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Milchmarktkrise Kein Patentrezept gegen das Preistief

Über Auswege aus der Milchmarktkrise diskutierte die Landtagsabgeordnete Dorothea Frederking (Bündnis 90/Grüne) mit Landwirten.

Von Antje Mewes 28.11.2015, 02:00

Winterfeld l Das Thema ist brisant. Viele Milchviehhalter sehen aufgrund der anhaltend niedrigen Erzeugerpreise die Existenz ihrer Betriebe bedroht und stecken in Liquiditätsengpässen. Entsprechend groß war das Interesse an der Veranstaltung: „Milchmarktkrise - Welche Zukunft haben Milchviehbetriebe in Sachsen-Anhalt?“ am Donnerstagabend in Winterfeld. Die aufgestellten Plätze reichten nicht, vor allem Landwirte aus der Region hatten sich eingefunden. Eingeladen hatte die Landesfachgruppe Landwirtschaft und Forsten von Bündnis 90/Die Grünen Sachsen-Anhalt. Im Podium saßen die Grünen-Landtagsabgeordnete Dorothea Frederking, Christian Schmidt, Vorsitzender des Fachausschusses Milch beim Bauernverband Sachsen-Anhalt, und Peter Schuchmann, Landesvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM). Die beiden Herren sind zudem selbst praktizierende Landwirte mit Milchviehhaltung. Die Drei stimmten das Publikum mit Analysen und Lösungsansätzen auf das Thema ein, die die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Wege aus der Milchmarktkrise verdeutlichten.

Die Bündnisgrünen wollen den Trend „Wachse oder Weiche“ stoppen und setzen auf „Klasse statt Masse“. Frederking sprach sich eindeutig für eine Anpassung der Milchmengen an die europäische Nachfrage aus. Damit war sie genau auf einer Wellenlänge mit Peter Schuchmann. Der BDM favorisiert eine Verringerung des Milchangebots, da nicht absehbar sei, dass sich die Nachfrage in absehbarer Zeit deutlich steigere. Schuchmann sprach sich dafür aus, ein effizientes Milchmarkt-Krisenmanagement mit einer Monitoringstelle auf EU-Ebene zu installieren. Stattdessen herrsche Chaos. „Es geht darum, welche Mengen zu welchen Preisen abzusetzen sind“, sagte er. Ihm gehe es um feste Regeln für den Markt, ohne die wirtschaftliche Freiheit der Betriebe einzuschränken. Er forderte die Unterstützung des Bauernverbandes dafür ein, der, was die Produktionsmengen anbelange, augenscheinlich den Status Quo beibehalten wolle.

Der angesprochene Christian Schmidt sah eine Begrenzung der Milchmengen als schwierig an, weil andere Länder wie beispielsweise Irland oder Holland eventuell nicht mitziehen könnten. Stattdessen sieht er im Ankurbeln des Exports, „in Länder, die kein Gunststandort wie Deutschland sind“ einen Ausweg aus dem Preistief. Zudem müssten die Molkereien die Wertschöpfung erhalten.

Eine Strategie, der die Grünen und der BDM nichts abgewinnen können, sie sei keine nachhaltige Lösung. „Milch für die Welt“ gehe nicht nur zulasten des Preises, sondern auch von Umwelt und Tierwohl, so Frederking.

In einem waren sich die Anwesenden einig, dass schnell eine Lösung gefunden werden muss. Mit finanziellen Hilfen, um die Liquidität zu erhalten – die Grünen regen Bonuszahlungen für Betriebe an, die sofort ihre Milchmenge reduzieren, beispielsweise über verringerte Kraftfuttergabe.

Zudem wurde gefordert, den Milcherzeugern mehr Mitsprache bei der Preisgestaltung einzuräumen. Verpackungen sollten eindeutiger so gekennzeichnet sein, dass der Verbraucher nachvollziehen kann, wo die Milch herkommt, um Regionalität herzustellen.