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Tasse Kaffee Neuland zu beschreiten, ist für ihn Alltag

Jörg Ullmann ist Chef des Klötzer Algenproduzenten Roquette. Mit der Volksstimme spricht er über sich und sein Unternehmen.

Von Siegmar Riedel 16.04.2016, 01:01

Klötze l Seine „Spielwiese“ ist rund 1,2 Hektar groß. In 500 Kilometer langen Glasröhren wachsen darin mikroskopisch kleine Pflanzen. Hinter diesen Zahlen steckt die Algenfarm Roquette am Stadtrand von Klötze, deren Geschäftsführer Jörg Ullmann ist. Seit dem Jahr 2004 gestaltet er das Unternehmen maßgeblich mit. Algen und Produkte daraus sind inzwischen zu seinem Lebensinhalt geworden, denn auch privat beschäftigt er sich mit den kleinen grünen Alleskönnern. Und dabei begann alles mit einem Zufall.

Der Karl-Marx-Städter (heute Chemnitz) studierte Biologie sowie Innovations- und Führungsmanagement. Als er einen Job suchte, fiel ihm eine Stellenanzeige auf. „Sie war etwas schwammig und unklar verfasst“, erzählt Jörg Ullmann. Doch gerade das machte ihn neugierig. Er bewarb sich, wurde zum Gespräch eingeladen und als Produktionsleiter der Algenfarm eingestellt. „Der Algenanbau war für mich neu, faszinierte mich aber. Das ist abseits vom Normalen“, berichtet Ullmann.

Als Vorreiter der Algenproduktion müssen die Klötzer ständig neue Wege beschreiten. Für Jörg Ullmann ist das zum Alltag geworden.

Sein Einstieg ging einher mit der Wiederinbetriebnahme des damals insolventen Unternehmens. Viele Aufgaben mussten bewältigt werden: Die Algenproduktion sollte zum Laufen gebracht werden, das Vorhandene optimiert, das Labor ausgebaut und eine Sammlung von Algenstämmen angelegt werden. Genau das Richtige für einen ambitionierten Neueinsteiger wie Jörg Ullmann.

„Es gab viel zu lernen und wir lernen immer noch“, sagt er überzeugt. „Innerhalb kürzester Zeit haben wir das alles geschafft und produzierten eine sehr gute Mikroalge Chlorella.“

Noch heute ist die Chlorella das Flaggschiff der Firma. Doch die Angebotspalette ist inzwischen weitaus vielfältiger geworden. Auch daran hat Jörg Ullmann maßgeblichen Anteil. Klötze als Standort der Algenproduktion sollte langfristig entwickelt werden. Der Fokus ist deshalb einerseits auf die Produktentwicklung in der Farm gelegt worden und andererseits auf die Entwicklung gemeinsam mit den Kunden. Zudem mussten die Märkte gesichert werden.

In der Folge machte das Unternehmen zwei Neuausrichtungen durch. Die erste begann 2008, als das französische Familienunternehmen Roquette die Klötzer Algenfarm kaufte. „Unsere Vision waren Algen als pflanzliche Rohstoffquelle“, erinnert sich Jörg Ullmann. Mit einem Fermenter, einer Anlage für die Massenkultur von Mikroorganismen, zog eine zweite Technologie ein. Dafür war Roquette Spezialist, die Klötzer für den Anbau der Algen in den Röhren. „Hier kam das passende Knowhow zusammen“, veranschaulicht Ullmann.

Der zweite Schritt der Neuausrichtung setzte 2012 ein, als Jörg Ullmann Betriebsleiter wurde. Neu ist, dass nicht mehr nur eine Alge angebaut wird, sondern ein gutes Dutzend. „Wir wollen Komplett­anbieter für Mikroalgen sein“, erläutert er.

Jörg Ullmann besucht regelmäßig Messen und Fachtagungen, hält Vorträge. 2015 war er auf der Weltausstellung in Mailand. Inzwischen stehen immer mehr Lebensmittel mit Algenanteil in den Märkten der Region: Eis, Riegel, Getränke. „Die Akzeptanz der Menschen für Algen steigt“, freut sich Ullmann. Wen wundert es da, dass auch in der privaten Küche der Familie viel mit Algen experimentiert wird.