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Wirtschaftsstandort Schöne Altstadt, ferne Autobahn

Salzwedel gilt bei ansässigen Unternehmen als durchaus attraktiv. Die Verkehrsinfrastruktur erhält aber schlechte Noten.

Von Alexander Walter 27.05.2016, 01:01

Salzwedel l Als der Aryzta-Konzern vor wenigen Wochen das Aus für das Fricopan-Werk in Immekath ankündigte, begründete die Geschäftsführung das unter anderem mit der schlechten Verkehrsanbindung. Auch wenn der Betriebsrat des 500 Mitarbeiter zählenden Werks das Argument als vorgeschoben kritisierte, Tatsache ist: Kaum eine Region in Deutschland ist heute weiter von einer Autobahn entfernt als die Altmark.

Das gilt in Immekath wie in Salzwedel. Längst nicht bei allen Standortfaktoren ist Salzwedel mit Immekath vergleichbar. Vor dem Hintergrund des drohenden Aus für Fricopan wollte die Volksstimme trotzdem von Salzwedeler Unternehmen wissen, was sie an der Hansestadt schätzen, und wo sie Handlungsbedarf sehen. Als größten Mangel gaben die drei mittelständischen Unternehmen DEBA, Kraiburg und Gornig interessanterweise die Verkehrsin-frastruktur an: Eine „deutlich bessere Anbindung an das Autobahnnetz“ oder zumindest positive Signale zur Anbindung der Region in einem überschaubaren Zeitraum wünscht sich etwa DEBA-Geschäftsführer Dietrich von Gruben.

Die „nach wie vor schlechteste Autobahnanbindung in Deutschland“ bemängelt Georg Stockhammer, Geschäftsführer des Gummi-Produzenten Kraiburg Relastec. Und: Die „Autobahn ist mindestens eine Stunde entfernt, egal welche man erreichen möchte“, kritisiert auch Eckhart Steffens, Geschäftsführer des Unternehmens Gornig.

Doch auch bei den Bundesstraßen sehen die Unternehmer Handlungsbedarf. „Lkw, die von der A2/A7 kommen, können die ansonsten gute Verbindung über Brome (B 248) nicht nutzen“, bemängelt Eckhart Steffens. Ein Kritikpunkt, den auch Dietrich von Gruben teilt. Für verbesserungswürdig halten die Geschäftsführer von DEBA und Gornig außerdem die Bahnanbindung Salzwedels. „Optimal wäre ein ICE-Halt“, sagt Steffens.

Die Geschäftsführer von DEBA und Gornig wünschen sich aber auch schnellere Datenverbindungen und die Attraktivitätssteigerung der Stadt für die Jugend: Es falle schwer, junge Menschen, die ihre Ausbildung in Salzwedel abgeschlossen haben, auch hier zu halten, sagt Steffens.

Auch dadurch bedingt falle es Unternehmen mitunter schwer, genügend Fachkräfte zu finden. Wünschen und Kritik steht eine ganze Reihe von Punkten gegenüber, die die Unternehmer an Salzwedel schätzen. „Dass wir immer wieder gut ausgebildete Menschen für unser Unternehmen finden und relativ schnell beschäftigen können“, nennt Georg von Stockhammer als Standortvorteil.

Kraiburg könne sich gut in Salzwedel entwickeln und arbeite eng mit Stadt und Behörden zusammen. Für Salzwedel spreche darüber hinaus, dass sich die Altstadt „optisch schön“ entwickelt habe. Ausdrücklich hebt Stockhammer dabei das Kunsthaus als Standortplus hervor, allein ein modernes Hotel für Geschäftsgäste fehle. „Großteils fleißige und verständige Mitarbeiter“ lobt auch Dietrich von Gruben. Er und Eckhart Steffens schätzen ebenfalls das „attraktive, historische Stadtbild“ Salzwedels.

Selbst bei der Verkehrsanbindung sehen beide Punkte, die für Salzwedel sprechen. So gebe es eine „gute Bahnanbindung zu den Metropolen Berlin und Hamburg sowie nach Magdeburg, wenn auch nur zu bestimmten Zeiten“, sagt Eckhart Steffens. Und: Die B71 sei eine gute Anbindung zur A14, wenn auch „sehr voll“, sagt Steffens.

Als Fazit ergibt sich damit ein gemischtes Bild: Während Salzwedel mit engagierten Fachkräften, seiner Altstadt und einer relativ guten Lage zwischen den Metropolen punkten kann, fehlen aus Sicht der befragten Unternehmen vor allem leistungsfähige Straßen, aber auch die berühmten Datenautobahnen und mehr Angebote für junge Leute.

Die Fakten sprechen trotzdem für die Stadt. Während andernorts die Wirtschaft schrumpft, setzen Kraiburg und DEBA derzeit auf Wachstum. Sie erweitern ihre Flächen am Standort Salzwedel.