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Wolf-Vortrag Walslebener äußern Befürchtungen

Andreas Berbig hat am Donnerstag in Walsleben über den Wolf und seine Ausbreitung gesprochen.

Von Frank Schmarsow 24.06.2016, 15:36

Walsleben l Großen Zuspruch von Bürgern aus Walsleben und umliegenden Dörfern fand der von Ortsbürgermeisterin Christine Klooß initiierte Vortrag „Wolfsausbreitung/-management in Sachsen-Anhalt“; das Walslebener Sportlerheim konnte die Besucher am Donnerstagabend kaum fassen. Dazu war Andreas Berbig, Mitarbeiter des Biosphärenreservats „Mittlere Elbe“, Sitz in Arneburg und dort vor allem seit 2008 in der Referenzstelle Wolfsschutz des Landes Sachsen-Anhalt tätig, gekommen. Mit dabei auch Bettina Horzetzky, Mitarbeiterin der Unteren Naturschutzbehörde beim Landkreis und fachlich ebenfalls mit dem Wolf betraut.

Im Februar waren in einem Wildgatter bei Walsleben 25 Stücke Dam- und Muffelwild von Wölfen gerissen worden. Bei einem unlängst ebenfalls bei Walsleben zerfleischt aufgefundenen Kalb sei dagegen noch nicht eindeutig nachgewiesen worden, dass es Opfer von Wölfen geworden ist, so Berbig. Christine Klooß sagte: „In der Kita ist aus Furcht vor Zwischenfällen mit Wölfen schon der wöchentliche Waldtag ausgesetzt worden. Pilz- und Beerensammler trauen sich nicht mehr in den Wald.“

Nach Berbigs Angaben leben in Europa etwa 20 000 Wölfe in zehn Populationen. Hier gehören sie zur aus Westpolen eingewanderten Mitteleuropäischen Tieflandpopulation. Jährlich erfolge ein von Experten vorgenommenes Wolfs-Monitoring, bei dem alle Anzeichen von Wölfen registriert und nachgeprüft werden. Derzeit weiß man noch nicht, ob es sich bei Walsleben um Daueransiedler, Durchzügler oder Jungwölfe auf der Suche nach eigenen Revieren handelt.

Die bisherige Schadensbilanz in diesem Jahr weise in Sachsen-Anhalt 58 gerissene Schafe, 23 Stücke Gehegewild und zwei Ziegen auf. Die Anzahl der toten Rinder/Kälber ist mit elf angegeben, aber mit einem Fragezeichen versehen. Eine Entschädigung komme nur den Tierhaltern zu, die Maßnahmen zum Grundschutz treffen: ringsum geschlossene Umzäunung aus mindestens 90 Zentimeter hohem Netzzaun oder fünfzügiger Drahtumzäunung mit festem Bodenabschluss. Elektrozäune sollten auf gesamter Länge mit mindestens 3000-Volt-Spannung und einer Impulsenergie von 1,5 Joul versehen sein. Besonders an Gewässerrändern ist auf eine in sich geschlossene Umzäunung zu achten. Empfohlen werden Herdenschutzhunde, die schon als Welpen in die Herden integriert werden sollten.

In der lebhaften Diskussion wurde Berbig mit Fragen konfrontiert wie: Finanziert das Land die nicht eben billigen Schutzhunde-Welpen? Berbig: „Im Land diskutiert man auch eine solche Fördermöglichkeit.“ Oder: „Warum muss ich als Steuerzahler letztendlich die Wolfsschäden bezahlen und nicht der Nabu oder der BUND?“ „Was fressen die Wölfe, wenn sie die Wildbestände derart dezimiert haben, dass sie als Nahrungsgrundlage nicht mehr ausreichen?“ Es wurde der Standpunkt geäußert: „Wer den Wolf hier haben will, soll für den Schaden aufkommen. Er gehört nicht nach Deutschland.“ Und die Befürchtung wurde laut: „Eines Tages passiert etwas ganz Schreckliches, dann kommt das böse Erwachen.“ Andreas Berbig ließ schließlich durchblicken: „Irgendwann kann es erforderlich sein, in die Wolfsverbreitung regulierend einzugreifen.“