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Feuerwehren Nachwuchs auf dem Chefsessel

Zwei junge Westaltmärker haben sich mit großem Engagement an die Spitze ihrer heimischen Feuerwehren gearbeitet.

Von Marco Heide 05.04.2016, 03:00

Lüge/Gerstedt l Die Feuerwehren in der Altmark klagen durch die Bank weg über Nachwuchsprobleme. In Lüge und Gerstedt ist aber zumindest theoretisch die Wehrleitung für die nächsten 40 Jahre gesichert. Denn die dortigen Feuerwehren haben mit Christian Wolf (23) und Christoph Rodewohl (24) mit die jüngsten Wehrleiter in Sachsen-Anhalt.

Christoph Rodewohl übernahm den Posten in Gerstedt bereits 2013 im Alter von 21 Jahren. „Mein Vater ist aktiver Feuerwehrmann. Auf dem Dorf gehst du dann als kleiner Junge mit hin, zumal mich die Technik interessiert hat“, blickt der junge Mann zurück. Ähnlich war es auch bei Christian Wolf. Neben seinem Vater sind auch noch der Onkel und zwei Cousins bei den Brandbekämpfern.

„Feuerwehr zieht einen jungen Bengel einfach an“, erklärt der 23-Jährige. Vor allem die Wettkämpfe hatten es Christian Wolf schnell angetan. Erst war er zum Zuschauen und Anfeuern dort, später lief er selbst mit und kam schließlich über den Feuerwehrsport zur aktiven Truppe.

2009 absolvierten Christoph Rodewohl und Christian Wolf ihren Grundlehrgang. Obwohl sich beide aus der Schule kennen, brachte sie die Feuerwehr schon früh zusammen. Denn ohne es vorher zu wissen, trafen sich die beiden bei ihrem Grundlehrgang und begannen quasi gemeinsam ihre Feuerwehr-Laufbahn.

Für Christoph Rodewohl ging es dann als erstes auf den Chefsessel. „Ich habe mir im Vorfeld schon Gedanken gemacht, ob ich mit 21 Jahren der Richtige für den Posten bin“, gibt der Gerstedter zu. „Ich konnte aber viele Junge für die Wehr werben und für den Brandschutz gewinnen. Das war für mich der ausschlaggebende Punkt“, erinnert sich Christoph Rodewohl und erläutert, dass es als Jungspund in einer insgesamt jungen Truppe einfacher sei.

Für Christian Wolf spielte es bei der Frage, ob er die Wehrleitung übernimmt, ebenfalls eine Rolle, dass seine Truppe ziemlich jung ist. „Wir haben eine gute Wehr. Hier bewegt sich etwas“, erklärt Christian Wolf. Außerdem könne er sich bei der Ausbildung auf die Gruppenführer verlassen. Denn bei einem sind sich die beiden Jung-Wehrleiter, die während der Woche in Magdeburg arbeiten, einig: Ohne einen erfahrenen Stellvertreter vor Ort, könnten sie ihren Job nicht vernünftig machen.

Doch es ist nicht ausschließlich ein Nachteil, dass während der Woche rund 100 Kilometer zwischen den beiden Führungskräften und ihren Wehren liegen. Denn viele Weiterbildungen finden in Heyrothsberge bei Magdeburg statt, also vor der Arbeitshaustür der beiden Altmärker.

In der Landeshauptstadt bilden Christoph Rodewohl und Christian Wolf die Wehrleiter-WG. „Ich habe nach meinem Abitur 2011 in Magdeburg zunächst ein Studium begonnen. Das war aber nichts für mich“, erinnert sich Wolf. Sein Kumpel Christoph gab ihm 2012 dann den Tipp, dass Mercedes noch Mechatroniker-Lehrlinge suche. Seit dem sind beide bei dem gleichen Arbeitgeber, teilen sich eine Wohnung und leiten in ihrer Freizeit eine Feuerwehr.

Bei ihrer Arbeit als junge Wehrleiter haben beide bisher keine Ablehnung durch Kameraden erlebt. „Die meisten kennen mich schon viele Jahre und wissen, dass ich ein korrekter Typ bin. Natürlich werde ich Fehler machen, aber ich bin auch bereit, diese zu korrigieren und daraus zu lernen“, sagt Christian Wolf, der erst im März diesen Jahres als Leiter der Wehr Lüge und der Löchgruppe Molitz gewählt wurde. „Ich habe von Anfang an gesagt, dass sich jeder bei mir melden kann, wenn er mit etwas nicht einverstanden ist. Und wenn man alle Lehrgänge besucht und die Kameraden merken, dass bei einem auch Wissen dahintersteckt, kommen keine Sprüche“, berichtet Christoph Rodewohl über seine Erfahrungen.

Mit einem Problem sehen sich die beiden Wehrleiter aber dennoch konfrontiert. Die finanzielle Ausstattung der Wehren werde immer schlechte, meint Rodewohl. Das Aufgabenspektrum werde immer größer, verweist der Gerstedter darauf, dass die Feuerwehrarbeit immer stärker mit technischer Hilfeleistung zu tun hat. Um künftig noch genügend Aktive im Brandschutz zu haben, die auch bereit sind, Zeit in Weiterbildung zu investieren, müsse das Land finanzielle Anreize schaffen, erklärt Christian Wolf. Denn eines sollte man nie vergessen: „Feuerwehrleute opfern ihre Freizeit und setzen sich im Ernstfall einer erheblich Gefahr aus“, macht Christoph Rodewohl deutlich.