Blitzer Rausreden hilft nichts

Heute vor 60 Jahren gab es den ersten Feldversuch mit einer Radarkontrolle. Auch zum Leidwesen der Autofahrer in Salzwedel.

Von Arno Zähringer 22.01.2017, 03:00

Salzwedel l Fotos sind ja eigentlich ganz nett; sie werden immer wieder gerne angesehen. Allerdings nicht, wenn sie per Post zugeschickt werden und der Fahrer oder die Fahrerin mehr oder weniger unvorteilhaft per Bild getroffen wurde. Und das Foto ist in der Regel teuer, weil es mit einer Strafe wegen zu schnellen Fahrens verbunden ist.

Schon von Berufs wegen hat Frank Semisch, Pressesprecher des Polizeireviers Altmarkkreis Salzwedel, mit Rasern zu tun. So zum Beispiel kurz vor Weihnachten, als sich die Kollegen mit einem Großmessgerät zwischen Pretzier und Ritzleben positioniert hatten.

Dort sind immerhin 100 Stundenkilometer erlaubt, allerdings keine 191, mit denen ein Autofahrer geblitzt wurde. Das dürfte ihm in den nächsten drei Monaten vermutlich nicht mehr geschehen, denn für diese Zeit muss er seinen Führerschein abgeben. Hinzu kommen ein Bußgeld von 600 Euro und zwei Punkte. Keine Sommersprossen, sondern Punkte in der Verkehrssünderdatei in Flensburg.

Im Zuständigkeitsbereich des Salzwedeler Reviers gibt es bislang 45 festgelegte Messstellen für das Großmessgerät ESO 3.0. „Davon befinden sich 26 innerhalb und 19 außerhalb geschlossener Ortschaften“, sagt Semisch. Am häufigsten wurden nachfolgende Messstellen genutzt: achtmal auf der Bundesstraße 71 Winterfeld (innerorts), sechsmal wurde auf der Bundesstraße 188 bei Miesterhorst (außerorts) und fünfmal bei Solpke (innerorts).

Bei 94 Einsätzen sind im Altmarkkreis Salzwedel 68 450 Fahrzeuge überprüft und dabei 3459 Überschreitungen der Geschwindigkeit festgestellt worden. „Für den Altmarkkreis eine ganz schöne Menge“, meint Semisch.

388mal kamen dazu die Handmessgeräte zum Einsatz. Dabei wurden 1038 Geschwindigkeitsüberschreitungen festgestellt. Dessen Kollegen müssen sich – sofern sie mit dem Handmessgerät unterwegs sind – auch immer wieder die gleichen Ausreden der Autofahrer anhören. „Wobei die der größte Teil von ihnen einsichtig ist“, berichtet Semisch. Meist seien sie unaufmerksam gewesen und deshalb nicht aufs Tempo geachtet. „Bislang ist es eine große Ausnahme, dass sich Autofahrer ausfallend gegenüber den Polizisten äußern“, freut sich der polizeiliche Pressesprecher. Manchmal komme allerdings schon die Frage: „Haben Sie nichts Besseres zu tun?“ Generell gehe es nicht um Geldeinnahmen, sondern vielmehr darum, die Autofahrer zu sensibilisieren, das vorgegebene Tempo freiwillig einzuhalten.

Deshalb positioniert sich die Polizei auch vor Schulen, Kindertagesstätten und anderen Gefahrenstrecken, die häufig auch schon mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung ausgeschildert sind.

Kein eigenes Blitzmessgerät hat der Altmarkkreis Salzwedel. „Zur Verkehrsüberwachung nutzt der Landkreis gemäß geschlossener Zweckvereinbarung das mobile Blitzmeßgerät der Hansestadt Salzwedel“, berichtet Pressesprecherin Birgit Eurich. Und sie hat Zahlen präsent: 2016 wurde an 24 Tagen geblitzt. Die schnellsten Raser waren zwischen 86 und 116 Stundenkilometern innerhalb von Ortschaften unterwegs.

Als Folge der Messungen durch den Landkreis sind 971 Verwarnungen ausgesprochen, 209 Bußgelder zugestellt und davon 43 Fahrverbote erteilt worden. Eurich macht deutlich, Ziele der Verkehrsüberwachung seien die Erhöhung der Verkehrssicherheit, die Verhütung von Unfällen sowie eine deutliche Reduzierung der Gefahrenstellen – insbesondere für Kinder und ältere Personen. Messstellen wurden im vergangenen Jahr deshalbinsbesondere vor Kindertagesstätten, Schulen und langen Ortsein- und Ausfahrten als Unfallschwerpunkte eingerichtet.