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local-heroes Ein Lebensprojekt für junge Musiker

1500 Bands haben zwölf Monate um den Einzug in das local-heroes-Finale 2015 gekämpft. 13 Bands haben den Einzug geschafft.

25.10.2015, 16:50

Salzwedel l Musik verbindet – ein Gedanke, der 1989 Musiker beider Seiten der ehemaligen innerdeutschen Grenze auf die Idee gebracht hatte, einen Nachwuchsförder- wettbewerb ins Leben zu rufen. Von einer regionalen wurde der Newcomer-Contest schon bald zu einer deutschlandweiten Veranstaltung. Die Musiker-Plattform, die sich dadurch vernetzt hat, ist mittlerweile zu einem europäischen Projekt geworden. Da den Überblick zu behalten, das ist die Aufgabe von Julia Wartmann, die in diesem Jahr den Staffelstab von Dieter Herker – er hat das Projekt mitgegründet – übergeben bekommen hat.

Julia, Du bezeichnest local-heroes selbst als Herzensangelegenheit. Nun leitest Du die Geschicke und Dein erstes Bundesfinale als Projektleiterin steht an. Wie geht es Dir dabei?

Julia Wartmann: Für mich ist es so, dass sich dieses Projekt richtig und ehrlich anfühlt. Bevor ich zu local-heroes gekommen bin, habe ich in der Wirtschaft gearbeitet und habe für einen weltweiten Konzern die Pressearbeit gemacht. Dort habe ich gemerkt, dass das nicht ich bin. Ich bin nicht die Person, die für Wirtschaftsinteressen Marketing machen kann und da nicht voll und ganz dahinter stehen konnte.

Was fühlt sich denn für Dich richtig an?

Local-heroes, da es das vereint, was ich mir auf unserer Erde wünsche. Dass wir auf unsere Werte achten, dass wir ehrlich miteinander umgehen und dass es nicht immer nur um das Geld geht.

Seit 1989 ist der Grundgedanke von local-heroes, jungen Musikern kostenlos eine Plattform zu bieten, um sie zu fördern. Warum ist dieser Wettbewerb auch heute noch so wichtig?

Viele Kinder werden musikalisch-sozialisiert. Durch das Elternhaus, durch die Schule, vielleicht auch durch die Medien. Es kommen einfach immer wieder junge Menschen nach. Aus diesem Grund ist das Projekt auch nie inaktuell. Eine Plattform und kostenlose Auftrittsmöglichkeit, das bleibt bei local-heroes immer modern.

Ist es aber nicht so, dass Ihr Euch umstrukturieren musstet, weil von Jahr zu Jahr weniger Bands am Wettbewerb teilnehmen?

Das ist richtig. Jedoch muss man dabei immer auch die Zahlen sehen. Wir haben generell einen demografischen Wandel. Es ist also nur natürlich, dass es weniger Musiker gibt. Letztendlich wird es irgendwann wieder eine Bewegung geben, in der es mehr Bands geben wird. Man kann auch nicht sagen, dass es weniger Musik gibt, sie verändert sich halt immer wieder.

Was genau meinst Du damit?

Es ist halt momentan so, dass es mehr DJs, mehr elektronische Musik gibt, die auch bei den jungen Menschen gut ankommt.

Könnte man local-heroes dahingehend öffnen?

Ja, das wäre toll. Warum sollten wir nicht auch DJs dabei haben? Nun lassen sich natürlich Bands der populären Musik nicht mit DJs vergleichen. Ich glaube jedoch schon, dass man da einen eigenen Contest aufziehen könnte. Da habe ich auch schon mit Dieter Herker drüber gesprochen, der angeregt hat, dass man eine Art Elektro-Heroes irgendwann mal veranstaltet. Um sich dahin gehend zu erweitern.

Mir ist jedoch aufgefallen, dass in Salzwedel immer weniger junge Menschen Lust darauf haben, ein Instrument zu erlernen. Könnte das denn irgendwann ein Problem für den Wettbewerb werden?

Ich sehe das weiterhin trotzdem nicht als Problem. Was wir brauchen ist eine Strukturförderung. Dass wir ansetzen, Kinder schon früh mit Musik in Kontakt zu bringen. Das haben viele Bundesländer in den vergangenen Jahren versäumt. Mit dem Ergebnis, dass Smartphones und Computerspiele überwiegend die beliebtesten Hobbys werden. Und gerade da ist dann ein Projekt wie local-heroes wichtig. Oder auch ein Verein wie Aktion Musik, um bei Kindern anzusetzen und zu zeigen, dass Musik Spaß macht.

Warum glaubst Du ist Musik so wichtig?

Musik bringt so viele Zusatzqualifikationen, was zum Beispiel mit einem Smartphone nicht möglich wäre. Man muss sich in einer Band absprechen, zusammen Ideen entwickeln, kreativ sein, wodurch man das Zwischenmenschliche fördert.

Dass Kreativität und ein gutes Zusammenspiel etwas bringen kann, zeigen die 13 Bands, die in zwei Wochen, am 7. November auf der Kulturhausbühne in Salzwedel stehen werden. Auf was dürfen sich denn die Zuhörer freuen, wenn sie an dem Tag zum Bundesfinale kommen?

Es wird im Foyer des Kulturhauses eine Wohnzimmer-Bühne geben. Und Howie von Yagaloo wird eine Band nach der anderen auf eine Couch zum Interview bitten. Mir hat immer noch ein wenig das Flair gefehlt. Jetzt soll sich das mit dem Wohnzimmer, das von Mitgliedern des Forest-Jump-Vereins aufgebaut wird, ändern. Hinzu kommt, dass es eine Fotoecke geben wird, die sich unsere FSJ-lerin ausgedacht hat. Worüber wir wirklich begeistert sind. Und zum ersten Mal soll es auch eine Aftershowparty für die Gäste geben.