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Heimaträtsel Als die Neuperverstraße abrupt endete

Das Volksstimme-Heimaträtsel ging in die 21. Runde. Wieder ging es um ein Stück Salzwedeler Stadtgeschichte.

Von Antje Mewes 21.01.2017, 00:01

Salzwedel l Innerhalb der Redaktion war das Rätselraten groß, um welchen Salzwedeler Straßenzug es sich bei der 21. Ausgabe des Heimaträstels handelte. Wer das historische Foto nur flüchtig betrachtete, kam nicht auf die Lösung. Dabei entstand die Aufnahme nur wenige Meter entfernt von den Volksstimme-Räumen: nämlich in der Neuperverstraße mit Blick in Richtung Burgstraße.

Thomas Riedl aus Salzwedel kommentierte das Foto entsprechend scherzhaft: „Ich würde sagen, da ist ein Volksstimme-Redakteur einfach aus der Redaktion auf die Straße gegangen, hat sich nach links gedreht und ein Foto gemacht. Ich meine, es ist die Neuperverstraße.“ Damit lag er natürlich goldrichtig.

Einen kleinen Wettbewerbsvorteil hatte Jens Nothnagel. „Das Bild kenne ich aus unserem Familienbestand, da einer meiner Vorfahren zu den ersten Fotografen in Salzwedel zählte“, schrieb der Salzwedeler per E-Mail. Die richtige Lösung lieferte er mit: „Auf dem Bild sind der Schwarze Adler, die Adler-Apotheke und die Burgstraße und die Reichestraße abgebildet. Jetzt führt dort statt der abgebildeten Häuser die Neuperver- straße weiter zum Lyzeum.“

Eva-Maria Riemer gab zu, dass sie nicht ohne Weiteres wusste, wo der Fotograf auf den Knopf gedrückt hatte: „Zuerst hatte ich einige Schwierigkeiten, das Bild einzuordnen. Irgendwie kamen mir die Gebäude bekannt vor. Aber die Gaststätte hatte ich noch nie gesehen. Beim genauen Betrachten der Gebäude rechts und links auf dem Foto machte es klick. Der Fotograf stand vor dem Schwarzen Adler. Die beiden Häuser im Hintergrund wurden vermutlich abgerissen, als die Neuperverstraße mit der Gertraudenstraße verbunden wurde. Links kommt man in die Burgstraße. In dem Eckhaus hatte Christamaria Meyer ihr Atelier.“ Die Entstehungszeit schätzt sie auf das späte 19. oder das frühe 20. Jahrhundert, weil noch keine Autos zu sehen sind und die Frauen lange Kleider tragen.

Ortskenntnis vermittelt Mark Bluhm mit seiner Einsendung, der das Motiv ebenfalls erkannte. „Die Neuperverstraße endete einst an der Einmündung zur Reichestraße, die damals noch bis zum Sieltor führte, welches die Alt- und Neustadt trennte. Den Namen Burgstraße gab es damals noch nicht“, schreibt der Salzwedeler. Das rechte Gebäude sei bis 1703 das Rathaus der Neustadt gewesen, später dann das Hotel „Schwarzer Adler“ und Stammhaus des Salzwedeler Baumkuchens. „Heute befinden sich dort das Restaurant „Amadeus“ und die Tourist-Information“, weiß Mark Bluhm.

Jürgen Burmeister aus Salzwedel hatte keine Schwierigkeiten zu erkennen, dass es sich um den Straßenzug der Neuperverstraße handelt. „Zu DDR-Zeiten Straße der Jugend“, erzählt er und weiß, dass die Häuser im Hintergrund um 1900 abgerissen wurden. Links sei die Adler-Apotheke. In dem Gebäude,in dem jetzt das Eiscafé ansässig ist, war früher der Frisiersalon von Dora Schwiebert, erinnert er sich. Sie sei Halbjüdin gewesen. Natürlich hat er auch das Gebäude des „Schwarzen Adler“ erkannt. Im heutigen Döner-Imbiss auf dieser Straßenseite sei früher ein Gemüseladen gewesen.

„Das Foto wurde von der Seite des Rathausturmes aufgenommen, rechts ist der Schwarze Adler und links die Adler-Apotheke“, ist sich Flora Kleinschrod sicher. Auch sie kann sich an den Frisiersalon von Dora Schwiebert erinnern und daran, dass das Eckhaus, in dem sich heute der Döner-Imbiss befindet, am Giebel mit Schindeln verkleidet war. „Auch an die Karren, wie sie auf dem Bild zu sehen sind, in denen Waren transportiert wurden, kann ich mich noch erinnern“, erzählt die 92-Jährige. Und sie ist sich ziemlich sicher, dass die Häuser, die im Hintergrund zu sehen sind, vor dem Ersten Weltkrieg abgerissen wurden.

Jutta Bock aus Salzwedel hat zweifelsfrei das Schild an der Adler-Apotheke erkannt. Die Häuserzeile, die schon seit langem abgerissen ist, konnte sie nicht irritieren. Auch der Schwarze Adler auf der rechten Bildseite sei ein eindeutiges Indiz, dass es sich um die Neuperverstraße handele.

Paul Thurm aus Duisburg musste lange knobeln, ehe er auf die Lösung kam. Der Groschen fiel, als er auf der rechten Seite den am Gebäude befestigten Adler erkannte. „Dann war klar, dass es sich um den Schwarzen Adler und die Neuperverstraße handelt“, erzählt der gebürtige Salzwedeler.

Zur Geschichte des Schwarzen Adlers hat Eberhard Schulz Interessantes zu berichten. Zu DDR-Zeiten sei dort die Nachtbar „Zur Spinne“ beheimatet gewesen. „Auch die Volkshochschule war im Schwarzen Adler eingemietet“, schreibt er.

Gewonnen hat Silke Dammholz aus Salzwedel.