1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Heldenreise durch ein gemeinsames Leben

Ausstellung Heldenreise durch ein gemeinsames Leben

Im Kunsthaus Salzwedel wurde eine Ausstellung mit Werken des Künstlerehepaars Otto und Helga Geissler eröffnet.

Von Uta Elste 12.05.2017, 21:00

Salzwedel l Seine Welt ist die Malerei, ihre baut auf Ton. Jeder ist auf seine Weise kreativ, und doch – wer Otto und Helga Geissler erlebt, zweifelt keinen Augenblick daran, dass sie eins sind. Eins in der Kunst, und natürlich auch ein seit vielen Jahrzehnten miteinander verheiratetes Ehepaar, Eltern von drei Kindern und inzwischen stolze Großeltern mehrerer Enkel. Zwei von ihnen, Sarah Nabjinsky und Johanna Greil, sorgten am Donnerstag während der Eröffnung im Kunsthaus nicht einfach nur für den musikalischen Rahmen, sie machten ihren Großeltern eine musikalische Liebeserklärung am Flügel und auf der Geige. Glückwünsche zum Geburtstag gab es obendrein – Helga Geissler wurde am Donnerstag 80 Jahre alt.

Nach der Wende sind Helga und Otto Geissler nach Molitz gezogen, für Helga Geissler die Rückkehr in ihren Geburtsort. Dort leben sie für die Kunst und habe eine eigene Welt geschaffen, die Besucher nachhaltig beeindruckt. Eine Welt voller Kunst und spannender Geschichten, gleichzeitig auch eine Welt, deren Bewohner in sich ruhen, so dass man den Maler, wenn man ihn friedlich in der Morgensonne sitzend mit einer Katze auf dem Schoß antrifft, kaum zu stören wagt. Davon berichteten Achim Dehne von der Kunststiftung ebenso wie der Künstler Andreas Marquardt.

Otto Geisslers Lebensstationen gleichen der Heldenreise, wie sie der amerikanische Mythenforscher Joseph Campbell in seinem Buch „Der Heros in tausend Gestalten“ beschreibt, so Anne Buch von der Kunststiftung. Deshalb trage die Ausstellung auch den Titel „Heldenreise“, erläuterte sie den etwa 200 Gästen der Eröffnung in der vollbesetzen Aula des früheren Lyzeums. Ein Exemplar des Buches gab es daher auch als Geschenk.

In Otto Geisslers Bildern finden sich oft Themen aus der griechischen Mythologie und immer wieder Kassandra, die Seherin aus Troja, deren Warnung vor dem Pferd, dem vermeintlichen Geschenk der Götter, ignoriert wurde. In der Ausstellung sind aber auch Landschaften zu sehen, reale und ebenso erträumte, so Andreas Marquardt. Tipp für die Betrachter der Bilder: Genaues Hinsehen auf die Texte unter den Bildern lohnt sich. Des Öfteren entdeckt man dort auch die Widmung für „meine liebe Frau“.

Dass sie ihre Kinder kreativ fördern wollte und deshalb Ton von einer nahen Ziegelei holte, war einst der entscheidende Moment für Helga Geissler, beschrieb Volksstimme-Redakteurin Heike Liensdorf den Weg der Molitzerin zur Kunst. Helga Geisslers Werke entstehen nicht mit dem Tempo der rotierenden Töpferscheibe. Vielmehr wachsen sie langsam, während sich Empfindungen auf die Technik übertragen. „Für sie ist die Töpferei voller Wunder, unendliche Möglichkeiten liegen in einer handvoll Ton“, so Heike Liensdorf über Helga Geissler und die Entstehung ihrer Werke. Das Ergebnis sind einzigartige Keramiken, großformatige, urnenförmige Gefäße, Füllhörner und Sitzsteine, Helga Geisslers besondere Hommage an ihre altmärkische stein-reiche Heimat. Und alle Werke sind individuell, tragen auf der Oberfläche die Fingerabdrücke Helga Geisslers.

Die Ausstellung ist bis zum 23. Juli im Kunsthaus zu sehen. Am heutigen Sonnabend wird es um 14 Uhr eine Führung mit dem Ehepaar Geissler geben. Die Ausstellungen im Kunsthaus sind dienstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet, jeden ersten Donnerstag im Monat von 14 bis 20 Uhr und nach Vereinbarung.