Altperverstraße Stillstand im Quartier

Zuletzt gab es hoffnungsvolle Signale zur Zukunft der Altperverstraße in Salzwedel. Inzwischen haben sich viele Pläne zerschlagen.

Von Alexander Walter 30.08.2016, 03:00

Salzwedel l Wenn Bernd Niepel an die Altperverstraße denkt, steigt Ärger in ihm auf. „Die Straße ist in einem beschämenden Zustand“, sagt der Anwohner der benachbarten Chüdenstraße. Vor allem mit Blick darauf, dass die Hansestadt in jüngster Zeit verstärkt Touristen anlockt, müsse hier unbedingt etwas passieren.

Besonders ärgert Niepel die sogenannte Hansekogge – eine Wand aus Holzpaletten, die die Baulücke Altperverstraße 25 neben dem Club Hanseat verschönern soll. Nach dem Abriss eines ehemaligen Geschäftsgebäudes 2004 hatte die Stadt für die Gestaltung einen Ideenwettbewerb ausgeschrieben. Doch der Siegerentwurf des Salzwedelers Hartmut Rompel wurde aus Geldnot nie zu Ende gebracht. Noch heute fehlen eine echte farbliche Gestaltung, Masten und Segel. Und so wirke die Kogge auf viele Passanten einfach nur wie eine Bretterwand, sagt Niepel.

Michael Wolter, Geschäftsführer des Hanseat, würde sich ebenfalls die Beendigung der Arbeiten an der Kogge freuen. „Eigentlich sollte sie die Altperverstraße als Kulturmeile verschönern und für uns werben“, sagt er. Im jetzigen Zustand sei das aber nicht der Fall.

Nicht nur an der Kogge gibt es wenig Bewegung. Auch an der per Ersatzvornahme durch den Altmarkkreis abgerissenen Ruine der einstigen Gastwirtschaft gegenüber der Alten Münze tut sich jedenfalls sichtbar nichts. Bernd Niepel, der 1993 in der Chüdenstraße ein historisches Haus erworben und saniert hat, empfindet den Zustand des Areals als unhaltbar. „Wenn etwas abgerissen wird, muss es doch in einen akzeptablen Zustand gebracht werden“, sagt er. Niepel bezweifelt zudem, dass der vorgenommene Teilabriss ausreicht, um die Sicherheit zu gewährleisten. Tatsächlich liegt beispielsweise der Teil einer Häuserwand völlig frei am Bürgersteig. „Was ist, wenn da Kinder drüber klettern?“, fragt er.

Auf Anfrage der Volksstimme zur Zukunft des Geländes erteilte Kreissprecherin Birgit Eurich zuletzt dieselbe Auskunft wie schon einige Wochen zuvor: „Für den Verkauf des Grundstückes hat der Altmarkkreis einen Nachtragsverwalter beauftragt. Nach letzten Rücksprachen gibt es noch kein Ergebnis. Die Verkaufsverhandlungen laufen noch.

Gleich daneben sind deutliche Risse im seit Jahren leerstehenden „Wandeschen Haus“ erkennbar. Ehrgeizige Pläne für eine millionenschwere Investition in einen Brauerei- und Hotelkomplex im Jahr 2014 haben sich zerschlagen. Auch ein neues Dach kann nicht verhindern, dass das Haus Stück für Stück immer weiter verfällt.

Auch auf der gegenüberliegenden Seite gibt es für die einstige Kneipe Fürst Bismarck an der Altperverstraße 20 auf absehbare Zeit keine Perspektive. Die Industrie- und Handelskammer mit Sitz in der Alten Münze (Nummer 22) hatte Haus und Grundstück 2014 zwar gekauft und auf dem Hof einen Parkplatz für die Mitarbeiter eingerichtet. Für das Gebäude selbst verfolge die IHK aber auch auf lange Sicht keine weitergehenden Pläne, bestätigte Filial-Geschäftsführer André Rummel auf Anfrage.

Die IHK hatte das Gebäude ursprünglich erwerben wollen, um es dem Verein Arbeitskreis Salzwedeler Altstadt (ASA) als Ersatzquartier anzubieten. Im Tausch sollte der ASA seine Gebäude (Nummer 26 bis 28) der IHK übergeben, die diese für den Eigenbedarf sanieren wollte. Weil sich beide Parteien nicht auf eine Lösung einigen konnten, liegen die Verhandlungen seit 2014 auf Eis.

Ein kleines Hoffnungssignal kommt vor diesem Hintergrund von den Veranstaltern des Salzwedeler Stadtpicknicks. Mit den Erlösen des zweiten Salzwedeler Bürgerfrühstücks zu Gunsten der Altperverstraße sollten Mosaiksteine vor historischen Geschäften und Gebäuden verlegt werden. Die Entwürfe liegen nun vor. Die Verhandlungen mit den Eigentümern laufen.