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Stadtfest Von Nonnenpförzchen und Schaustellerforellen

Der Nysmarkt wird am 2. Oktober in Salzwedel eröffnet. Die Volksstimme blickt auf seine jahrhundertealte Geschichte zurück.

29.09.2015, 10:46

Salzwedel l Ohne Wenn und Aber ist der Nysmarkt das größte Volksfest der Salzwedeler, dessen Tradition bis in das Mittelalter zurück reicht. Auch in diesem Jahr findet der Dionysius-Markt am ersten Oktoberwochenende (1. bis 4. Oktober) statt. Von einer ursprünglichen Dauer von acht Tagen ist die Länge über die Jahre auf vier Tage zusammengeschrumpft und er fand einige Zeit gar nicht statt, bis die Tradition 1990 wiederbelebt wurde. Ehemals wurde er nach beendeter Nachmittagspredigt vom Marienkirchturm ein- und ausgeläutet.

Seinen Namen verdankt der Markt dem Tag des Dionysius, dem ersten Bischof von Paris, am 9. Oktober und findet gewöhnlich vom Donnerstag bis zum Sonntag statt. Der Heilige Dionysius wurde im dritten Jahrhundert nach Gallien geschickt, um dort die Worte des Christentums zu verkünden. In den Zeiten des Katholizismus wurde am Dionysiustage in der Marienkriche eine feierliche Messe gelesen, zu der eine Menge Menschen aus der benachbarten Gegend nach Salzwedel kamen.

Die Krämer und Handwerker sahen es als eine willkommene Gelegenheit an, um ihre Waren loszuwerden.In einer Zeit ohne Autos und Bahnlinien kam die Landbevölkerung nicht so häufig in die Stadt. Deshalb waren die Märkte ein besonderer Anreiz, um allerlei Einkäufe zu besorgen.

Aber wie war der mittelalterliche Markt damals aufgebaut? Am Brückengeländer der Mönchskirche und am Schulwall standen die „Mordgeschichten“, ist im Stadtarchiv nachzulesen. Die auf Leinwand gemalten grausigen Bilder wurden mit schaurigem Gesang und Leierkastenmusik untermalt und jagten den Kindern der Umgebung einen so mächtigen Schrecken ein, dass sie abends kaum schlafen konnten. Zwischen der Schule und dem Schernikowschen Grundstück hatte man eine reiche Auswahl an Geschirr und Töpfen aller Größen und Formen. An der Ecke des Mönchskirchhofes zum Paradeplatz stand stets das Alpenhäuschen mit Alpenbrot und gebrannten Mandeln.

Früher wurden dort jahrzehntelang die sogenannten „Nonnenpförzchen“ (kleine Schmalzkuchen) gebacken, die warm aus der Tüte gegessen wurden. Daneben Schießbuden, Stände mit türkischem Honig aus Konstantinopel (heute Istanbul), Schmalzgebäck aus Mainz oder Rostbratwürstchen und viele weitere Leckereien.

So hatte die Bevölkerung ihre Freuden, aber auch die fahrenden Besucher versorgten sich in Salzwedel mit Gemüse und Winterkartoffeln. Und da im Oktober gerade die Zeit der grünen Heringe war, wurde so manche „Schaustellerforelle“ verspeist und mit einem Weißbier heruntergespült. Mit den Jahren kamen und gingen die verschiedensten Stände, Geschäfte und Attraktionen und formten den heutigen Nysmarkt.