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Kein Streik Hartmann: „Ich bin stolz auf euch“

Keine Lohneinbußen, Rückkehr zur Tarifbindung - die Mitarbeiter des Nettgauer Glunz-Werkes können zufrieden sein.

Von Walter Mogk 19.05.2016, 04:00

Nettgau l „Das ist ein enormes Ergebnis, wir haben 100 Prozent von dem eingefahren, was wir gefordert haben“, jubelte IG-Metall-Verhandlungsführer Wilfried Hartmann gestern auf einer Informationsveranstaltung für die Mitarbeiter des Nettgauer Glunz-Werkes über das Verhandlungsergebnis, das am Vortag in letzter Sekunde mit der Unternehmensleitung erzielt wurde. Wichtigster Punkt dabei: Die Glunz AG hat den Ausstieg aus der Tarifbindung zurückgenommen und verzichtet auf den angestrebten Haustarifvertrag. Damit sind alle bisher geltenden tariflichen Regelungen wieder gültig und die Mitarbeiter erhalten auch die für die Holz und Kunststoff verarbeitende Industrie in Sachsen-Anhalt vereinbarten Lohnerhöhungen.

„Das war nur möglich, weil wir alle als Mannschaft gestanden haben und ihr euch für eure Interessen eingesetzt habt. So eine geschlossene Belegschaft wie hier in Nettgau habe ich lange nicht erlebt, ich bin stolz auf euch“, lobte Hartmann das Engagement der Glunz-Werker, die nach zwei Warnstreiks zuletzt zu 98 Prozent für den unbefristeten Arbeitskampf gestimmt hatten, der ursprünglich gestern beginnen sollte.

Noch Freitagnachmittag habe Glunz-Vorstand Jan Bergmann angerufen und um weitere Verhandlungen gebeten. „Sie wollten einen Streik mit allen Mitteln verhindern und waren bereit, auf unsere Forderungen einzugehen“, erzählte der Gewerkschafter.

Zunächst wollte Glunz den Abschluss einer Haustarifregelung auf Basis des Flächentarifvertrages durchsetzen. Doch darüber konnten sich beide Seiten, die am Dienstag seit 10 Uhr in Hannover zusammensaßen, nicht einigen. Nach viereinhalb Stunden zog das Unternehmen schließlich die Reißleine und kehrte in den Arbeitgeberverband als tarifgebundenes Mitglied zurück. „Da ein Vertreter des Arbeitsgeberverbandes dabei war, haben wir das gleich schriftlich fixiert“, erklärte Wilfried Hartmann. Mindestens bis zum 31. Dezember 2017 verzichtet das Unternehmen auf einen erneuten Austritt.

Das Unternehmen steht dem Verhandlungsergebnis eher kritisch gegenüber. „Wir haben uns letztlich für diesen Schritt entschieden, um weitere negative Auswirkungen durch Arbeitskampfmaßnahmen abzuwenden.

Dies betrifft insbesondere die Sicherstellung der Lieferfähigkeit gegenüber unseren Kunden“, betonte Vorstandsmitglied Jan Bergmann. Dem Ziel der „nachhaltigen Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unseres Unternehmens und damit auch der Beschäftigungssicherheit an unseren Standorten“ bringe das Verhandlungsergebnis im Fall Nettgau jedoch keinen Schritt näher. Glunz-Vertriebschef Peter Farber hatte zuvor während der Infoveranstaltung erklärt, dass mehrere Großkunden der Möbelindustrie und des Handels angesichts des drohenden Streiks „abspenstig geworden sind“. Ein Drittel des Beschichtungsumsatzes sei in Gefahr, deshalb sei es für das Unternehmen um Schadensbegrenzung gegangen.