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Tischlerprüfung Schreibtisch selbst entworfen und gebaut

Sie haben es geschafft: Sechs Tischler-Azubis sind nun Gesellen.

Von Anke Pelczarski 04.08.2015, 13:15

Salzwedel l Die Anspannung bei den sechs Auszubildenden legte sich am Sonnabend langsam im Foyer der Berufsbildenden Schulen in Salzwedel. Die Prüfungskommission hatte gerade entschieden: Alle haben bestanden. „Es war eine gute Qualität“, urteilte Lars Peters, Vorsitzender der Prüfungskommission.

Sechs bis sieben Wochen vor dem Termin müssen die Lehrlinge einreichen, was für ein Gesellenstück sie bauen wollen. Dann haben sie Zeit, dieses anzufertigen. „Es ist für sie am Ende der dreijährigen Ausbildung die erste Arbeit, die sie von der Planung übers Zuschneiden bis zum fertigen Ergebnis vorweisen müssen“, erklärte Lars Peters. In diesen Zeitraum falle zudem eine Arbeitsprobe für ein vorgegebenes Teil, das in sechs bis sieben Stunden hergestellt werden müsse. Das sei individuell für jeden Lehrling.

Am Sonnabend prüften die Kommissionsmitglieder Lars Peters, Klaus-Dieter Krüger, Mathias Loth sowie die Fachlehrer Jürgen Grüttner und Raik Dannies, ob die vorgegebenen Eigenschaften bei den Gesellenstücken eingehalten waren. Die Unikate fanden ihre Zustimmung.

Besonders strahlte Marvin Stender aus Gardelegen, als er seinen Sideboard präsentierte. Denn neben diesem stand ein Kasten Bier. „Den hat mir mein Lehrer spendiert“, erzählte der junge Mann. Dieser hatte gewettet, dass der Azubi die Prüfung nicht schaffe. „Wenn das der Ansporn für den Prüfling ist, sich richtig anzustrengen, dann bezahle ich das Getränk gern“, merkte Jürgen Grüttner an, der sich freute, dass alle den Abschluss erfolgreich gemeistert haben.

Vor drei Jahren hätten zwölf Lehrlinge die Tischler-Ausbildung begonnen, erinnerte sich der Fachlehrer. Manche von ihnen hätten gesundheitliche und familiäre Probleme gehabt, so dass sie aufgehört hätten. „Die sechs, die fertig geworden sind, werden ihren Weg gehen“, zeigte er sich optimistisch.

Darunter ist auch Michelle Behn aus Böddenstedt, die sich besonders durchbeißen musste. Denn sie ist Mutti des mittlerweile vierjährigen Samuel. „Ich hatte eine Lehre als Grafikdesignerin absolviert. Doch das war nicht ganz so das Richtige“, schilderte die junge Frau. Da sie schon immer etwas Handwerkliches machen wollte, habe sie dann entschieden, das Tischlerhandwerk zu erlernen. „Wenn mich meine Eltern und Großeltern nicht so gut unterstützt hätten, dann hätte ich das wohl nicht geschafft“, zeigte sie sich dankbar. Sie betreuten den Kleinen, damit seine Mama gut lernen konnte. Der Junge betrachtete neugierig, was alles entstanden ist. „Im Kindergarten baut er auch gern“, erzählte Michelle Behn. Die junge Frau hat einen speziellen Schrank für Schmuck als Gesellenstück angefertigt. „Ich möchte gern mehr ins Gestalten gehen“, blickte sie voraus. Doch erstmal hat sie einen befristeten Vertrag in ihrem Ausbildungsbetrieb. Da will sie ihr Bestes geben. Ansporn dabei ist sicher auch, dass sie nach der bestandenen Prüfung genauso wie ihre Mit-Lehrlinge jetzt Gesellenlohn erhält.

Ob es im neuen Schuljahr an den Berufsbildenden Schulen auf dem Fuchsberg in Salzwedel eine neue Tischler-Klasse geben wird, ist noch nicht endgültig klar. „Derzeit gibt es sechs Anmeldungen. Es könnten über Maßnahmeträger aber noch mehr werden. Das entscheidet sich aber erst noch“, wusste Lars Peters. Zwölf Schüler sollten es schon sein. Ein Grund für zurückhaltende Bewerbungen sei wohl, dass das Handwerk nicht so attraktiv sei, meinte der Prüfungskommissions-Vorsitzende. „Es werden aber gute Fachkräfte gebraucht“, fügte er hinzu. Dazu würden auch die sechs frisch gebackenen Gesellen gehören, die am 26. August in Stendal freigesprochen werden.