Veranlagungen, Ausbildung, Krankheiten und dergleichen zu spekulieren.

Auch wenn er das Mitbieten von Rossschlächtern nicht verhindern kann, wünscht sich Dr. Schaffer, dass keines der Pferde unters Messer kommt. Bei den Tieren mit den neuen Papieren ist die Fleischverwertung vom Gesetzgeber ohnehin untersagt, weil neben vielen anderen Dingen auch nicht bekannt ist, ob und welche Medikamente eventuell verabreicht wurden. Und weil Schlachtpferde sehr billig gehandelt werden, rechnet er damit, dass bei den anderen Tieren ein einfaches Gebot für eine neue und artgerechte Zukunft reicht.

Von den Einnahmen wird der von einem lebenslangen Haltungs- und Zuchtverbot bedrohte Klein Ballerstedter wohl nichts sehen, weil die Kosten des Verfahrens die Einnahmen weit übersteigen dürften. Fest steht zudem, dass die Auktion eine logistische Herausforderung wird, weil Parkplätze nur einseitig an der Kreisstraße 1019 aus Richtung Seehausen angeboten werden können. Und es ist damit zu rechnen, dass die Interessenten mit Bargeld in der Tasche reichlich Verstärkung durch Schaulustige bekommen.

Eine Liste mit den zu versteigernden Pferden wird demnächst auf den Internetseiten des Landkreises Stendal ebenso erscheinen, wie die Angaben zum Prozedere um das Großereignis in der Wische.

Das MDR-Fernsehen sendet heute ab 19.30 Uhr einen Beitrag über die Pferde in Lichterfelde und wie beziehungsweise warum sie dort hingekommen sind.