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Versteigerung Bahnhof Mechau kommt unter den Hammer

Wer will, wer will, wer hat noch nicht: Ab Freitag können Interessenten den Mechauer Bahnhof ersteigern.

Von Malte Schmidt 26.05.2016, 01:01

Mechau l Der Putz bröckelt von den Wänden, die Ziegel auf dem Dach sind in die Jahre gekommen, Farbe platzt von den Balken und Holzfenstern, Pflanzen bahnen sich ihren Weg entlang der Straße: Der Bahnhof in Mechau, erbaut zwischen 1920 und 1922, ist in keinem sonderlich guten Zustand. Das könnte sich jedoch in den kommenden Monaten und Jahren ändern, denn das geschichtsträchtige Gebäude und das Grundstück werden ab Freitag in Leipzig versteigert. Mindestgebot: 9000 Euro.

Beim Anblick des Gebäudes, das an der Bahnhofsstraße 14 in Mechau steht, hat der Betrachter ein Déjà-vu. Das hat auch einen ganz bestimmten Grund: Die Hauptgebäude aller Bahnhöfe auf der Strecke zwischen Salzwedel und Arendsee waren aus Kostengründen damals baugleich. Lediglich farblich wurde bewusst darauf geachtet, dass sie unterschiedlich aussehen.

Es war das Jahr 1891, in dem bereits die Stadtväter von Salzwedel, Arendsee und Seehausen über eine Ost-West-Bahnverbindung durch die nördliche Altmark nachgedacht haben. Diese ersten Pläne scheiterten jedoch ebenso wie der zwischenzeitliche Plan einer Kleinbahnverbindung von Arendsee nach Pretzier mit Anschluss an die Strecke Salzwedel-Magdeburg.

Im Jahre 1904 einigten sich endlich alle am Bau interessierten Gemeinden darauf, eine Strecke von Salzwedel über Arendsee nach Wittenberge über Geestgottberg zu bauen. Erst im Jahr 1912 wurden die Planungsunterlagen der in Hannover zuständigen Behörde eingereicht. Im darauffolgenden Jahr erfolgte schließlich die Zustimmung für den Bau der Eisenbahnstrecke zwischen Salzwedel und Wittenberge. Durch den Ersten Weltkrieg wurde das Vorhaben vorübergehend gestoppt. Erst im Jahr 1919 nahm man die Arbeiten an der Strecke wieder auf, wodurch das Gebäude in Mechau fertiggestellt werden konnte. Der erste Zug fuhr am 3. Mai 1922 am Bahnhof in Mechau ein. Stillgelegt wurde die Strecke dagegen im Jahr 2004.

Ein positives Beispiel dafür, dass man ein Bahnhofsgebäude dieser Art sehenswert restaurieren kann, ist der Bahnhof in Harpe. Dieser ist von Enno Poppinga von 2012 bis heute in mühseliger Arbeit erneuert worden (wir berichteten). Das es sich jedoch lohnt, sieht man anhand des Bahnhofs in Harpe, zweifelsohne.

Die Mechauer dürfen also gespannt sein, wer „ihren“ Bahnhof käuflich erwerben und ihn vielleicht detailgetreu restaurieren wird, denn erst ab morgen beginnen die Auktionen. Diese können sich bis zum 31. Mai hinziehen.

Auch wenn der neue Eigentümer kurzfristig keinen Zugverkehr vor seiner Haustür haben wird, könnten schon bald Draisinen an der Bahnsteigkante entlang rollen (die Volksstimme berichtete). Der Verein Outdoor Sports Altmark ist mit der Deutschen Regionaleisenbahn (DRE), der die Strecke gehört, in Gesprächen. Ziel ist es, die Gleise zwischen Salzwedel und Arendsee für Draisinenfahrten zu nutzen, solang kein Zug über die Gleise rollt.

Die Strecke wäre eine der längsten Draisinentouren in ganz Deutschland. Mit weiteren Draisinen-Enthusiasten aus dem Wendland – dort gibt es ebenfalls potenzielle Strecken für solche Fahrten ‑ hofft der Verein die Region Altmark-Wendland zu einer Region für Draisinen-Tourismus zu entwickeln.

Ein weiterer Plan ist, die Strecke wieder für den regulären Schienenverkehr zu nutzen. Perspektivisch möchte die DRE die Strecke von Salzwedel über Arendsee nach Wittenberge reaktivieren. Sollte irgendwann die Chance bestehen, dass wieder ein Zug auf der Strecke rollt, „verschwinden wir ohne zu murren“, macht Andreas Gödecke, Mitglied des Outdoor Sports Altmark Verein, deutlich. Doch so lange möchten er und seine Mitstreiter das Gleis touristisch nutzen. Seite 2