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Katharinenkirche Riskante Rettung für den Hohen Chor

In der Salzwedeler Katharinenkirche hat die Rettung des Hohen Chores begonnen. Ohne Risiko ist das Vorhaben allerdings nicht.

Von Alexander Walter 26.01.2016, 01:00

Salzwedel l Seit Montag ist der Hohe Chor der Katharinenkirche verriegelt. Gerüstarbeiter setzten am Mittag in luftiger Höhe die letzte Platte einer ganzen Wand aus Sperrholz ein. Kein Besucher wird damit in den nächsten Monaten die Grenze zwischen Hauptschiff und dem vom Einsturz bedrohten Ostteil der Kirche passieren können. Viel wichtiger aber ist: Die Trennwand soll verhindern, dass Mengen an Staub aus dem Chor in den Hauptteil der Kirche gelangen.

Das ist notwendig. Denn in diesen Tagen beginnen im Chor die lang ersehnten Arbeiten zur Rettung des Gewölbes. Nachdem Probebohrungen bereits im Herbst erfolgten, soll eine Maurerfirma zunächst die vorhandenen Risse im Gewölbe sichern, sagte Architekt Jan Bodenstein bei einer Bauberatung.

Anschließend werde ab April Flüssigbeton in den Boden unter den tragenden Pfeilern des Gebäudes eingebracht. Der Beton spielt die entscheidende Rolle für das Rettungsprojekt. In Form zahlreicher Einzelsäulen soll er im Untergrund einem weiteren Absinken des Fundaments vorbeugen und damit den Einsturz des Gewölbes verhindern. Ohne Risiko ist das Unterfangen allerdings nicht. Erfahrungen bei der Sanierung des Westvorbaus vor drei Jahren hätten gezeigt, dass Gewölbe während der Fundament-Stabilisierung noch einmal um einige Zentimeter absinken können, sagte Jan Bodenstein.

Die Folge: Das Einsturzrisiko könnte trotz Sicherung durch die Maurer zumindest kurzzeitig noch einmal steigen. „In der Nacht vor dem Setzen der ersten Betonsäule werde ich deshalb auch schlecht schlafen“, sagte Bodenstein. Gelingt die Stabilisierung aber – und davon gehen derzeit alle Beteiligten aus – ist der heikelste Teil geschafft. Anschließend folgen nur noch kosmetische Mörtel- und Malerarbeiten an den dann ruhenden Rissen.

Die Sanierung des Hohen Chores nutzen Kirchengemeinde und Kirchenkreis zugleich für eine Wartung der Fenster des Gewölbes. Glasrestauratorin Andrea Wilde wird dabei prüfen, ob die vor 25 Jahren eingebaute Schutzverglasung für die mittelalterlichen Buntglasfenster noch intakt ist. Fest steht bereits: An einigen der übrigen Fenster aus Weißglas müssen neue Scheiben eingesetzt werden. Auch die Fenster werden während der Bauarbeiten übrigens durch Schutzwände von innen verdunkelt.

Wann die Sanierung des Hohen Chores insgesamt abgeschlossen ist, steht noch nicht fest. „Ich denke aber, man wird in einem Jahr schon wesentlich mehr sehen können“, erklärte der Architekt. Die Katharinen-Gemeinde hat ihren Teil zum Gelingen des Projekts unterdessen bereits geleistet. Die benötigten 30 000 Euro Spenden seien zusammengekommen, sagte Gemeindekirchen-Ratsvorsitzender Frieder Oßwald. Insgesamt rechne er auch jetzt noch mit den ursprünglich veranschlagten 400 000 Euro Gesamtkosten für das Projekt.

Das wäre wesentlich weniger als für die Sanierung des Westvorbaus vor zwei Jahren benötigt wurden. Wegen unerwartet aufwändiger Fundamentarbeiten kosteten die Arbeiten am Ende rund 1 Million Euro. An der Rettung des Hohen Chores sind finanziell neben dem Kreiskirchenamt auch der Bund, das Land, die Lotto-Toto-Gesellschaft und mehrere Stiftungen beteiligt.