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Blumenstrauß Verbündete gegen die Einsamkeit

Uta Severin begleitet in ihrer Freizeit ehrenamtlich Senioren der Tagesgruppe der Salzwedeler Volkssolidarität.

Von Alexander Walter 11.06.2016, 01:01

Salzwedel l „Ohne euch würde ich es nicht schaffen“, sagt Sabine Sopora am Dienstagvormittag im Gruppenraum der Salzwedeler Volkssolidarität (Voso). Die angesprochene Uta Severin neben ihr auf dem Sessel winkt ab. Es fällt der Ehrenamtlerin nicht ganz leicht, das Kompliment anzunehmen.

Doch sie hat es verdient. Seit Gründung der Senioren-Tagesgruppe im März 2015 ist Severin jede Woche hier, in der Voso-Begegnungsstätte im Südbockhorn. Sie hört zu, wenn die Gäste reden wollen, spielt und knobelt mit ihnen, geht mit ihnen spazieren, wenn sie an die frische Luft wollen.

Wegen ihres Engagements hat Gruppenleiterin Sabine Sopora ihre Helferin nun für den Blumenstrauß des Monats der Volksstimme vorgeschlagen. Als Uta Severin ihn am Dienstag nach dem Gespräch in den Händen hält, hat sie dann doch ein Lächeln auf den Lippen.

Wie häufig im Leben waren es auch bei Uta Severin Wendungen des Schicksals, die sie zur ehrenamtlichen Arbeit bei der Volkssolidarität geführt haben. Nach dem Tod ihres Mannes 2010 sucht die pensionierte Grundschullehrerin nach neuen Inhalten. Sie trainiert eine Kinder- und Jugendsportgruppe beim Turnverein Friedrich-Ludwig-Jahn. Doch nach zwei Jahren zerfällt die Gruppe.

Es ist schließlich die Mutter einer Freundin, die sie zur Tagesgruppe bringt. „Sie war immer sehr allein“, erzählt Severin. Deshalb sei sie mit ihr zum Sitzsport bei der Volkssolidarität gegangen. Als die Einrichtung dann im vergangenen Jahr die Tagesgruppe für Senioren gründet, ist die Mutter der Freundin eine der ersten regelmäßigen Besucherinnen.

Severin begleitet sie und findet Freude an der Arbeit. „Ich weiß, dass die Leute hier zuhause oft ganz allein sind“, erzählt sie. In der Tagesgruppe holen Severin und Sabine Sopora die Senioren gemeinsam mit den anderen Ehrenamtlern Helga Wendt und Wolfgang Jaeger zurück ins Leben. „Das ist eine riesige Aufgabe“, sagt Severin. Aber sie hilft gern, auch weil sie weiß, dass die Senioren nach ihrem Besuch viel ausgeglichener nach Hause gehen.

Unter den Ehrenamtlern hat sich Severin inzwischen den Ruf einer guten Zuhörerin erworben. Oft setzt sie sich zu einzelnen Senioren und nimmt sich für deren Sorgen Zeit, erzählt Sabine Sopora. „Du kannst sehr gut mit Menschen umgehen und strahlst so eine Ruhe aus“, lobt Sopora. Uta Severin winkt erneut ab.

So ruhig sei sie gar nicht, wendet sie ein. Und tatsächlich: Nach dem Tod ihres Mannes hat sie in vielem noch mal neu begonnen. So etwa mit dem Autofahren: „Ich fahre heute gern mit lauter Musik durch die Stadt“, erzählt sie. Doch nicht nur das: Mit ihren 71 Jahren geht die Salzwedelerin zahlreichen Hobbys nach. „Ich tanze gern, fahre Fahrrad und mache Nordic Walking mit dem Seniorenklub.“

Vielleicht ist Uta Severin ja deshalb so eine gute Zuhörerin. Der Sport und die Zeit mit anderen geben ihr Kraft. So lange sie gesund bleibt, will sie dann auch weiter für ihre Senioren da sein. „Wenn sie mich anstrahlen oder mir einen Kuss auf die Wange geben, gibt mir das so viel zurück.“ Sabine Sopora freut‘s. „Alle Rentner die herkommen, tun das gern“, sagt sie nicht ohne Stolz. Keiner sei bislang wieder gegangen. Uta Severin und die anderen Ehrenamtler haben daran entscheidenden Anteil.