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Dorffest 700 Jahre: Pretzierer schreiben Geschichte

Pretzier feiert am Wochenende sein 700-jähriges Bestehen. Im Mittelpunkt dürfte dabei eine 400 Seiten starke Orts-Chronik stehen.

Von Alexander Walter 01.06.2016, 15:44

Salzwedel l Wenn Manfred Wernecke und Uwe Gade am Freitagabend in der Gaststätte Spurgat hinter das Rednerpult treten, werden sie am Ziel einer echten Herkulesaufgabe stehen. Ende 2014 hatten die beiden Rentner bei einer Weihnachtsfeier die zunächst harmlos wirkende Idee, anlässlich der bevorstehenden 700-Jahrfeier eine Chronik über ihren Ort zu schreiben. Hätten die beiden gewusst, dass ihnen die Befragung Dutzender Haushalte, Gespräche mit Betrieben sowie umfangreiche Recherchen in Archiven und alten Schriftstücken bevorstehen würde, sie hätten es sich vielleicht noch einmal anders überlegt.

So aber ist ein in der ungekürzten Fassung mehr als 417 Seiten starkes Werk entstanden. Es enthüllt einiges über Pretzier, das bislang unbekannt oder verschollen geglaubt war. Dank Hinweisen aus der Bevölkerung fanden Gade und Wernecke etwa alte Vereinsfahnen wieder und stießen auf den mittelalterlichen Bericht über den Verkauf eines Hofes vom 13. Juli 1316, in der das Dorf „Prischier“ bei Salzwedel erstmals urkundlich erwähnt wurde. Die geladenen Gäste der Festsitzung am Freitagabend dürfen gespannt sein.

Die Vorstellung der Chronik soll stimmungsvoller Auftakt für ein ganzes Festwochenende unter dem Titel „700 Jahre Pretzier“ sein. Ortschaftsrat, Betriebe und Vereine haben dabei ein umfangreiches Programm zusammengestellt (Details siehe Infokasten).

Dabei beginnt das Fest am Sonnabendvormittag zunächst mit einem Jubiläum im Jubiläum: Die Agrarerzeugermeinschaft Pretzier lädt anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens zu einem Tag des offenen Hofes. Besucher können hier hinter die Kulissen des Betriebes schauen oder sich bei den Ausstellungen von Oldtimerfreunden, Feuerwehr und der Firma SCM Solar umschauen. Die Grundschule Pretzier sorgt außerdem mit einem eigens einstudierten Programm für Unterhaltung.

Um 14 Uhr folgt mit dem Umzug vom AeG-Gelände zum Festzelt hinterm Feuerwehrgerätehaus der Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten. „Sportverein, Feuerwehr, Landfrauen, Betriebe und Oldtimerfreunde sind dabei“ sagte Ortsbürgermeister Herbert Schulze. Um 15 Uhr will Schulze anschließend die Gäste offiziell begrüßen. Nach einer kurzen Andacht mit Diakon Joachim Thurn folgt das Nachmittagsprogramm.

Neben Darbietungen der Feuerwehr wollen Mitglieder des Sportvereins dabei Einblicke in ihr Hobby geben. Die Salzwedeler Skater der Gruppe Goodfoot und das Team des Forest- Jump-Festivals werden eine Skaterbahn aufbauen. Kinder sollen beim Ponyreiten sowie auf einer Hüpfburg auf ihre Kosten kommen. Unter dem Titel „Wir aus Pretzier!!!“ wollen es die Veranstalter am Abend krachen lassen. Im Festzelt laden sie zur Disco mit DJ Ramon. Hartgesottene können gleich wach bleiben. Schon um 10 Uhr startet am Sonntag der letzte Akt des Festes beim Frühschoppen mit Blasmusik. Für Unterhaltung sorgen dabei die Jüngsten der Pretzierer Kindertagesstätte mit einem Programm.

Bei allen Aktivitäten zieht sich die Chronik von Manfred Wernecke und Uwe Gade wie ein roter Faden durch das Festwochenende.

So ist sie auch Hintergrund für die Pflanzung einer Säuleneiche am Kriegerdenkmal am Sonnabendnachmittag. „Wenige Meter weiter stand bis in die 1960er Jahre eine alte Säuleneiche“, berichtete Herbert Schulze am Dienstag. Als sie, innen bereits ausgehöhlt, gefällt wurde, soll sie rund 700 Jahre gezählt haben, so der Ortsbürgermeister. Eine Eiche, ähnlich alt also wie das Dorf Pretzier selbst – auch das ein Ergebnis der Recherche von Uwe Gade und Manfred Wernecke. Mit der neuen Eiche wollen die Pretzierer nun nicht nur an die Jubiläumsfeier ihres Dorfes erinnern, sondern symbolisch den Weg für die nächsten Jahrhunderte ebnen.

„Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen“, sagte Herbert Schulze. Er und die Organisatoren hoffen auf viele Besucher – auch aus Salzwedel und der Region.