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Gorleben Als Erstes fällt die Mauer

Das Erkundungsbergwerk in Gorleben wird zurückgebaut. Der Schacht soll allerdings offenbleiben. Die Mitarbeiter fürchten um ihre Jobs.

Von Björn Vogt 17.07.2015, 01:00

Gorleben l Die Nachricht schlug beim Betriebsrat der Deutschen Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern (DBE) ein wie eine Bombe, als der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz ankündigte, dass der Rückbau des Erkundungsbergwerks im wendländischen Gorleben bald beginnen wird. Der Betriebsrat der DBE zeigte sich „schockiert“.

Als erstes soll wohl die mit Stacheldraht bewehrte Mauer rings um das Erkundungsgelände fallen. Ein Rückbau, den Gorleben-Gegner schon lange fordern. Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), stellte der Endlagerkommission in Berlin Pläne vor, wie die Oberflächenanlagen des Erkundungsbergwerks Gorleben zurück gebaut werden.

Bisher ist das Gelände mitten im Wald durch einen Zaun, eine hohe Betonmauer mit messerscharfem Natodraht hermetisch abgeriegelt. König - und auch der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel - hatten schon vor längerer Zeit angekündigt, dass die Umgrenzung des Geländes auf „ein dem üblichen industriellen Standard entsprechendes“ Maß zurück gebaut wird.

König kündigte darüber hinaus an, dass ein großer Teil der Gebäude abgerissen werde, für andere werden noch Nutzungskonzepte gesucht, da sie anderweitig genutzt werden sollen beziehungsweise können. Für Verwaltung und Betrieb des Schachtes sollen nur einige wenige Gebäude übrig bleiben, darunter die Schachtanlagen.

„Zu der Abrissparty möchten wir gern eingeladen werden“, schreibt die Bürgerinitiative Umweltschutz (BI). Allerdings werde der Öffentlichkeit wieder einmal Salz in die Augen gestreut, denn der Kern des Projekts, die Schachtanlage, bleibe erhalten. BI-Sprecher Wolfgang Ehmke: „Der Rückbau der Oberflächenanlagen ist reine Kosmetik, eine weiße Landkarte bei der Endlagersuche ist das nicht. Dazu müssen die Hohlräume und Strecken unter Tage verfüllt werden.“

Für die grüne Bundestagsabgeordnete Julia Verlinden sind dies erste Schritte in die richtige Richtung: „Natürlich wäre mir eine sofortige Aufgabe des Standortes Gorleben lieber, aber mit den jetzt eingeleiteten Schritten wird ein deutliches Zeichen gesetzt, dass Gorleben nicht wieder über Nacht zum Top-Standort für Atommüll gemacht werden kann.“

 

Ganz anders bewertet der Betriebsrat der DBE die Ankündigung von König. Nach Ansicht von dessen Chef Peter Ward würden die Mitarbeiter „auf Null gefahren“, sobald der Offenhaltungsbetrieb beginne. Dem widerspricht das Bundesamt für Strahlenschutz: „Von konkreten Mitarbeiterzahlen ist nie die Rede gewesen. Minister Wenzel hat schon 2014 von Minimalbetrieb gesprochen.“ BfS-Präsident König hatte zur Frage des Personals vor der Endlagerkommission lediglich geäußert: „Die Frage, wie viel Personal für die Umsetzung der Planungen sowie für den Offenhaltungsbetrieb notwendig ist, obliegt der DBE.“